Schmallenberg. Welche Höhepunkte auf die Besucher warten, was es mit der Strickliesel und dem Bürgermeister auf sich hat und wie es um die Finanzierung steht.

In wenigen Wochen startet das Festival Die Textile 2021. Zum dritten Mal in Schmallenberg und in diesem Jahr unter besonderen Umständen. An eine Komplett-Absage habe man aber nie gedacht, sagen Saskia Holsträter, Leiterin des städtischen Kulturbüros, und Christine Bargstedt, Leiterin des Festivals. Im Interview sprechen sie über ihre Festival-Höhepunkte, digitale Formate und Modelle für die Zukunft.

Frau Holsträter, Frau Bargstedt, je näher der offizielle Textile-Start rückt, umso mehr spitzt sich auch die Corona-Lage zu. Überwiegt momentan die Vorfreude auf das Festival oder die Corona-Sorge?

Saskia Holsträter: Beides ist sehr präsent. Und wir nehmen die Corona-Beschlüsse natürlich sehr ernst und müssen auch darauf reagieren. Trotzdem sind wir aber optimistisch, dass wir das packen, dass die Textile erfolgreich stattfindet. Es gibt ja bereits Workshops und Projekte, die laufen und so planen wir auch weiter. Wir wollen alles Mögliche auch möglich machen.

Christine Bargstedt: Ich fokussiere mich auf das Mögliche, um in der Aktivität zu bleiben. Man könnte sonst wirklich gut an der Corona-Situation verzweifeln und wir haben uns entschieden, das Beste herauszuholen. Das ist auch der positive Motor für uns, hier steckt viel Engagement und Wille hinter der Textile.

Holsträter: Genau, es stand auch nie zur Debatte, dass die Textile komplett ausfällt. Und das gibt viel Mut, weil wir wissen, dass viele Menschen dahinter stehen und das Projekt unterstützen.

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Die Planungen zum Festival haben aber wahrscheinlich in einer Zeit begonnen, als Corona, Maskenpflicht und Inzidenzwerte noch Begriffe waren, die niemand kannte, oder?

Bargstedt: Ja, das ist so. Nach der Textile 2018 habe ich mir den Sommer freigenommen, aber ab Herbst mit der Planung wieder begonnen. Das liegt aber auch daran, dass wir ein Programm haben inklusive Förderungen, das über drei Jahre auf das Festival zuläuft. Es musste immer wieder umgeplant werden.

Aber die Textile wird stattfinden, was die Kunst- und Kulturfans der Region freut. Auf was freuen Sie sich denn am meisten?

Holsträter: Ich komme aus der bildenden Kunst, deshalb freue ich mich ganz besonders auf die Kunstausstellungen. Aber auch auf die Strickliesel-Challenge, die am 15. April im Rathaus startet. Aber ich finde in jedem Projekt etwas, wo ich mich für begeistern kann.

Bargstedt: Das fällt mir wirklich schwer (lacht). Einfach, weil alles miteinander verwoben ist und weil in allem meine Ideen mehr oder weniger stecken. Aber, dass die Strickliesel nun eine solche Dynamik annimmt, ist klasse. Was ich schon jetzt genieße, ist der Austausch mit den Experten, Designern und Künstlern.

Holsträter: Und toll ist auch, dass man mit so vielen Ehrenamtlichen zusammenarbeitet, zum Beispiel mit dem Museumsverein in Holthausen. Aber auch die Zeitzeugen-Ausstellung wird besonders. Alles findet auf Augenhöhe, auf einer Ebene statt. Für jeden ist etwas dabei.

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Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Kulturerlebnis und Sicherheitsgefühl? Die Menschen wollen wieder etwas erleben, sind aktuell aber natürlich auch verunsichert...

Holsträter: In erster Linie dadurch, dass wir sehr viel an der frischen Luft anbieten. Dort kann man sich sicher fühlen, da kann man Abstände einhalten, da kann man auch alleine oder mit der Familie hin. Auch das Mitmachfest wird dezentral nach draußen verlegt zum Beispiel. Die Textile ist in diesem Jahr ein Zeitraum, in dem jedermann Kunst und Kultur erleben kann, dafür braucht er nicht uns als Sprecherinnen. Bei der Umsetzung helfen beispielsweise auch Apps, wo wir viel Hilfe von den heimischen Touristikern bekommen haben. Gerade jetzt in der Krise merkt man die enge Zusammenarbeit aller Leute und Institutionen hier. Man hat das schöne Gefühl: Jeder will die Textile hier und tut etwas dafür.

