Meschede. „Die Wasserretter“ nennen es drei junge Studierende. Was das mit der Firma HST in Meschede dem Klimawandel und der Digitalisierung zu tun hat.

Wie können wir verschmutztes Wasser effektiv reinigen, wie zunehmende Trockenheit und Starkregen managen, wie das Mikroplastik aus dem Wasser filtern - damit beschäftigen sich bei HST in Heinrichsthal Ingenieure, Sofwareentwickler, Kaufleute - und drei junge Wirtschafts-Studenten: Jana Kotthoff (22) aus Remblinghausen, Maximilian Wulfert (24) aus Warstein und David Rzodeczko (24) aus Arnsberg. Betreut werden sie von Dr. Rolf Schwen, bei HST zuständig für Information, Kommunikation und Marketing. Er freut sich über die Zusammenarbeit, „denn die jungen Leute gehen das Thema freier an“. In einem Blog mit dem Namen „Wasserretter“ sollen sie Wasserthemen für ein junges Publikum aufbereiten.

Dr. Rolf Schwen. Wir arbeiten an intelligenten Lösungen. Die Studierenden sollen sie für ein breites Publikum im Blog darstellen
Dr. Rolf Schwen. Wir arbeiten an intelligenten Lösungen. Die Studierenden sollen sie für ein breites Publikum im Blog darstellen © Ute Tolksdorf

Was fasziniert Sie am Thema Wasser?

Jana Kotthoff: Wasser ist die Grundlage für alles Leben. Dabei sind die Probleme rund ums Thema vielen gar nicht bekannt. Darüber muss man dringend sprechen, und zwar so, dass es alle verstehen.

Dr. Rolf Schwen: Wichtig ist auch: Es gibt für vieles bereits Lösungsansätze zum Beispiel über die Digitalisierung. Auch das ist hoch spannend.

Trinken Sie noch aus jedem Wasserkran?

Schwen: In Indien bin ich sogar davor gewarnt worden, mir mit dem Kranwasser im Hotel die Zähne zu putzen.

Maximilian Wulfert: Bei uns hier im Sauerland - oder auch deutschlandweit - sieht das natürlich anders aus. Deshalb ist es auch völlig unverständlich, warum wir Wasser in Plastikflaschen abfüllen, auf Lkw laden und es dann kilometerweit durch die Republik karren. Ein Thema, mit dem ich mich für den Blog beschäftigen werde. Woran scheitert bisher die ökologisch sinnvolle Vermarktung von lokalem Trinkwasser?

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Welche Probleme belasten die Wasserwirtschaft aktuell vor allem?

Schwen: Der Klimawandel und die damit verbundenen schwankenden Wassermengen ist ein großes Thema. Ein weiteres die Verschmutzung durch Mikroplastik. Bei der gesamten Kunststoffemission in Deutschland macht Mikroplastik 75 Prozent aus. Mehr als 30 Prozent hiervon kommt übrigens über Reifenabrieb in die Gewässer. Ein drittes Thema ist die Verstädterung und die zunehmende Versiegelung der Flächen. Ein viertes der Fachkräftemangel und ein fünftes die Digitalisierung. Die geht nämlich viel zu langsam voran. Dabei könnte sie gleichzeitig für vieles die Lösung sein.

Inwiefern?

Schwen: Nehmen Sie das Problem des Mikroplastiks. Wenn die Speicherräume in der Kanalisation durch Starkregen vollgefüllt sind und überlaufen, gelangt mit Mikroplastik verunreinigtes Abwasser ungewollt in natürliche Gewässer. Digitale Systeme von HST sorgen dafür, dass kaum ungefiltertes Wasser in natürliche Gewässer gelangen kann und stattdessen Kläranlagen zugeführt wird. Falls auch das nicht reicht, halten digitalisierte Maschinen intelligent ein Maximum der Verunreinigungen zurück. Zudem wird die Reinigungsleistung durch die Nutzung von Niederschlagsdaten abgesichert. Gelangt das Mikroplastik in die Kläranlage kann mehr als 90 Prozent zurückgehalten werden.

https://www.wp.de/staedte/meschede-und-umland/hsk-will-modellregion-werden-oeffnen-mit-tests-trotz-corona-id231890283.html

Wie wollen sie zunehmende Schwankungen in der Wasserversorgung beheben?

Schwen: Auch die können wir mit unseren digitalen Systemen frühzeitig erkennen. Vernetzt man die Wassersysteme unterschiedlicher kommunaler Versorger, kann man Schwankungen ausgleichen. Auch das wird mit dem Klimawandel immer wichtiger.

Aktuell sind Coronaviren das Thema. Findet man die auch im Abwasser?

Schwen: Tatsächlich kann man das Abwasser als Frühwarnsystem nutzen, weil zehn Tage vor einem Ausbruch Viren in der Kanalisation feststellbar sind. Das Gute ist allerdings: Im Abwasser sind sie inaktiv und damit völlig ungefährlich.

Hintergrund

Unter dem Dach von HST arbeiten weltweit rund 250 Mitarbeiter an Lösungen für die Wasserwirtschaft.

Der Sitz des Unternehmens ist in Heinrichsthal. Es feiert in diesem August seinen 40. Geburtstag.

Neben der reinen Maschinentechnik beschäftigte man sich dort schon früh mit IT-Technik. Heute ist HST nach eigenen Aussagen „eins der führenden Unternehmen“, bei dem Industrie 4.0, also das Internet der Dinge, mit selbstlernenden und sich koordinierenden Systemen zum Einsatz kommt.

Die wichtigsten Themen sind Abwasser, Wasserversorgung, Hochwasser- und Gewässerschutz.

Hauptkunden sind kommunale Unternehmen, die wasserwirtschaftliche Lösungen brauchen von Millionenstädten wie Peking oder Kairo bis zu kleinen Kommunen im Sauerland.

Der HST-Blog „Wasserretter“ ist zu finden unter www.wasserretter.info