Meschede. Druckreif-Autorin Johanna Engelbrecht untersucht die Entwicklung in der Generation Z mit Blick auf Corona und sagt: Jetzt sind wir mal dran!

Ich habe Angst mein Leben zu verpassen.“, das ist eine Aussage, die wahrscheinlicher jeder der Generation Z nachempfindet. Noch vor zwei Jahren hatten Jugendliche im Alter von 16 bis 21 die schillerndsten Erinnerungen gesammelt. Reisen, ein Auslandsjahr, Urlaub mit Freunden, Partys und Festivals, all das fehlt unserer Generation aufgrund der Pandemie. Viele von uns vermissen den sozialen Kontakt so sehr, dass sie sich sogar den normalen Schulalltag zurückwünschen. Vor der Pandemie wäre dies noch undenkbar gewesen.

Einsamkeit

Wir vereinsamen und gleichzeitig werden wir in den meisten Medien als der Grund für das weitere Bestehen der Pandemie angeprangert. Dabei sind wir es, die die sozialen Kontakte auf das Minimum beschränken. Mittlerweile haben wieder alle Arbeitsbereiche geöffnet, mit Einschränkungen auch Gastronomie, Kultur und Freizeit. Auch wir gehen wieder in die Schule, lassen uns testen und tragen weiter Masken. Monatelang aber saßen wir allein in unseren Zimmern, starrten auf den Laptop und fragten uns welchen Sinn das alles noch hat.

Querdenker sind andere

Wenn man in Bus und Bahn guckt, sind es meist die Älteren, die sich der Maskenpflicht widersetzen bzw. ihre Masken falsch tragen. Wir hingegen beugen uns allen Vorschriften, immerhin sind wir es ja gewohnt, all das zu machen, was andere uns auftragen, ohne dies kritisch zu hinterfragen.

Erwachsene sind es, die sich den Querdenkern anschließen. Laut einer Studie der Universität Basel zu dem Altersdurchschnitt von Gegnern der Corona-Maßnahmen sind 75 Prozent der Gegner über 38 Jahre alt, fernab also von dem Jugendlichen Leichtsinn, der laut einigen Personen der Grund für die andauernde Pandemie sein soll. Nicht einmal 10 Prozent der Teilnehmer der Studie, die sich als Gegner der Corona-Maßnahmen bezeichnet haben, sind unter 30 Jahre alt.

Psychische Folgen

Fraglich also, ob wirklich wir diejenigen sind, die das Leid verursachen, und nicht diejenigen, die unter der Pandemie am meisten zu leiden haben. Durch die Corona-Pandemie verdoppelte sich die Anfälligkeit für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen nahezu. Vor der Pandemie zeigten „nur“ 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen psychische Auffälligkeiten, in Zeiten der Pandemie stieg diese Zahl auf ca. 31 Prozent.

Zweierlei Maß

Gleichaltrige Freunde und Bekannte von mir rechtfertigen sich schon, wenn sie sich mit Freunden treffen. Wenn Erwachsene erzählen, dass sie sich mit einer weiteren, befreundeten Familie treffen, wird dies akzeptiert. Uns wird vorgeschrieben, was wir zu tun und zu lassen haben, unser junges Alter wird häufig als Begründung für Verbote genutzt. Und nun sollen wir uns wie Erwachsene verhalten und der Spaß-Faktor in unserem Leben wird uns gänzlich genommen.

Fehlende Erfahrungen

Erfahrungen, die man in der Jugend gemacht haben sollte, gehen uns verloren. Die erste Beziehung, die wahren Freunde, die man durch die komischsten Zufälle im Leben findet, die Schulabschlüsse, all das wird uns aufgrund der Kontaktbeschränkungen erschwert.

Hiermit spreche ich mich nicht gegen die Corona-Regelungen aus, ich bin jemand, der diese unterstützt und als sinnvoll empfindet. Ich möchte nur, so wie viele andere meiner Generation, endlich Hilfe einfordern. Wir haben den Älteren lange genug den Vortritt gelassen, sodass wir alle fordern „Jetzt sind auch wir mal dran“.