Bargstedt: Aber natürlich gibt es auch Ängste, die hat jeder. Aber das Weitermachen und Möglich-Machen ist unser Motor.

Rechnen Sie denn mit mehr oder weniger Teilnehmern im Vergleich zu den vergangenen Jahren? Corona auf der einen Seite, keine Konkurrenz-Veranstaltungen auf der anderen Seite.

Bargstedt: In diesem Jahr kann man gar nicht rechnen. Manche Veranstaltungen sind nur in Kleingruppen möglich, anderes findet komplett digital statt. Und wir können auch mit dem Faktor Touristen nicht rechnen. Es sind keine Gäste hier, es sind keine Wochenendbesucher hier. Deshalb fällt eine Prognose schwer.

Kann man die Botschaft der Textile in diesem Jahr auf zwei Sätzer herunterbrechen?

Holsträter: (lacht). Vielleicht kann man ‘Gleichwertigkeit in Vielfalt’ sagen. Denn im Grunde ist es ja eine Plattform für Kunstbegeisterte aus allen Bereichen. Jeder findet bei der Textile etwas, was ihn interessiert.

Warum ist denn gerade Schmallenberg als Stadt so prädestiniert für die Textile?

Bargstedt: Als erstes ist es natürlich die Geschichte der Stadt. Hinzu kommt die Überschaubarkeit bei sehr guter Infrastruktur. Denn in Schmallenberg gibt es alles. Alles ist eng miteinander verknüpft, Kontakte sind leicht herzustellen. Die Begeisterung für textile Kunst ist groß. Schmallenberg ist einer der Orte, der landes- oder sogar bundesweit für hochkarätige Kunst und Kultur im ländlichen Raum steht.

Schon die Mikromysterium-Ausstellung unter Corona-Bedingungen lief gut. Jetzt das Textile-Festival. Hat die Umsetzung von Kunst und Kultur in einer solchen Lage hier Modellcharakter? Hilft das für die Zukunft?

Holsträter: Ja, das hilft. Die digitale Kunstvermittlung hat mich schon immer interessiert und hier haben sich viele Strukturen entwickelt, die es vorher nicht gab. Viele Dinge werden zugänglicher gemacht und neue Wege werden gefunden. Wir haben jetzt in der schwierigen Zeit Grundlagen geschaffen, die auch in Zukunft helfen können. Aber natürlich sind wir auch ausgehungert nach echter Begegnung, nach Erlebnissen in Kunst und Kultur.

Kurz und Knapp:

Sie sind Expertinnen für Kunst und Kultur. Wer sind ihre Lieblings-Künstler?

Saskia Holsträter… von den großen Bekannten würde ich Emil Schumacher nennen.

Christine Bargstedt… ich finde Erwin Wurm toll. Auch Marina Abramovic und Seet van Hout.

Gemeine Frage: Hatten Sie eigentlich auch einmal eine schlechte Note im Schulfach Kunst?

Saskia Holsträter… ich hatte einmal eine 3. Da hatte ich die Vorgabe, nur eine Farbe zu nutzen, habe aber zwei genommen. Ich konnte mich einfach nicht auf eine beschränken (lacht).

Christine Bargstedt… Ich hatte meistens eine 2. Die 1 kam erst, als es an die konzeptionelle Kunst ging. Ich war keine gute Schülerin, aber immer sehr engagiert (lacht).

Die Textile 2021:

Einen großen Dank richtete Bürgermeister Burkhard König an alle Unterstützter und Sponsoren - gerade in der aktuellen Pandemie-Zeit. Das sei ein starkes Zeichen für die Textile.

Die Ausgaben für die Textile belaufen sich auf 337.502 Euro. Den größten Teil machen die Textilen Transformationen (75.000 Euro), die Textile Werkstatt (95.000 Euro), Öffentlichkeitsarbeit (46.000 Euro) und die Henri-Matisse-Ausstellung (37.500 Euro) aus.

Demgegenüber stehen Einnahmen in gleicher Höhe, die aus Förderprogrammen und heimischen Unterstützern hervorgehen. Der Eigenanteil der Stadt liegt bei 58.000 Euro.

Informationen zur Textile gibt es über die Internetseite www.die-textile-schmallenberg.de, über Facebook, Instagram und YouTube.