Meschede. Angela Kloppenburg kennt die Nöte der Schwangeren in diesen Tagen. Die SkF-Beraterin hat Tipps, wie man ihnen begegnen kann.

Schwangere sind besonders sensibel - alle. Doch Frauen, die in diesen Corona-Zeiten Hilfe bei der Schwangerenberatung des SkF suchen, sind oftmals in besonderen Nöten. Welche das sind und wie Krankenhäuser und das private Umfeld helfen können, das erläutert Angela Kloppenburg, Beraterin des Skf Hochsauerland.

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Die Sozialpädagogin betreut im Jahr rund 270 Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. „Meist kommen die Frauen aus finanzieller Not oder wegen bürokratischen Fragen, aber oft ergibt sich ein ganzer Berg an weiteren psychischen und sozialen Problemen.“

Angela Kloppenburg ist seit 14 Jahren beim Sozialdienst Katholischer Frauen im Hochsauerlandkreis für Schwangerschaftsberatung zuständig.
Angela Kloppenburg ist seit 14 Jahren beim Sozialdienst Katholischer Frauen im Hochsauerlandkreis für Schwangerschaftsberatung zuständig. © WP | Privat

Die Minderjährige, die mit der Gesamtsituation überfordert ist. Die Schwangere, die sich aus Angst vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus einigelt und von sich sagt. „Ich rede seit Wochen nur mit meinem Hund.“ Das Ehepaar, das erstmals von der Totgeburt in der 38. Woche erzählt. „Viele sind durch die momentanen Kontaktbeschränkungen einsam.“ Und auch nach der Schwangerschaft bleiben die jungen Mütter häufig allein. „Niemand kommt sie besuchen. Niemand scheint sich mit ihnen zu freuen.“

Der Austausch in den Gruppen fehlt

Ihnen allen fehlt der Austausch, den normalerweise Schwangerengruppen und Geburtsvorbereitungskurse bieten. Dort trifft man auf Gleichgesinnte. Dort relativiert sich manches, weil man merkt, andere haben die gleichen Probleme. Jetzt bleiben sie mit ihren Ängsten oftmals allein. Angst sich oder ihr Ungeborenes mit dem Coronavirus anzustecken. Angst vor einer Geburt, bei der der Partner nicht dabei sein darf.

„Manche Sorge kann ich im Beratungsgespräch nehmen“, berichtet Angela Kloppenburg, die immer noch einen Großteil ihrer Beratungen mit Abstand, aber persönlich anbietet. So sagt der aktuelle Forschungsstand, dass selbst, wenn sich die Mutter mit dem Coronavirus ansteckt, das Kind nicht gefährdet ist. „Und Schwangere sind generell nicht gefährdeter als der Rest der Gesellschaft.“

Mehr Unterstützung von den Kliniken gewünscht

Bei anderen Themen wünscht sie sich mehr Unterstützung der Kliniken. „Dort ist eine größtmögliche Transparenz wichtig, um den Schwangeren entgegen zu kommen.“ Immerhin fallen auch die regelmäßigen Kreißsaal-Besichtigungen aus. Dazu kommt: Spezielle Corona-Fragen bleiben im Ungewissen. Was ist zum Beispiel, wenn der Partner in Quarantäne muss, darf er dann noch mit in die Klinik? Reicht dann ein Schnellest an der Pforte, um das abzuklären? Oder kann man sich vorsichtshalber zwei Wochen vor Geburtstermin krankschreiben lassen?

Angela Kloppenburg weiß: „In unseren HSK-Geburtskliniken in Hüsten und Brilon dürfen die Väter zwar mit in den Kreißsaal, aber nicht auf die Station.“ Das heißt: Ist man zu früh im Krankenhaus und dauert es, bis die Geburt tatsächlich beginnt, laufen die Frauen so lange allein über die Flure. „Der Mann wird erst dazu geholt, wenn es im Kreißsaal losgeht.“

Persönlicher Austausch hilft

Bei all diesen Fragen, Ängsten und Sorgen in der Isolation hilft der persönliche Austausch. Familie und Freunde sollten einfach zuhören. Schwangeren rät die Beraterin, das Gespräch mit Frauen in ähnlichen Situationen zu suchen. „Wenn das persönlich nicht möglich ist, telefonieren Sie! Nutzen Sie das Online-Angebot der Hebammen!“ Daneben gehe es darum, sich selbst etwas Gutes zu tun: Egal, ob es ein Wannenbad ist, ein gutes Essen, ein Spaziergang oder ein Netflix-Film. „Das alles kann helfen, sich positiv abzulenken.“

Gleichzeitig rät sie, nicht zu viel selbst im Internet zu recherchieren. „Fragen Sie lieber Ihre Hebamme oder die Frauenärztin.“ Und dabei ist Angela Kloppenburg noch eine Sache wichtig. „Es ist Licht am Ende des Tunnels. Wir können darauf hoffen, dass sich mit der Impfung die Situation für alle entspannen wird.“

>>HINTERGRUND

Angela Kloppenburg ist Diplom-Sozialpädagogin.

Sie bietet für den SkF, den Sozialdienst katholischer Frauen, regelmäßig kostenlose Schwangerschaftsberatungen an. Diese sind für Frauen jeden Alters, aller Nationalitäten und Weltanschauungen.

Die Mitarbeiterinnen unterliegen der Schweigepflicht. Angeboten wird auch Unterstützung bei allen Fragen zum Thema Pränataldiagnostik und nach Tot- und Fehlgeburt.

Termine werden nach persönlicher Vereinbarung gegeben. Das Büro ist in Meschede, Steinstraße 12, Telefon 0291 /71 31, E-Mail: schwangerschaftsberatung.m@skf-hochsauerland.de