Meschede. Wer als Erstimpfung Astrazeneca erhalten hat, soll nun mit verkürztem Abstand einen mRNA-Impfstoff erhalten. Wo man diese Impfung nun bekommt.

Die Empfehlungen ändern sich wöchentlich, sodass Patienten, Hausärzte und Impfzentren kaum nachkommen. Zum Beispiel brauchen Genesene eine Zweitimpfung - die erhalten sie jetzt auch im Impfzentrum, aber nicht nur dieser Personenkreis. Was es jetzt für alle in der Region Meschede zu beachten gilt, die noch nicht doppelt geimpft sind.

Zwölf Wochen von der Erst- bis zur Zweitimpfung, so lautete lange die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Nun gibt es einen neuen Impferlass, der besagt, dass alle, die als Erstimpfung Astrazeneca erhalten haben als Zweitimpfung Biontech bekommen sollen. Und angesichts der sich weiter ausbreitenden Delta-Variante solle auch nicht mehr abgewartet werden, bis die zwölf Wochen um sind. Eine Impfung sei jetzt schon nach vier bis sechs Wochen möglich. Die weitere gute Nachricht: Es gibt jede Menge freie Termine für Erstimpfungen für alle, die 16 Jahre und älter sind und für Zweitimpfungen.

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Impfzentrum

Im Impfzentrum werde der neue Erlass jetzt auch umgesetzt, erklärt Martin Reuther, Pressesprecher des Hochsauerlandkreises. „Alle - auch alle die als Erstimpfung Astrazeneca erhalten haben - werden nun dort mit einem mRNA-Impfstoff geimpft.“ Ziel sei es, den Impfschutz vor der neuen Corona-Delta-Variante zu erhöhen. Personen, die im Impfzentrum bereits einen Termin für eine Zweitimpfung mit Astrazeneca haben, müssen nichts unternehmen, der Impfstoff wird automatisch umgestellt.

Allerdings sei dort nicht beabsichtigt Termine vorzuziehen. „Das ist technisch schwierig“, sagt Reuther. Es sei aber auch nicht nötig, „die meisten, die in Olsberg mit Astrazeneca geimpft wurden, haben mittlerweile die zwölf Wochen rum.“ Auch für Erstimpfungen gebe es jetzt ausreichend Termine. Und selbst Zweitimpfungen können dort einzeln gebucht werden.

Sechs Biontech-Impfungen sind hier aufgezogen. Dieser Impfstoff soll jetzt ausschließlich als Zweitimpfung verimpft werde
Sechs Biontech-Impfungen sind hier aufgezogen. Dieser Impfstoff soll jetzt ausschließlich als Zweitimpfung verimpft werde © Ute Tolksdorf

Laut Impferlass sind diese Termine vor allem für Genesene gedacht. „Diese Termin-Buchung ist für alle möglich, für die diese Zweitimpfung erforderlich ist“, sagt Reuther. Letztlich sei man über jeden froh, der sich impfen lasse. Er gehe aber davon aus, dass auch die Ärzte mittlerweile genug Biontech-Impfstoff und Spielraum hätten, um den Patienten mit einem kürzeren Terminabstand entgegenzukommen.

Die KVWL

Das sieht die KVWL als Interessenverband der Hausärzte anders. Dort erwartet man durch den neuen Impferlass „eine weitere nervenaufreibende Phase für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Region“ mit „glühenden Telefone“ und „verunsicherten Patienten“. Zugleich müssten Ärztinnen und Ärzte erklären, dass sie in dieser Woche noch nicht ausreichend mRNA-Impfstoff für alle Astrazeneca-Impflinge haben, die in den nächsten Tagen mit ihrer Zweitimpfung dran wären, so die KVWL.

Bestellen müssen die Ärzte ihren Impfstoff bis jeweils Dienstagmittag für die kommende Woche, sodass die Lieferungen für diese Woche die aktuellen Entwicklungen noch nicht abbilden. Nachbestellungen seien auch unter diesen besonderen Bedingungen nicht möglich. Nicht vergessen dürfe man auch den organisatorischen Aufwand, der mit der Verlegung von Zweitterminen für das Praxispersonal einhergehe. „Denn viele Patienten, die erst in ein bis zwei Monaten für die Zweitimpfung einbestellt worden wären, werden nun kurzfristig Termine noch in den Sommerferien vereinbaren wollen.“

Geht es wieder los, dass die Telefone in den Praxen glühen? Die KVWL fürchtet das. Die Hausärzte in der Region rechnen mit einem deutlich niedrigeren Ansturm als zu Beginn der Impf-Kampagne, da schon viele Patienten geimpft sind.
Geht es wieder los, dass die Telefone in den Praxen glühen? Die KVWL fürchtet das. Die Hausärzte in der Region rechnen mit einem deutlich niedrigeren Ansturm als zu Beginn der Impf-Kampagne, da schon viele Patienten geimpft sind. © Ute Tolksdorf

Die Ärzte

Eine allgemeingültige Aussage für die Mescheder Praxen zu treffen, ist kaum möglich. Dort sieht man dem erneuten Ansturm offenbar relativ gelassen entgegen. Die meisten Ärzte haben schon einen Großteil ihrer Patienten geimpft. Sie stellen sich jetzt auch auf eine erneute Nachfrage von denen ein, die die zweite Astrazeneca-Impfung vorziehen wollen. Der Impfstoff sei nun nicht mehr das Problem, hieß es, da man Biontech für Zweitimpfungen unbegrenzt bestellen dürfe. „Wir passen uns da an“, sagt beispielsweise Barabara Jellentrup von der Praxis Moser/Jellentrup. „Astrazeneca verimpfen wir nur noch als Zweitimpfung, wenn es ausdrücklich gewünscht wird.“ Wichtig für die Praxisorganisation sei aber, dass alle ihre Impftermine auch einhalten oder sie zumindest so frühzeitig absagen, dass die Praxen ihre Bestellungen anpassen oder Ersatz-Impflinge suchen können.

Hintergrund

Alle Bürgerinnen und Bürger ab 16 Jahren, die bislang noch keinen Termin für eine Erstimpfung erhalten haben, können weiterhin Termine für das Impfzentrum online über die KVWL auf www.116117.de buchen sowie telefonisch über 0800/11611702.

Ab dem 5. Juli können Genesene über die gleiche Adresse auch einen Einzeltermin für die Impfung im Impfzentrum Olsberg bekommen.