Schmallenberg. Das Thema Sterben ist während der Corona-Pandemie näher an den Menschen gerückt. Über den eigenen Tod und die ehrenamtliche Arbeit.

Ja, die Corona-Pandemie hat die Themen Sterben und Leid noch einmal näher an die Gesellschaft gerückt. Auch an die Schichten, die sich zuvor damit kaum auseinandergesetzt haben. Die Angst vor einer Corona-Erkrankung spielt da genauso eine Rolle wie die teils schwerwiegenden Folgen einer Corona-Infektion.

Schon weitaus länger mit dem Thema Tod beschäftigt sich der ambulante Hospizdienst Schmallenberg. Frauen und Männer, die Menschen in den letzten Tagen und Stunden des Lebens nahe sind, die auch einfach nur zuhören oder starke Schulter sein können. Drei Mitglieder des Vorstands sind Margit Klauke, Stephanie Kotthoff und Dorothea Mönig. „Auch wenn die Pandemie bei vielen Menschen einen neuen Blick auf das Thema Sterben geworfen hat, war es für uns doch eine eher arbeitsarme Zeit“, erklären die drei.

Denn obwohl gerade in dieser schwierigen Zeit Nähe so wichtig gewesen wäre, war sie doch aufgrund von Kontaktregelungen und Besuchsverboten kaum möglich: „Wir sind seit Jahren mit Leib und Seele dabei. Es ist auch uns wirklich schwergefallen, dass wir nicht helfen durften, nicht dasein konnten.“

Sterben ist ein Räderwerk

Denn die Arbeit als ambulanter Hospizdienst, als Sterbebegleitung, habe viel mit Austausch, mit Empathie und Einfühlungsvermögen zutun. Für die Menschen dazusein, für die das Leben zu Ende geht, genauso aber auch für deren Familien und Angehörige zu stützen.

„Es geht aber um Mitgefühl, nicht um Mitleid“, sagt Stephanie Kotthoff. Es ist ihr Anliegen Nähe aufzubauen und zuzulassen, aber nicht mitzuleiden: „Man darf sich dann nicht mitreißen lassen, damit die nötige Unterstützung möglich ist.“ Sterben, das sei heute ein Räderwerk, werde in einzelnen Schritten abgearbeitet. Früher sei das anders gewesen, da blieb mir Zeit, mehr Austausch, mehr Denken an das Wesentliche.

Der Tod sei nichts Schönes, die Situation „natürlich nicht positiv“. „Aber wir erleben trotzdem viele schöne Momente, viel Dankbarkeit. Viele Gespräche sind sehr intensiv und gut“, erklärt Dorothea Mönig, „und man bekommt einen anderen Blick auf das Leben“, ergänzt Margit Klauke, die schon seit 14 Jahren Sterbebegleiterin ist. All das habe während der Corona-Pandemie gefehlt. Und nein, per Telefon oder Videocall gehe so etwas nicht, sagen die drei: „Wir hatten in der Zeit keine Begleitung. Nicht im Krankenhaus, nicht im Seniorenheim.“

Das sei traurig, denn sie wissen, dass der Bedarf da ist: „Wir fühlten uns auch ein bisschen hilflos. Aber die Zeit und die Kontakte waren limitiert. Aber wir wissen auch, dass niemand alleine sterben musste.“ Langsam laufe die ehrenamtliche Hospizarbeit wieder an, ist unter Einschränkungen möglich: „Durch die familiären Strukturen wird hier in der Region auch viel abgefangen. Allein-Sein gibt es auf dem Land nicht so wie vielleicht in Großstädten.“

Ängste nehmen

Doch den Tod verdrängen, das sei der falsche Weg, sagt Margit Klauke: „Gerade für viele junge Menschen ist er kaum greifbar. Sie möchten sich damit nur ungern befassen.“ Dabei muss das Thema keine Belastung sein, sondern schlichtweg ein rationaler Gedanke: „Es ist auch ein Lernprozess, denn das Sterben gehört zum Leben nunmal dazu.“

Deshalb engagieren sich Margit Klauke, Stephanie Kotthoff aktiv und Dorothea Mönig passiv ehrenamtlich im ambulanten Hospizdienst. Es geht nicht nur um das Leben und Sterben anderer, sondern auch um das eigene: „Durch die Arbeit bekommt man einen ganz anderen Blick drauf. Man lernt viel über sich und das Thema und das ist wichtig. Es geht auch um Selbstreflexion.“ Das sei vor Corona so gewesen, währenddessen und danach: „Wir wollen helfen, auch Ängste nehmen und dasein.“

Infobox

Aktuell besteht der ambulante Hospizdienst Schmallenberg aus 14 aktiven Begleiterinnen und Begleiter.

Die Ausbildung zum Sterbebegleiter dauert ein Jahr und besteht aus Seminaren wie Hospitationen.

Nach wie vor ist der Hospizdienst auf der Suche nach Nachwuchs.

Der Hospizdienst richtet sich an Menschen aller Konfessionen, Nationen und Weltanschauungen.

Weitere Informationen gibt es auf www.hospizdienst-schmallenberg.de oder bei Christine Knape unter 02972-6647