Meschede. Jeder will nach der Unwetterkatastrophe helfen, doch die, die in Meschede Hilfe organisiert haben, kommen an ihre Grenze und haben eine Bitte.

Während die Bilder der Unwetterkatastrophe noch auf die Menschen einströmen, fangen andere schon an Hilfe zu koordinieren. Doch das ist schwerer als gedacht. Karl-Heinz Schustereit vom DRK Meschede hofft, dass sich schon bald die örtlichen Hilfsdienste an einem Tisch zusammenfinden, um die Unterstützungsbereitschaft vor Ort zu lenken. Denn noch gibt es in Meschede keine zentrale Anlaufstelle und dadurch auch manche Schwierigkeit.

Direkte Hilfe aus Wennemen

Am Freitagnachmittag postet die Dorfgemeinschaft Wennemen, Bockum, Stockhausen ihre Aufruf. „Nicht labern, machen! Wennemen hilft“ für eine Familie, die an der Ahr alles verloren hat (s. Beisteller). Von dem Moment an steht das Telefon von Andreas Köster nicht mehr still. Rund 85 Anrufe erhält er innerhalb kurzer Zeit - alle wollen spenden. Vor allem Textilien, aber auch Hygieneartikel und Möbel. Dazu sieht er, wie sein Post Kreise zieht: „Jeder hatte den im WhatsApp-Status. Zu dem Zeitpunkt waren wir nur drei Leute und hatten einen Anhänger.“ Da sei ihm schon mulmig geworden. Zumal dann auch die ersten Meldungen kamen, dass die Annahmestellen der Caritas in Arnsberg-Sundern bereits überlaufen.

Die Hilfsbereitschaft in Wennemen war groß.
Die Hilfsbereitschaft in Wennemen war groß. © Privat | Privat

Ein zweiter Post aus Wennemen folgte „Stopp!“ hieß es da, man könne nur Spenden aus dem Ort annehmen. Letztlich, so sagt Andreas Köster im Rückblick sei es gut gelaufen. Die Freiwillige Feuerwehr um deren Leiter Matthias Knapp habe mit angepackt und auch einen weiteren Anhänger zur Verfügung gestellt. Johannes Simon vom gleichnamigen Edeka spendete Lebensmittel und viele Leute gaben Geldspenden ab. In der Südstraße habe man an der Dorfmitte einen Drive-in einrichten können, ohne dass ein Verkehrschaos entstand. „Und die Leute haben sich auch nicht beschwert, wenn sie warten mussten.“ Sonntag wurden die Spenden direkt bei der betroffenen Familie angeliefert, die versprach sie weiterzuverteilen.

„Die Hilfsbereitschaft aus dem Ort war toll“, freut sich Köster. Doch zwischendurch sei ihm schon anders geworden, und er habe sich gefragt, wohin er mit all den angekündigten Sachen soll. „Das meiste war gut sortiert, aber es gab auch fast schon unverschämte Anrufe nach dem Motto: ,Ich habe hier eine Esszimmer-Garnitur, die müsst ihr aber abholen.’“ Köster fragt sich: „Wo sollen die Leute denn jetzt Möbel hinstellen? Man hatte den Eindruck, dass manch einer so auch seine Sachen entsorgen wollte.“

Sammlung in Wehrstapel

Ähnlich lief es in Heinrichsthal-Wehrstapel. Da hatte Sonja Thamm vom Dorfverein gehört, dass in Arnsberg gesammelt werde. Bei Freunden fragte sie nach: „Hey, ich fahre nach Arnsberg, will noch jemand was mitgeben.“ Auch sie erlebte, wie sich ihre Anfrage verselbstständigte: „Am Ende des Tages waren mein Auto und ein Bulli voll und Arnsberg erklärt, man könne keine Spenden mehr annehmen.“

Mit Karl-Heinz Schustereit vom DRK Meschede überlegte sie, wie es nun weitergehen könne. Der signalisierte: „Wir nehmen die Sachen, aber gebt uns Zeit und sortiert vor.“ Zwei Stunden am Sonntag wurden dann in der Wehrstapler Schützenhalle gespendete Textilien, Putz- und Hygieneartikel sortiert und beschriftet. „15 Mädels haben sich spontan bereiterklärt zu helfen“, ist Sonja Thamm dankbar. Auch sie hat Dinge abgelehnt. „Inliner und Fahrräder sind sicher gerade nicht das, was den Familien in den Überschwemmungsgebieten hilft.“

Caritas rät: Sortieren!

Sortieren ist die wichtigste Aufgabe, wenn man Hilfsgüter verschicken will, das weiß auch Dagmar Dicke von der Caritas. Für die „Truhe“, eine Art Sozialkaufhaus, sortieren Caritas-Frauen seit Jahren Textilspenden - „und da kommt vieles, was wirklich unbrauchbar ist.“ Sie weiß: Sortieren nach Größe, nach Männer-,Frauen- und Kinderkleidung, nach Frühling, Sommer, Herbst und Winter, ist wichtig, wenn man mit seiner Spende den Hilfsdiensten nicht noch mehr Arbeit machen will. Bei ihr sind bisher noch keine Aufrufe angekommen, Hilfsgüter offiziell zu sammeln. „Ich weiß nur dass keine weiteren Textilspenden angenommen werden.“ Am besten sei es jetzt wohl, wenn man Geld spende.

DRK Meschede hofft auf koordinierte Hilfe

Das sieht auch Karl-Heinz Schustereit, der als ehrenamtlicher Koordinator des DRK-Trödel viel Erfahrung mit Sachspenden hat. „Bei uns ist Freitag und Samstag so viel abgegeben worden, dass wir nicht mehr wussten, wohin damit, vor allem, nachdem die Sammelstellen in Arnsberg keine weiteren Textilien angenommen haben.“ Er hat nun in Calle eine Lagerhalle gefunden, wo die Kisten und Säcke erstmal untergestellt werden können.

Auch die Wehrstapler Spenden werden Montagabend dorthin geliefert. Weitere Spenden kann er nicht annehmen. „Das ist alles schon jetzt viel zu viel.“ Er bittet darum, dass alle, die helfen wollen, Geld an eine der Hilfsorganisationen spenden. „Das ist doch das, was jetzt gebraucht wird. Eine alte Waschmaschine aus dem Hochsauerlandkreis an die Ahr zu schicken ist jetzt viel zu früh. Die haben da ja zum Teil noch nicht mal Strom.“ Solche Hilfe sei später wichtig und deshalb müsse auf lange Sicht koordiniert gesammelt werden.

Hilfe wird weiter dringend benötigt, wer Geld spenden will findet hier die regionalen Ansprechpartner mit Kontonummer: