Meschede/München. Die Meschederin Rebecca Kutscheit hat ein Startup gegründet, mit dem „guten Teil der Hanfpflanze.“ Sie erläutert, was sich dahinter verbirgt.

Wer bei Hanföl oder Cannabinoiden vor allem an verqualmte, dunkle Kifferhöhlen denkt, ist bei CARL auf dem falschen Weg. Es kommt leicht und hell daher, erinnert im Design eher an Kosmetik. Zwei bis vier Tropfen unter die Zunge gelegt und geschluckt, sollen bei den verschiedensten Beschwerden helfen. Doch das neue Life-Style-Produkt, das CBD oder Cannabidiol enthält, ist nicht unumstritten. Rebecca Kutscheit, Mescheder Gründerin des Startup CARL, bemüht sich, die Vorurteile aus dem Weg zu räumen.

Wie haben Sie CBD kennengelernt?

Rebecca Kutscheit: Im Dezember 2019 waren Kathrin Geck und ich in New York. Eine Freundin empfahl uns CBD gegen den Jetlag. Wir waren beim Wort Cannabis erst sehr misstrauisch. Doch die Freundin versicherte, dass CBD keine berauschende Wirkung habe, sondern Schlaflosigkeit nachts und Müdigkeit am Tag mindere. Wir testeten das Produkt und waren positiv überrascht: Wir konnten die Woche in den USA uneingeschränkt genießen.

CARL erinnert eher an ein Kosmetik-Produkt.
CARL erinnert eher an ein Kosmetik-Produkt. © Privat

Sie erfuhren, dass das in New York fast jeder nimmt und Sie kannten es nicht?

Ja, das hat uns auch gewundert. Wir konnten uns nicht erklären, warum dieser Trend in Deutschland noch gar nicht angekommen ist. Deshalb beschlossen wir erstmal, uns im Detail über den Inhaltsstoff Cannabidiol zu informieren. Wir recherchierten, lasen Studien und stellte fest, dass der CBD-Teil der Hanfpflanze ein absolutes Superfood ist. Es kann dem Körper zu innerer Balance verhelfen. Wir entschieden, es zertifiziert, mit eigenem Design und eigens ausgewählten Inhaltsstoffen auf den deutschen Markt zu bringen.

Was ist nun CARL?

CARL ist unser Startup. Wir arbeiten an 100 Prozent pflanzlichen Entspannungsprodukten basierend auf dem Zukunftsrohstoff Cannabidiol, kurz CBD. Die Mission von CARL ist es, unseren Mitmenschen eine Alternative zu Produkten mit chemischen Inhaltsstoffen aufzuzeigen. CBD ist die gute Seite der Hanfpflanze, sie kann zu innerer Entspannung und Ausgeglichenheit verhelfen - nach einem hektischen Tag, bei Schlafproblemen oder zur Regeneration nach dem Sport. Wichtig: CBD macht nicht high! Wir sehen CBD jetzt, mitten in der Coronakrise, genau als richtiges Mittel gegen Zukunftsängste und Sorgen. Wir wählen all unsere Lieferanten sorgfältig aus, prüfen alle Produkte nach hohen Qualitätsstandards und übernehmen selbst das gesamte Produktdesign bis zur Verpackung.

Was sind die Grundsubstanzen? Wie wirkt und wie verwendet man das Produkt?

Aus zertifiziertem Nutzhanf, der in Europa angebaut wird, wird durch ein Extraktionsverfahren CBD gewonnen. Damit dies besser über die Schleimhäute aufgenommen werden kann, wird es mit einem Trägeröl, bei uns ist es das Kokosnussöl, vermischt. Man kann bei uns Fläschchen mit 5,10 und 15 Prozent CBD-Anteil erwerben, von dem zwei bis drei Tropfen unter die Zunge geträufelt werden. Außerdem entwickeln wir gerade eine Körperlotion, die nach dem Sport für Entspannung sorgen soll.

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Sie versprechen vor allem Entspannung nach einem stressigen Alltag, Hilfe gegen Schlaflosigkeit, innere Ruhe, „ein Life-Style-Produkt, zu dem man auch Vertrauen haben kann“. Gibt es dazu Studien?

Es gibt immer mehr Studien, die die wissenschaftliche Seite abdecken. Wichtig ist, dass die CARL-Produkte 100 Prozent natürlich und pflanzenbasiert und THC-frei sind. Die Inhaltsstoffe stehen auf unserer Internetseite. CBD wirkt, weil es die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol hemmt. Das produzierte Endprodukt lassen wir von einer neutralen Stelle, dem TÜV, analysieren.

Im Februar-Heft der Stiftung Warentest werden Cannabidiol-Produkte ziemlich verrissen. Die Prüfer urteilen: „nicht sinnvoll, nicht sicher, gesundheitlich riskant, nicht verkehrsfähig.“ Bisher seien Belege für die Wirkung Mangelware und Wechselwirkungen mit Medikamenten nicht ausgeschlossen. Was sagen Sie dazu?

Zu den getesteten Produkten können wir leider nichts sagen, außer dass unser Produkt sich nicht darunter befand. Ein Hauptkritikpunkt der Tester war, dass in den geprüften Mitteln zu viel THC enthalten ist. Wir stellen über zwei Stellen sicher, dass die Regularien hier erfüllt werden. Erstens über ein spezielles Verfahren bei dem CBD isoliert aus der Hanfpflanze gewonnen wird. Zweitens erhalten wir die Dokumentation von externer Seite - die TÜV-Analyse. Wir verstehen gut, dass ein neuartiges Produkt auf dem Markt viel Skepsis mit sich bringt. Das haben wir bereits an etlichen anderen Produkten gesehen, bei denen die USA Vorreiter war und die letztlich auch den Deutschen Markt erobert haben. Übrigens hat bereits 2017 die Weltgesundheitsorganisation CBD für Athleten zugelassen. Auch die EU hat Ende 2020 endlich ein positives Signal für CBD gegeben. Demnach kann Cannabidiol als Lebensmittel eingestuft werden. Wer CBD-Öl testen möchte, sollte immer darauf achten, dass es von einer akkreditierten Teststelle geprüft wurde.

HINTERGRUND

Die Meschederin Rebecca Kutscheit ist 31 Jahre alt.

2009 machte sie Abitur am Gymnasium der Benediktiner und studierte anschließend in Bochum und Wien Management and Economics.

Seit 2013 arbeitet sie als Unternehmensberaterin in Düsseldorf und München.

Im vergangenen Jahr gründete sie gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Kathrin Geck das Startup CARL in Meschede. Firmensitz ist die elterliche Anschrift Am Scharfen Stein.

Ab Sommer 2021 wollen sich beide Frauen hauptberuflich der Vermarktung von CARL widmen.