Oberkirchen. Die Lehrer und Lehrerinnen der Grundschule Oberkirchen bereiten den Schulstart vor. Die Freude ist groß, aber es gibt auch Sorgen und Kritik.
Sie freuen sich - alle - Kinder, Schüler, Eltern, dass es am Montag in der Schule wieder losgeht. Und diese Freude überwiegt bei weitem auch an der Grundschule Oberkirchen, an die die Jungen und Mädchen ab Montag abwechselnd jeden zweiten Tag zurückkehren. Trotzdem machen sich Schulleiter Jürgen Kotthoff und die Lehrerinnen Sandra Willmes und Petra Zimmer auch ihre Gedanken über den Start und die vergangenen Wochen. Wie werden die Kinder zurückkommen?
Die Eltern
Ein großes Lob, das ist Jürgen Kotthoff wichtig, geht zuerst mal an die Eltern. In den vergangenen Wochen hätten sie unglaublich viel geleistet. „Manche haben sich sogar extra frei genommen, um zu Hause das Homeschooling zu organisieren und letztlich Lehreraufgaben zu übernehmen“, erfuhr er.
Und auch seiner Kollegin Petra Zimmer weiß die Leistung der Eltern zu würdigen: „Wir sehen ja immer nur unseren Schüler und nicht, dass da vielleicht gleichzeitig noch ein oder zwei andere mit am Küchentisch sitzen.“ Das musste gemanagt werden. Es brauchte eine Struktur. „Manche Kinder erklärten, wenn ich anrief, sie hätten jetzt gerade große Pause“, berichtet die Lehrerin schmunzelnd.
Eltern holten die Lernpakete in der Schule ab, gaben Hilfestellungen bei den Aufgaben, brachten Lernpakete eine Woche später wieder zurück und schlichteten zwischendurch bei Geschwisterkonflikten. Kotthoff: „Das hat viel Anerkennung verdient!“
Die Kinder
Nach dem ersten Lockdown kamen die Grundschüler verändert zurück, sie waren sehr still und es dauerte eine Zeit, bis wieder die gewohnte Fröhlichkeit und Unbeschwertheit in den Klassenraum eingezogen war, erinnern sich die Lehrer. Die Lehrer sind gespannt, wie das jetzt wird.
„Alle, wirklich alle, haben gesagt, dass sie sich auf die Schule freuen“, sagt Petra Zimmer. Einmal pro Woche mindestens hatten sie und ihre Kollegen zu jedem Kind in ihrer Klasse seit den Weihnachtsferien Kontakt - per Video-Konferenz oder am Telefon. Sie wissen, was den Grundschülern vor allem fehlt: die Freunde.
Andere Kinder, an denen man sich messen kann, von und mit denen man lernt, mit denen man Konflikte austrägt und sich versöhnt. Erfahrungen, an denen man wächst. „Gerade Grundschule bedeutet ja viel mehr als reine Wissensvermittlung“, betont Sandra Willmes. „Hier haben die Kinder einen festen Platz und der Tag hat eine eigene Struktur.“ Und allein zu lernen, macht eben meistens keinen Spaß. Deshalb sei das größte Problem auch gewesen, die Motivation hoch zu halten. Dass zu viel Stoff auf der Strecke geblieben ist, das befürchten die drei Lehrer nicht.
Die Lehrer
Liebevoll hat Sandra Willmes ihren Klassenraum auf den Montag vorbereitet. Auf den Plätzen liegen Namenskärtchen und eine süße Überraschung, der Klassenteddy sitzt mit einem Willkommensschild schon im Morgenkreis. Sie freut sich darüber, dass wieder mehr Normalität in die Schule einzieht und will mit ihren Viertklässlern erst mal die vergangenen Wochen aufarbeiten. Dazu hat sie extra ein Heftchen ausgedruckt, in dem die Kinder nach ihren Erfahrungen gefragt werden. Die Erfahrungen der Lehrerin aus dem Homeschooling: „Das spontane Feedback geht verloren.“ Das, was die Kinder normalerweise mit in den Unterricht einbringen und was man spontan einarbeitet, das habe ihr gefehlt.
Gerade bei den Kleineren werde es auch darum gehen, in den ersten Tagen und Wochen die Sozialkompetenz der Kinder wieder aufzubauen, denkt Petra Zimmer. Jürgen Kotthoff ist es wichtig, auf die Belastung der Lehrkräfte zu verweisen. Die vergangenen Wochen seien für alle Lehrer eine harte Zeit gewesen mit viel Vor- und Nachbereitung. „Nicht etwa verlängerte Ferien, wie es oftmals dargestellt wurde.“
Wunsch für die Zukunft: die Impfung
Für die Zukunft wünscht er sich mehr Schutz vor Corona durch eine Impfung. „Das ist meine private Meinung“, betont er, weil das Thema auch in seiner Schule durchaus kontrovers diskutiert wird. „Die Gesellschaft will, dass wir die Schulen wieder öffnen und das halte ich auch für wichtig. Aber ich kann es nicht nachvollziehen, dass wir den Unterrichtsbetrieb wieder aufnehmen sollen, ohne durch eine Impfung ausreichend geschützt zu sein“, ärgert er sich.
Er fürchtet, dass die Einsicht dazu zu spät kommt. „Nämlich dann, wenn die Schulen wegen erhöhter Infektionszahlen wieder geschlossen werden.“ Dagegen müsse eigentlich alles unternommen werden, was möglich sei. „Bisher hatten wir keine Coronafälle in der Schule, vielleicht war das aber einfach Glück. Ich fühle mich da ziemlich alleingelassen.“
HINTERGRUND
115 Jungen und Mädchen besuchen die Grundschule Oberkirchen. Sie kommen aus dem Sorpetal, aus Winkhausen. Nordenau, Ohlenbach, Westfeld, Oberkirchen und Grafschaft und Schmallenberg,
Zwei Drittel von ihnen sind Fahrschüler. Um den Schulstart zu entzerren, starten die Grundschüler erst um 8.20 Uhr.