Meschede. Die Mescheder Inhaberin des Geschäfts berichtet, warum sie die Reißleine zieht und warum sie kein staatliches Geld mehr will.
Petra Skarupa-Schäfer schließt zum 1. März ihren Unverpackt-Laden "Petras Ökoeck" am Winziger Platz. Das Geschäft ist damit eines der ersten Mescheder Opfer der Corona-Krise.
Die 54-Jährige hatte ihr Unternehmen, in dem es neben Reformhaus-Ware unverpackte Lebensmittel und Kosmetik gibt, 2018 eröffnet. Ein Herzensanliegen. Die Meschederin wollte den Verpackungs-Müll reduzieren und traf damit nach ersten Anlaufschwierigkeiten zu Beginn auch durchaus einen Nerv in der Bevölkerung. „Bis zum ersten Lockdown ging es stetig aufwärts“, hatte Petra Skarupa-Schäfer noch in unserem Sommer-Interview „Seegespräch“ erzählt. Viele junge, umweltbewusste Familien gehörten zu ihren Kunden, daneben kam die Stammkundschaft, die das Geschäft noch als Reformhaus kannte. „Und die Älteren nutzten auch vermehrt die Abfüllstationen.“
Erster Rückgang im Corona-Lockdown im März
Doch schon im März gab es mit dem Lockdown den ersten Rückgang. Und das, obwohl das Geschäft, weil es dort Lebensmittel gab, immer öffnen durfte. Doch die Kundschaft blieb aus. Im Sommer berappelte sich das Geschäft. Doch mit dem Lockdown-Light ab November, den weiteren Verschärfungen und Verlängerungen - erst im Dezember und jetzt in der vergangenen Woche, fehlt ihr die Perspektive.
„Es wird schon davon geredet, dass Homeoffice und Geschäftsschließungen bis Ostern dauern. Dann rutsche ich in die roten Zahlen. Das will ich nicht.“ Schon die vergangenen Wochen machten ihr zu schaffen. „Der Laden hat sich getragen, ja, aber ich stehe hier eigentlich nur noch ehrenamtlich“, berichtet sie. Das sei auf Dauer nicht zu machen. „Die meisten Geschäfte in der Innenstadt sind geschlossen, die Menschen arbeiten im Homeoffice. Mir fehlt die Laufkundschaft. Die Stadt ist tot.“ Hinzu komme, dass selbst ihre Lieferanten vermehrt auf den Online-Handel setzen. „Warum sollen die Leute dann überhaupt noch in mein Geschäft kommen, wenn überall für den Online-Handel geworben wird?“
Kein Geld mehr vom Staat
Petra Skarupa-Schäfer hat schon viel gemacht in ihrem Leben. Ihr war klar: Zwei bis drei Jahre muss man mit einem neuen Geschäft Geduld haben. Jetzt ist für sie die Zeit abgelaufen. Mit bangem Blick schaut sie auf die „Prüfung“ der Zahlungen aus dem ersten Lockdown. 9000 Euro gab es vom Staat, die sie für Fixkosten ausgegeben hat. Jetzt fürchtet sie, dass sie auch diese zurückzahlen muss. „Ich will kein Geld mehr von denen“, sagt sie verärgert, keine staatliche Unterstützung.
Die Meschederin hat eine gute Alternative. Sie ist examinierte Krankenschwester. Im St.-Walburga-Krankenhaus, das zum Klinikum Hochsauerland gehört, war man froh über ihre Bewerbung. Seit Freitag hat sie dort eine feste Zusage für eine halbe Stelle. Außerdem wird sie im nächsten Jahr gleich zweimal Oma – auch dafür will sie in Zukunft mehr Zeit haben.
Am Freitag machte sie den 20-Prozent-Räumungsverkauf ihres Geschäfts öffentlich. Und es gibt bereits Interessenten, die die 65 Bulk-Bins, die Abfüllstationen für Dinkel, Müsli oder Linsen übernehmen wollen. Doch noch hofft sie, dass sich ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin in Meschede findet. Jemand, der den gesamten Laden samt Idee und Inventar übernimmt und einen Neustart nach der Corona-Krise wagt. Denn grundsätzlich glaubt sie an eine Zukunft für die Müllvermeidung auch in Meschede.
Hintergrund
Petra Skarupa-Schäfer ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.
Die Meschederin hat erst eine Ausbildung zur Kinderpflegerin und dann zur Hauswirtschafterin gemacht.
Im Anschluss fuhr sie für die Firma Mikus gemeinsam mit ihrem Vater Lkw bis nach Madrid.
15 Jahre war sie Taxi-Fahrerin für die Firma Völlmecke. Während sie ihre Mutter pflegte, lieferte sie Essen für das Salzmann-Haus aus. Nebenher eröffnete sie mit einer Freundin das Trödeleck.
Mit 50 schloss sie die Teilzeitausbildung zur Krankenschwester ab und arbeitete im Anschluss für die Caritas. Gemeinsam mit ihrem Sohn baute sie den Krankenfahrdienst Pascal24 auf.
Seit Oktober 2018 war sie Inhaberin von Petras Ökoeck.