Bestwig. Schwester Irmgardis vom Bergkloster Bestwig fertigt Marmeladen, aber auch Salben und Hustensaft. Wohin sie dann mit ihren Gedanken reist.

Der süßliche Duft, der durch die Gänge im Untergeschoss des Bergklosters Bestwig zieht, ist wirklich verlockend. Hier ist das Reich von Schwester Irmgardis. „Missionslager“ steht auf dem Schild an der schweren weißen Eisentür, hinter der die 77-Jährige gerade Erdbeermarmelade kocht.

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„Vier Minuten noch“, sagt die Ordensschwester, während sie langsam im Topf rührt. Vier Minuten noch, dann kann sie die duftende Masse in die kleinen Gläschen füllen, die sie auf dem Tisch gegenüber bereits vorbereitet hat. Tageslicht gibt es hier unten nicht. Und auch kein Radio. „Das hätte hier vermutlich eh keine Empfang“, sagt die 77-Jährige und lacht. Die lauten Motorengeräusche der Wärme- und Kälteregulatoren im Raum nebenan, stören sie nicht. „Nach all den Jahren höre man die gar nicht mehr, sagt sie. „Die fallen mir eher auf, wenn sie mal nicht laufen“.

Bis zu acht Stunden

Schwester Irmgardis ist gern hier unten. Manchmal bis zu acht Stunden am Tag. Marmeladen, Konfitüren, Gelees, Liköre, Hustensaft, Öle und sogar Salbe stellt sie in ihren Räumen her, die direkt unter der Klosterküche liegen. Nein, Arbeit sei das für sie nicht. „Es ist ein Hobby und ich mache das wirklich sehr gern“, betont sie mehrfach.

Auch Hustensaft und Salben entstehen in Schwester Irmgardis Klosterküche.
Auch Hustensaft und Salben entstehen in Schwester Irmgardis Klosterküche. © / Frank Selter | Frank Selter

Seit 31 Jahren lebt und arbeitet die 77-Jährige im Bergkloster Bestwig. Zuvor war sie Krankenschwester in zwei Krankenhäusern. Als sie nach Bestwig kam, übernahm sie die Fußpflege für die Schwestern. Das macht sie auch heute noch. Die ganze übrige Zeit verbringt sie mit ihrem Hobby - und das inzwischen seit 20 oder 24 Jahren. So ganz genau wisse das nicht. „Ich bin da mehr oder weniger so hineingeschlittert“, erklärt sie und lächelt. „In den Anfängen habe ich eine Mitschwester beim Kräutersammeln unterstützt. Als sie dann versetzt wurde, habe ich den Bereich komplett übernommen“, erinnert sich Schwester Irmgardis. Und seitdem werden im Untergeschoss des Klosters nicht nur Kräuter verarbeitet, sondern eben auch Früchte. Viele Früchte!

Bolivien, Brasilien, Rumänien oder Mosambik

Sei es beim Schälen der Äpfel oder beim Pulen der Granatapfelkerne: Wenn Schwester Irmgardis ihrem Hobby nachgeht, ist sie entweder ganz bei sich, oder mit den Gedanken mal in Bolivien, mal in Brasilien, Rumänien oder Mosambik. Denn: Alles was Schwester Irmgardis hier im Untergeschoss des Bergklosters produziert, wird zugunsten der Missionsarbeit verkauft. „Bei allem was ich tue“, so sagt die 77-Jährige, „steht für mich der Missionsgedanke im Vordergrund.“ Da sei es auch gar nicht so schlimm, wenn man an langen Tagen hier unten manchmal nicht einmal wisse, wie draußen das Wetter sei, sagt sie und lächelt freundlich.

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Viele der Früchte, die sie verarbeitet, kommen aus den klostereigenen Gärten in Oelinghausen, Menden und Bestwig - Birnen, Äpfel, Pflaumen Quitten und Kornelkirchen wachsen dort. Eine Mitschwester aus Berlin sammelt für sie Wildfrüchte wie Sanddorn, Schlehen und Mispeln. Und von Freunden und Bekannten bekommt Schwester Irmgardis ebenfalls Unterstützung - ebenso wie vom Küchenchef des Bergklosters. „Dafür bin ich wirklich sehr dankbar“, sagt die 77-Jährige.

1200 Kilo Gelierzucker hat die Ordensschwester im vergangenen Jahr verkocht. Unterm Strich mache das etwa 5000 bis 6000 Gläser pro Jahr. Variationen erfindet sie dabei immer wieder neu. Sie tragen zum Teil so klangvolle Namen wie „Beerentopf“ oder „Bunter Garten“.

Kornelkirsche sehr beliebt

Einen wirklichen Verkaufsschlager könne sie daher nicht wirklich nennen. Aktuell sei zum Beispiel die Kornelkirsche sehr beliebt sagt sie. Zuletzt sei es Pflaume mit Walnuss gewesen. „Die Geschmäcker seien halt sehr unterschiedlich“. Das gleiche gelte für die Liköre, die es in den Geschmacksrichtungen Quitte, Sanddorn, Himbeere, Schlehe, Pflaume. Kaffee, Pfefferminz und Holunder gibt. Und bei Schwester Irmgardis schmeckt sogar der Löwenzahn-Hustensaft aus dem Garten Gottes. „Durch den karamellisierten Zucker, der darin ist, lieben ihn sogar Kinder“, sagt sie.

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Schwester Irmgardis produziert mit viel Leidenschaft und ganz viel Liebe. Das unterscheidet ihre Produkte von den meisten, die in den Supermarktregalen stehen. Ganz unabhängig vom Geschmack. Wohl auch deshalb finden ihre Produkte reißenden Absatz. „Es gibt ehemalige Gäste unseres Klosters, die teilweise ganze Körbe voll mitnehmen“, freut sich die Ordensschwester über den Erfolg. Und auch ein Export-Schlager sind die Leckereien aus dem Kloster inzwischen. Unter anderem werden sie in anderen Klöstern und auch in Krankenhäusern verkauft.

Schwester Irmgardis selbst liebt es übrigens eher herzhaft. Und eines ihrer Likörchen gönnt sie sich auch eher selten und wenn, dann nur in Gesellschaft ihrer Mitschwestern.

>>>HINTERGRUND

Vor 30 Jahren war Schwester Irmgardis bei der Seligsprechung einer Ordensschwester durch Paul Papst Johannes Paul II. in Rom mit dabei.

Jene Schwester Magda hatte im Untergeschoss ihres Klosters Cidre hergestellt.

Auch daran, erinnert sich Schwester Irmgardis immer wieder gern. „Die selige Schwester Magda hat in einem Untergeschoss gearbeitet und ich darf das auch“, sagt sie.