Eslohe. Sollte das Opfer sogar über das Brückengeländer runter in die Essel geworfen werden? Esloher Fall landet am Amtsgericht Meschede.

Unter Dachdeckerschülern in Eslohe ist eine Auseinandersetzung eskaliert. Die ging so weit, dass die Angreifer ihr Opfer packten und über die Brücke an der Tölckestraße hinunter in die Essel werfen wollten. Der Fall landete jetzt vor dem Amtsgericht in Meschede.

Opfer wie Angreifer waren alles Dachdeckerschüler, man kannte sich untereinander aber nicht. Haupttäter war ein 23-Jähriger, derzeit arbeitslos. Der Streit hatte sich im November 2019 abgespielt. Drei Dachschülerschüler waren abends noch in Eslohe unterwegs, um im Rewe einzukaufen. Der 23-Jährige sagte vor Gericht, sie hätten zuvor noch in der Schule ordentlich getrunken – vier bis fünf Flaschen Jägermeister mit Cola wurden dort geleert.

Mit vulgärem Spruch beginnt es

An der Tölckestraße sahen sie einen 26 Jahre mit seiner 18-jährigen Freundin. Der 23-Jährige rief der Frau Vulgäres hinterher. Der 26-Jährige reagierte damit, man solle sie doch in Ruhe lassen. Das Paar ging weiter. Aber in Ruhe lassen? Von wegen. Der 23-Jährige lief hinterher, seine "Kollegen", wie er sie nannte (die hatte er gerade erst frisch an der Schule kennen gelernt), liefen mit. