Meschede. Daniel Rohleder ist einer von vielen Jung-Jägern im Hegering Meschede. Über die sich wandelnde Motivation und Faszination für Natur und Jagd.

Daniel Rohleder ist 27 Jahre alt, hat Betriebswirtschaft studiert und arbeitet im Projektmanagement - ein klassischer Bürojob also. Doch seine Freizeit verbringt er meist in der Natur. Und er ist Mitglied im Hegering Meschede e.V. Dort hat er in den letzten acht Monaten seinen Jagdschein absolviert und zählt nun zu den zahlreichen Jung-Jägern in Meschede und Umgebung.

Der Schießstand vom Hegering Meschede e.V. Hier üben unter anderem die Jagdschein-Anwärter.
Der Schießstand vom Hegering Meschede e.V. Hier üben unter anderem die Jagdschein-Anwärter. © Christina Schröer

Faszination Jagd meist familiär bedingt

Die Faszination Jagd und Wald ist bei ihm familiär bedingt. Auch in der Familie von Daniel Rohleder gibt es Jägerinnen und Jäger und so war für den gebürtigen Arnsberger früh klar, dass auch er eines Tages den Jagdschein absolvieren möchte. „Das ist tatsächlich bei vielen Jung-Jägern so, dass sie in die Fußstapfen ihrer Väter und Großväter treten,“ berichtet er.

Nicht zuletzt steckt bei Daniel Rohleder aber auch die Motivation dahinter, sich für nachhaltigen Fleischkonsum einzusetzen. „Früher war Jagen ja oft eher so ein Trophäen-Ding, heute geht es gerade vielen jungen Leuten um nachhaltiges Fleisch aus der Region“, erklärt her, dass Wildfleisch aus den heimischen Wäldern für ihn das beste Naturprodukt ist, das man bekommen kann. „Man kann Wildfleisch zwar offiziell keinen Bio-Stempel geben, da die Tiere ja nicht kontrolliert aufwachsen, aber natürlicher geht es ja gar nicht“, sagt der 27-Jährige.

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Hoher Zeitaufwand

Und so hat er für seinen Traum vom Jagdschein in den vergangenen Monaten viel Zeit investiert. Neben den festen Theoriestunden zweimal wöchentlich, die aufgrund der Corona-Bestimmungen statt im Vereinsheim des Hegerings, in der St.-Georgs-Halle stattgefunden haben, und Praxis-Übungen am Schießstand, müsse man auch weitere Stunden in der Woche für den Schein lernen und sich auf den Hosenboden setzen, um am Ende erfolgreich zu bestehen. „Ich lerne ziemlich schnell, würde aber schon sagen, dass man acht Stunden plus pro Woche für die Theorie einkalkulieren sollte. Man nennt den Jagdschein ja nicht umsonst das grüne Abitur“, so Rohleder.

Diesen Aufwand nehmen inzwischen immer mehr Interessierte auf sich, wie Hegering-Leiter Bernd Bertelsmeyer, der unter anderem für die Jäger-Ausbildung zuständig ist, bestätigt und erklärt: „Ein Drittel derjenigen, die in Deutschland einen Jagdschein machen möchten, interessieren sich vorrangig für die Natur, die anderen zwei Drittel haben auch Jagdambitionen. Wobei diese Verteilung für das Hochsauerland nicht ganz zutrifft, hier interessieren sich nahezu alle Jagdschein-Anwärter auch für die tatsächlich Jagd.“ Mit 4.000 Mitgliedern sei der HSK zudem der größte Kreis organisierter Jägerinnen und Jäger.

Hohe Nachfrage und volle Teilnehmerlisten

Das wirkt sich auch auf die Anmeldezahlen für den Jagdschein aus. Im vergangenen Herbst ist Daniel Rohleder mit etwa 40 weiteren Kandidaten in den Kurs gestartet, bis zur Abschlussprüfung habe man zwar sechs oder sieben Anwärter verloren, insgesamt liege man mit über 30 ausgebildeten Jägerinnen und Jägern beim Hegering Meschede aber noch deutlich über den Zahlen aus den Nachbarkreisen. „Die nehmen teilweise nur 20 Personen pro Jahr an“, erklärt Bernd Bertelsmeyer. Beim Hegering Meschede ist inzwischen auch die Liste für den Kurs voll, der im Herbst 2021 startet. Dabei sei das Teilnehmerfeld erneut sehr gemischt. „Bei uns war es wirklich ganz unterschiedlich, da sind Männer wie Frauen von 16 bis 60 dabei“, berichtet Daniel Rohleder.

Dass der Jagdschein in NRW extrem umfangreich und aufwendig ist, bewege leider immer mehr Interessierte dazu, sich ihre Lizenz auf anderem Wege zu besorgen, berichten Rohleder und Bertelsmeyer. So gebe es auch die Option, einen Schein innerhalb von 14 Tagen zu machen, der in Deutschland rein theoretisch den gleichen Wert hat, wie die achtmonatige Ausbildung. „Bei den Jägerinnen und Jägern, die ihre Scheine auf diese Art und Weise erlangen, ist das Wissen vergleichsweise wirklich bei null. Die können sich nicht vernünftig ausdrücken und benehmen sich im Wald wie in einem Videospiel“, so Bertelsmeyer. Seine Schützlinge, zu denen auch Daniel Rohleder zählt, seien dagegen bestens ausgebildet, wenn sie nach acht Monaten, oder wie in diesem Jahr coronabedingt nach zehn Monaten ihren Jagdschein in den Händen halten.

Hundeausbildung steht an

Und für die Zeit nach der Prüfung hat der 27-Jährige auch schon konkrete Pläne. Gemeinsam mit befreundeten Jägern, zu denen auch ein Berufsjäger zählt, möchte er ein eigene Revier pachten. Dort wird er dann in Begleitung mit seiner polnischen Bracke Amber auf die Jagd gehen. Doch bis es so weit ist, stehen weitere Lehrstunden für das Duo an. Dann nicht mehr in erster Linie für Daniel Rohleder, sondern für Welpe Amber, die noch viel Lernen muss, bevor sie als ausgebildeter Jagdhund auf so genannte Stöberjagd mit ihrem Herrchen gehen wird.

>>> Die Aktion Waldretter:

Um die von Borkenkäfer und Windwurf zerstörten Flächen in Südwestfalen wieder zu bewalden, braucht es nach Schätzung des Regionalforstamtes Wald und Holz etwa 100 Millionen neue Bäume. Ein großer Teil davon kann durch natürliche Erneuerung entstehen. Um aber klima-resistente Forste zu schaffen, brauchen wir Mischwälder, die Trockenheit, Stürmen und Schädlingsbefall widerstehen können.

Mit der Aktion „Waldretter“ will unsere Zeitung einen Beitrag leisten, um dieses Ziel zu erreichen. Wie wichtig das Thema ist, verdeutlicht diese Zahl. 26,9 Prozent der NRW-Fläche (oder 915.800 Hektar) besteht aus Wald. In unserer Region ist der Anteil noch größer.

Unsere Zeitung beteiligt sich auch finanziell an der Aktion. Für jeden neuen Leser pflanzen wir einen Baum in der Region. Der Verlag hat zugesagt, mindestens 1500 Bäume zu spenden. Für Leser, die einen neuen Leser werben, gibt es ein besonderes Angebot unter wp.de/aufforsten.

Wir laden alle ein, sich an der Wiederaufforstung von Südwestfalen zu beteiligen und selbst Waldretter zu werden. Das geht auf diverse Art und Weise:

Eine Baumspende ist ab einem Betrag von 5 Euro möglich. Dafür wird die Fläche gerodet und hergerichtet, ein Setzling gepflanzt und gepflegt. Und weil nicht jedes Bäumchen angeht, wird bei Bedarf noch mal nachgepflanzt. Ab einem Betrag von 50 Euro, also ab 10 Baumspenden, wird auf Wunsch eine Spendenquittung ausgestellt. Natürlich wählt jeder Spender selbst aus, in welchem Bereich zwischen Hagen und Siegen, Brilon und Schwelm das Bäumchen gepflanzt werden soll. Denn Wälder machen am meisten Spaß, wenn sie vor der Haustür liegen. Hier geht’s zur Spende: wp.de/waldretter.

Baumpate werden: Da die Wiederaufforstung eine Generationenaufgabe ist, kann man auch Baumpate werden. Für monatlich 10 Euro wird der Spender Pate einer 50 Quadratmeter großen Waldfläche, um für eine kontinuierliche Wiederaufforstung zu sorgen. Wer 19 Euro monatlich spenden möchte, wird Pate von 100 Quadratmetern Mischwald. Details: waldlokal.com/waldretter-projekt

Direktspenden sind möglich an: WaldLokal gGmbh; IBAN: DE79 4145 0075 0000 0283 57; Verwendungszweck: Waldretter/ und Ort der Aufforstung.

Die Partner des Waldretter-Projektes sind: Waldlokal gGmbH, Wald und Holz NRW, Regionalverband Ruhr Grün, Wirtschaftsbetrieb Hagen sowie die örtlichen Forstämter in der Region.

Auf unserer Internetseite wp.de/waldretter haben wir auch einen Baumzähler installiert. Auf diese Weise können Sie den Fortschritt der Aktion in regelmäßigen Abständen verfolgen