Meschede. Erleben wir auch im HSK die dritte Corona-Welle? Und welchen Sinn haben Inzidenz-Grenzwerte? Was der Leiter des HSK-Gesundheitsamtes sagt.

Öffnungen bei einer Inzidenz von 35? Oder doch schon bei 50? Die Notbremse bei 100? Deutschland schaut auf die Corona-Zahlen. Wir haben mit dem Leiter des Kreisgesundheitsamtes, Dr. Peter Kleeschulte, darüber gesprochen.

Im HSK hatten wir zuletzt eine Inzidenz zwischen 70 und 90. Nur um ein Gefühl zu bekommen: Ab wie vielen zusätzlichen Erkrankten überschreiten wir die 100? Wie schnell geht das?

Das ist einfache Mathematik. Wenn eine Woche lang täglich 40 bis 50 Fälle auftreten, ist die 100 überschritten. Aber: Das ist erst einmal nichts Schlimmes.

Von der Politik wird die 100 aber derzeit als maximaler Grenzwert angesehen...

Die Inzidenz ist für uns wenig beeinflussbar.

Auch interessant

Sie können Ausbrüche nicht vorhersehen und daher nicht verhindern. Wenn es in Krankenhäusern oder Gemeinschaftseinrichtungen zu Ausbrüchen kommt, steigen die Zahlen schnell. Was wir tun können und auch tun: rasch agieren. Kontaktverfolgung, Quarantäne, Eindämmung. Außerdem gilt: Wir müssen mit dem Virus leben und wir werden damit leben müssen.

Politisch beschlossen ist, bei 100 die Notbremse bei Lockerungen zu ziehen. Was halten Sie davon?

Das sind politische Entscheidungen. Wir vom Gesundheitsamt sind daran nicht beteiligt.

Sie haben zur 35er und 50er-Marke gesagt, das sei ein Wert, der nicht wissenschaftlich ermittelt, aber gesetzlich so festgelegt worden sei. Gilt also für den 100er-Wert das gleiche?

Ja, es ist das gleiche.

Oftmals entstehen Ausbrüche in Krankenhäusern und Gemeinschaftseinrichtungen, auch im Hochsauerlandkreis. Wie wäre die Inzidenz in etwa, wenn diese Fälle herausgerechnet würden?

Dann würden wir uns sicherlich unter 50 bewegen.

Wagen Sie eine Prognose, wann der HSK die 50 unterschreitet?

Da kann man leider überhaupt nichts zu sagen. Alles Weitere wäre Spekulation.

Laut RKI stehen wir am Beginn einer dritten Welle - auch im HSK?

Das kann ich hier in unserer Region noch nicht feststellen.

Ab wann werden die Impfungen einen Effekt zeigen?

Jetzt schon, insbesondere in den Alten- und Pflegeheimen! Auch wenn Mitarbeiter infiziert sind, passiert nicht nicht gleich das, was früher geschehen ist: ein großer Ausbruch. Hier sehen wir die Effekte der Impfung. Entscheidend ist am Ende, dass wir eine Herdenimmunität erreichen, dass also 70 Prozent der Bevölkerung geimpft ist – und damit immun gegen das Virus wäre.

Gesundheitsämtern wird von Teilen der Politik vorgeworfen, umständlich zu agieren und das digitale Kontakt-Verfolgungsmangement Sormas, das bundesweit angeboten wird, nicht zu nutzen. Wie steht das Gesundheitsamt im HSK zu diesem Programm?

Dazu gibt es sehr viele Stellungnahmen der kommunalen Spitzenverbände. Zum jetzigen Zeitpunkt ist Sormas problematisch, weil Schnittstellen zu anderen wichtigen Programmen fehlen. Es würde uns im Moment nicht helfen. Die Lizenz für Sormas haben wir. In den kommenden Wochen werden wir uns damit beschäftigen und hoffen, dass es bis dahin mit unseren anderen wichtigen Anwendungen kompatibel ist.

>>> Machen Sie mit beim Corona-Check dieser Zeitung und helfen Sie uns ein Stimmungsbild der Bevölkerung zu erstellen.