Latrop. Die Hebbeckers hüten Hubert, Anne-Marie und Rose-Marie. Warum Esel stur, aber nicht dumm sind und wie sie im verschneiten Latrop leben

Hubert, Anne-Marie und Rose-Marie sind glücklich in Latrop. Die drei leben über den Häusern des beschaulichen Dorfes, haben ein Dach über dem Kopf, einen großen Garten und viel zu fressen. Die drei sind eine Esel-Familie. Eine weiße Esel-Familie und damit wohl die einzige im Schmallenberger Sauerland.

„Mit Anne-Marie fing alles an“, sagt Sandra Hebbecker: „Die haben wir als Fohlen geschenkt bekommen, das dürfte jetzt knapp acht Jahre her sein.“ Lange wurde ein Partner für die einsame Eselstute gesucht. Im Landwirtschaftlichen Wochenblatt wurde man dann nach einiger Zeit fündig, erinnert sich Georg Hebbecker. Hubert aus dem münsterländischen Telgte sollte es sein: „Uns war schon wichtig, dass es auch ein weißer Esel ist. Gar nicht so einfach, einen zu finden. Wir sind mit dem Anhänger dann hin und haben ihn direkt mitgenommen.“

Aus Zweisamkeit wurde Dreisamkeit

Und aus der Zweisamkeit wurde dann im Mai des vergangenen Jahres eine Dreisamkeit und Esel-Tochter Rose-Marie kommt zur Welt. Weiß, genauso wie Mama Anne-Marie und Papa Hubert.

Mit Eseln, vor allem mit weißen, hatten Sandra und Georg Hebbecker vorher nie zu tun: „Nein, das war alles reiner Zufall.“ Eventuell in zwei oder drei Jahren soll dann ein Nachfolger für Hubert nach Latrop kommen, damit auch Rose-Marie eine Familie gründen kann: „Aber das hat noch Zeit, solange bleiben die drei hier zusammen.“

Pferde, Gänse, Schweine – Tiere, die man im Sauerland kennt. Doch wie ticken eigentlich Esel? „Viele sprechen von dummen Eseln, aber genau das Gegenteil ist der Fall“, sagt Sandra Hebbecker: „Esel sind richtig schlau, aber eben vorsichtig. Die checken erst die Lage ab, ob alles sicher und ungefährlich ist und wirken deshalb so störrisch.“ Deshalb könne ein Spaziergang mit einem Esel schon einmal dauern: „Esel bleiben vor Brücken, Schächten oder Kanaldeckeln stehen, schauen erst und gehen dann weiter, wenn sie sich sicher sind. Wo sich Pferde schon die Beine gebrochen haben, bleiben Esel eben erst einmal stehen.“

Keine Flucht-, sondern Nutztiere

Esel seien nun mal keine Fluchttiere, sondern Nutztiere: „In dem Sinne kann man Esel zum Beispiel super vor die Kutsche spannen, das machen die klasse mit. Oder auch Wanderungen mit Eseln sind sehr beliebt, weil das sehr ruhige und entspannte Tiere sind.“ Esel seien zwar bestimmend, was Richtung und Tempo angehe: „Aber die könnte man super als Therapietiere einsetzen, weil ihre Ruhe total auf die Menschen abstrahlt.“

Fürs Frühjahr haben sich schon einige Esel-Stuten bei Hubert angemeldet, um Nachwuchs zu bekommen: „Mal gucken, ob dann da auch wieder weiße Esel bei herumkommen.“ Und wie pflegt man einen Esel? „Streicheleinheiten, darauf kommt es an“, erzählt Sandra Hebbecker lachend: „Die können wirklich nachtragend sein, auch wenn man mal mit ihnen schimpft. Pferden ist das egal, aber Esel wollen immer die volle Aufmerksamkeit.“

Gebürstet werden die Esel regelmäßig, auch die Hufe müssen ausgekratzt werden. Zum Essen gibt es am liebsten raues Futter, Obstgehölze oder Weiden. Grundsätzlich könne man auch auf Eseln reiten, aber die Latroper Esel seien nicht unbedingt dafür gemacht: „Vielleicht mit Kindern, aber man müsste sie erst einmal einreiten und daran gewöhnen.“ Solange thronen die drei weißen Esel über den Häusern Latrops und genießen die Ruhe der Schmallenberger Natur.

Esel werden bis zu 40 Jahre alt

Esel werden bis zu 30 oder 40 Jahre alt. Anne-Marie ist sieben Jahre alt, Hubert drei Jahre alt und Rose-Marie erst wenige Monate. Esel-Stute Anne-Marie belegte sogar einmal den zweiten Platz in der Standard-Wertung auf dem Reister Markt.