Bestwig. Gas-Alarm mit fünf Verletzten bei Tital in Bestwig: Das Drama nahm seinen Lauf, als drei Männer auf dem Weg in eine Grube für Beizmittel waren.

Durch den Austritt von Stickstoffdioxid sind am Montag auf dem Gelände der Firma Tital in Bestwig mehrere Menschen verletzt worden. In der Mittagszeit hatte die Rettungsleitstelle Großalarm ausgelöst.

Wie Jörg Fröhling, stellvertretender Sprecher der Bestwiger Gemeindefeuerwehr, mitteilte, war der Gasaustritt bei Instandhaltungsarbeiten an einem Auffangbecken für Beizmittel aufgefallen. Demnach waren ein Mitarbeiter der Firma Tital sowie zwei Mitarbeiter einer Fremdfirma auf dem Weg in eine Grube, als ihre Warngeräte Alarm schlugen. Daraufhin hatten die drei Männer selbstständig den Rückzug angetreten. Als kurze Zeit später alle drei über Schwindel geklagt hätten, sei der Großalarm ausgelöst worden.

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53 Feuerwehrleute rückten auf dem Betriebsgelände in der Kapellenstraße an - darunter der ABC-Zug HSK-Mitte, der sich aus Kräften aus Meschede und Bestwig zusammensetzt. Mit einem Großaufgebot war auch der Rettungsdienst in Bestwig vor Ort. Rettungswagen aus Olsberg, Meschede, Arnsberg, Warstein und Schmallenberg waren bei dem Unglück mit insgesamt 22 Kräften im Einsatz. Gleichzeitig hob in Dortmund der Rettungshubschrauber Christof 8 ab. Und auch das DRK Meschede mit einer Schnelleinsatzgruppe Sanitätsdienst, unterstützt vom DRK Schmallenberg, war vor Ort.

Mitarbeiter des Rettungsdienstes verletzt

Unter schwerem Atemschutz rückte die Feuerwehr vor, um das Gebäude in einem ersten Schritt zu räumen. Bei den weiteren Rettungsarbeiten sind auch zwei Mitarbeiter des Rettungsdienstes verletzt worden, weil sie mit dem Stickstoffdioxid in Kontakt gekommen waren. Auch sie hatten später über Schwindel geklagt und wurden vorsorglich ins Krankenhaus gebracht - ebenso wie der Tital-Mitarbeiter und die beiden Mitarbeiter der Fremdfirma. Immerhin: Weil die Schwere der Verletzungen bei ihnen nicht allzu massiv war, konnte der Rettungshubschrauber unverrichteter Dinge wieder den Rückflug nach Dortmund antreten.

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Unklar ist noch, wie es zu dem Austritt von Stickstoffdioxid kommen konnte. Das Amt für Arbeitsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Die Einsatzkräfte der Feuerwehr mussten das Gebäude mit einem Hochleistungslüfter lüften sowie kontaminierte Kleidung und Arbeitsmaterial aus der Halle entfernen. Immer wieder hatten sie während des Einsatzes die Gaskonzentration im Gebäude gemessen. Erst um 14.20 Uhr schlugen ihre Geräte nicht mehr an und zeigten eine Konzentration von Null.

Wie die Unternehmensleitung von Tital mitteilt, soll die Arbeit in der Halle erst fortgesetzt werden, wenn die Ursache ermittelt ist und ein weiteres Risiko ausgeschlossen werden kann. Die Halle, in der sich weitere Tankbehälter mit Betriebsstoffen befinden und die einen abgetrennten Bereich bildet, werde zu Produktionszwecken ohnehin nicht genutzt. Insofern halten sich die Auswirkungen des Unglücks auf den weiteren Betrieb in Grenzen.

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Tital lobte am Ende ausdrücklich die professionelle Vorgehensweise der Einsatzkräfte. Wehrleiter Andreas Schulte gab das Lob zurück und sprach ebenfalls von einer äußerst guten Zusammenarbeit mit der Geschäftsleitung.

  • Tital ist ein Hersteller von Feingussprodukten aus Titan- und Aluminiumlegierungen und gehörte bis 2006 mehrheitlich zur Honsel AG.
  • Ende 2014 wurde das Unternehmen vom US-amerikanischen Aluminiumhersteller Alcoa übernommen. Dieser spaltete sich 2016 auf und Tital gehörte von da an zu Arconic.
  • Vor einiger Zeit hat sich Arconic seinerseits aufgespalten, sodass Tital seit dem 1. April 2020 zu Howmet Aerospace gehört.