Eslohe. Bei der ersten Probe des Jungen Chores Eslohe nach dem Lockdown sind Tränen geflossen. Fast hätte Corona dem Chor die Obdachlosigkeit beschert.
Es waren ergreifende Momente bei der Probe des Jungen Chores Eslohe. Schließlich war es keine normale Probe, sondern die erste nach dem Endlos-Lockdown. Und dabei sind sogar Tränen geflossen. „Es war alles unfassbar emotional“, sagt Vorstandsmitglied Klaus Winkelmeyer. Als gemeinsam die ersten Töne angestimmt worden seien, habe er Gänsehaut bekommen - und nicht nur er.
Beim gefühlvollen Tabaluga-Hit Nessaja habe es einem der Sänger dann vollends die Schuhe ausgezogen. Sichtlich berührt hatte er wortlos den Probenraum verlassen und war später immer noch mit Tränen der Rührung im Augenwinkel wieder zurückgekehrt. „Vielen von uns ist bei dieser ersten Probe sehr bewusst geworden, was monatelang gefehlt hat, weiß Vorstandskollegin Bernadette Gökdel. Die Euphorie sei einfach riesig gewesen. Alle seien froh, dass es endlich wieder weitergehen könne.
Dankbar für Unterstützung
Und damit es endlich weitergehen kann, bekommt der Junge Chor viel Unterstützung. Zum einen vom Esloher Museumsverein, der den Sängerinnen und Sängern den Eberhard-Koenig-Saal des Museums als Probenraum zur Verfügung stellt. Und zum anderen vom Testzentrum, das auf dem Gelände des Museums betrieben wird. Denn dort ist donnerstags eigentlich um 18 Uhr Schluss. Für den Jungen Chor hängen die Mitarbeiter nun an diesem Tag noch ein Stündchen dran und testen sämtliche Chormitglieder kurz vor Probenbeginn. „Das alles zusammen ist schon eine tolle Sache“, freut sich Laura Feldmann vom Chor-Vorstand, denn selbstverständlich sei das alles keineswegs. Insofern sei man äußerst dankbar für diese Unterstützung.
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Bei den Proben hat der Junge Chor nun auch wieder ein Ziel vor Augen: sein beliebtes Weihnachtskonzert. Es sei zwar zum jetzigen Zeitpunkt noch offen, wo und in welcher Form es stattfinden werde. „Es steht aber außer Frage, dass wir in der Weihnachtszeit etwas veranstalten werden“, sagt Klaus Winkelmeyer entschlossen. Dass sich die Sängerinnen und Sänger im Eberhard-Koenig-Saal darauf vorbereiten können, ist für den Chor ein Segen. „Ohne diese Möglichkeit wären wir nämlich quasi obdachlos“, sagt Laura Feldmann. Denn: Der eigentliche Probenraum des Jungen Chores befindet sich in der Kardinal-von-Galen-Schule. Wegen der anhaltenden Corona-Krise dürfen die Proben dort derzeit aber nicht stattfinden.
Vor dem gleichen Problem steht auch der Ganz Junge Chor und der Jugendchor. Beide Chöre proben in normalen Zeiten im Esloher Seniorenheim Störmanns Hof. Auch das ist derzeit aus Gründen des Infektionsschutzes nicht erlaubt. Beide Chöre haben sich zuletzt zumindest mal wieder zu einer Open-Air-Probe getroffen. Unklar ist aber, wann es für sie wieder möglich sein wird, sich im Störmanns Hof zu treffen.
Derweil hat der Junge Chor im Moment die große Hoffnung, dauerhaft im Eberhard-Koenig-Saal proben zu dürfen. „Der Raum hat sich als perfekt herausgestellt“, schwärmt Winkelmeyer. Der Saal habe eine angenehme Atmosphäre und eine tolle Akustik. „Wir fühlen uns dort richtig wohl“, fügt Bernadette Gökdel hinzu. Ob das Museum aber tatsächlich als dauerhafte Bleibe in Frage kommt, ist derzeit noch offen, da im Eberhard-Koenig-Saal schließlich immer wieder Sonderausstellungen stattfinden.
Mehr als nur ein Zeitvertreib
Aber ganz gleich, wie es auch kommen mag: Aktuell genießen die Sängerinnen und Sänger erst einmal, überhaupt wieder zu echten Proben zusammenkommen zu dürfen. Dabei hat sich auch gezeigt: Die digitalen Zoom-Proben, die während des Lockdowns stattgefunden haben, waren mehr als nur ein Zeitvertreib, der das Zusammengehörigkeitsgefühl des Chores gestärkt hat. „Auch musikalisch haben uns diese Proben weiter gebracht“ sagt Laura Feldmann.
Gezeigt habe sich das zum Beispiel beim Stück „Hear my prayer“, das über Zoom neu einstudiert worden sei. „Das hat erstaunlich schnell auch als großes Ganzes funktioniert“, sagt sie. Nichtsdestotrotz könnten die digitalen Chorproben nie ein Ersatz für eine für eine echte Probe sein, sondern maximal eine Unterstützung. Eine Unterstützung, die der Junge Chor hoffentlich nie wieder in Anspruch nehmen muss.
- Der Junge Chor Eslohe ist ein gemischter Chor mit Mitgliedern zwischen 16 und 54 Jahren.
- Chorleiter ist Michael Nathen.
- Für Kinder ab vier Jahren gibt es den „Ganz Jungen Chor Eslohe“. Kinder und Jugendliche ab dem vierten Schuljahr können im „Jugendchor Eslohe“ singen. Beide Nachwuchschöre werden geleitet von Stimmbildnerin Christa Maria Jürgens.
- Wer Interesse hat, in einem der drei Chöre mitzusingen kann sich unter vorstand@junger-chor-eslohe.de per Mail an den Vorstand wenden.
- Weitere Informationen gibt es auch unter www.junger-chor-eslohe.de.