Velmede/Bestwig. Max Bathen ist Erster Zugführer der Jungschützen in der Bruderschaft Velmede-Bestwig. Nicht nur für ihn ist das Schützenfest etwas Besonderes.

Die Schützenbruderschaft St. Andreas Velmede-Bestwig hätte am kommenden Wochenende ihr Hochfest gefeiert. Wir haben mit Max Bathen, dem Ersten Zugführer der Jungschützen über die Faszination Schützenfest gesprochen.

Was bedeutet Ihnen das Schützenfest?

Max Bathen: Tatsächlich scheint es so, als würden durch das Schützenfest einmal im Jahr die Uhren anders laufen. Und das ist wohl das Wichtigste an der ganzen Sache. Leider hat man viel zu oft den Eindruck, dass jeder immer fürchterlich viel mit fürchterlich wichtigen Dingen zu tun hat. Dagegen scheint das Schützenfest eine der letzten Instanzen zu sein, für das sich die Leute mal ein Wochenende frei nehmen, oder im besten Fall sogar extra Urlaub beantragen. Scheinbar ist dies nicht ohne Grund der Fall. Das aktuell immer noch grassierende Virus hat nicht nur die Schützenfeste, sondern auch sämtliche anderen gesellschaftlich relevanten Feste und Feierlichkeiten lahmgelegt. Nachdem diese nun im zweiten Jahr in Folge ausfallen mussten, scheint der Ruf nach einem gesellschaftlichen Beisammensein immer lauter zu werden. Sobald man sich mit Bekannten trifft merkt man schnell, dass sich viele danach sehnen, endlich wieder feiern gehen zu können, um bekannte Gesichter wieder zu sehen und um neue Freundschaften knüpfen zu können. Das sagt schon viel über den Stellenwert eines Schützenfestes aus.

Gibt es einen Konflikt zwischen Jung und Alt?

Nein. Ein Schützenfest ist ein Fest für alle Generationen. Das ist gut so und es ist auch das, was ein Schützenfest ausmacht. Bei uns in Velmede-Bestwig ist es zum Beispiel so, dass unsere Bruderschaft in verschiedene Züge, die für die einzelnen Abschnitte stehen, unterteilt ist. Hinzu kommt dann noch, für den gesamten Doppelort, unser Jungschützenzug. Über das Jahr gesehen, hat jeder Zug seine eigenen Feste und Veranstaltungen. Aber am Schützenfest kommen dann alle zusammen und es wird in einer großen Gemeinschaft gefeiert. Genau so wie es für unsere Bruderschaft ein Anlass ist, dass alle Schützen zugübergreifend unsere Bruderschaft repräsentieren können, ist ein Schützenfest auch die Veranstaltung, bei der sich Jung und Alt zusammenfinden, zusammen ein Bier trinken und Spaß haben.

Auch interessant

Wie halten Sie es mit der Tradition?

Es gehört Sicherlich zur Identität eines Jungschützenzuges, die Gedanken und Vorstellungen zu den Themen Glaube, Sitte, Heimat zu hinterfragen. „Das haben wir immer so gemacht“ wird da als Argument nicht oder nur selten akzeptiert. In unserer Bruderschaft sind Angelegenheiten zum Wandel von Traditionen nie zu ernsthaften Streitthemen oder Konflikten geworden. Selbst wenn, gibt es wohl kaum Meinungsverschiedenheiten, die man nicht mit einem kühlen Blonden aus der Welt schaffen könnte. Generell herrscht bei uns aber sicherlich ein sehr gutes Zusammenspiel zwischen Jungschützenzug, den großen Zügen, dem geschäftsführendem Vorstand und allen Schützenbrüdern. Wir versuchen stets das Vereinsleben weltoffen und zeitgemäß vorzuleben und das alle gemeinsam.

Wie stark wirbt das Schützenfest für Toleranz und Integration?

Schützenfeste und die Vereine, die dahinter stehen, bekommen ja schnell das Prädikat erzkonservativ, typisch sauerländisch, typisch deutsch. Gerade das sind aber nicht die Werte, die einen Verein oder Bruderschaft ausmachen. Wir werben stets für neue Mitglieder, ganz gleich welcher Abstammung oder welcher Religion. So hat bei uns auch vor einigen Jahren unser Schützenbruder türkisch/kurdischer Abstammung, Kadir Yildiz, die Würde des Vizekönigs erlangt und unseren Verein mit repräsentiert.

 So schön war das Vogelschießen 2019.    
 So schön war das Vogelschießen 2019.     © Jürgen Kortmann

Was macht ein gutes Schützenfest aus?

Die besten Feste sind die, an die man sich nicht erinnern kann. Aber Spaß bei Seite. Eines der Highlights, das ich mit unserem Jungschützenzug auf Schützenfest erleben durfte war sicherlich unser 40-jähriges Jubiläum im Jahr 2018. Wir haben dafür alle Jungschützen aus der Gemeinde eingeladen, sind den Sonntag gemeinsam am Rathaus angetreten und konnten dann einen wunderbaren Festzug bilden. Im gleichen Jahr sind außerdem meine guten Bekannten Jörn Gerold bei uns Vizekönig und in dessen Vertretung René Ernst auf dem Gemeindeschützenfest in Heringhausen Gemeindejungschützenkönig geworden, die ich beide an dieser Stelle recht herzlich Grüßen möchte. Generell haben wir auf Gemeindeebene eine sehr gute Verknüpfung, zwischen den Jungschützen und auch den großen Vereinen. Natürlich ist ein Schützenfest ein Fest für den Ort. Aber es ist immer schön, auch Leute zu treffen, die man sonst nicht so oft sieht.

Was halten Sie von Frauen und Mädchen als Mitglieder?

Wir in Velmede-Bestwig sind eine Bruderschaft. Demnach haben wir nur männliche Mitglieder. Dennoch sind bei uns Frauen ebenfalls ein sehr wichtiger Bestandteil unseres Schützenwesens. So unterstützen besonders die Vorstandsfrauen ihre Männer beim Planen, Vorbereiten und Durchführen der zahlreichen Feste und Veranstaltungen. Bei uns ist es bisher nie zur Diskussion gekommen, weibliche Mitglieder aufzunehmen. Ob die Aufnahme weiblicher Mitglieder bei uns auch mal zum Thema wird, wird die Zukunft zeigen. Seit 2019 hat der Sauerländer Schützenbund erstmals eine Bundesschützenkönigin, ein schönes Zeichen für die Offenheit und Diversität des Schützenwesens.

  • Zum zweiten Mal fällt die Schützenfest-Saison wegen Corona komplett aus. In einer neuen Rubrik blicken wir besonders auf die Jungschützen. Wir wollen wissen, wie sie die Tradition erleben, was das eigene Fest so einzigartig macht, und wie sie Menschen, die nicht aus dem Ort kommen, dafür begeistern würden.
  • Max Bathen ist 26 Jahre alt und Erster Zugführer der Jungschützen. Seit 2011 ist er Mitglied in der St.-Andreas-Bruderschaft.
  • Beruflich arbeitet Bathen als Entwicklungsingenieur bei der Firma ITH in Meschede.
  • Auch, wenn das Schützenfest in diesem Jahr nicht stattfinden kann, möchte die Bruderschaft am kommenden Sonntag um 11 Uhr eine Schützenmesse im Freien am Christophorus-Haus in Velmede feiern. Das Hochamt wird von Präses Pater Reinald gehalten und vom Musikverein Antfeld musikalisch begleitet. Es wird darum gebeten, die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten. Gesang ist im Freien möglich.
  • Im Anschluss wird die Ehrung der Gefallen und vermissten Schützenbrüder beider Weltkriege stattfinden.
  • Für die Anwesenden sowie Bewohnerinnen und Bewohner des Christophorus-Hauses spielt der Musikverein Antfeld dann noch ein kurzes Ständchen. Sollte das Wetter schlecht sein, findet die hl. Messe in der Andreas-Kirche statt.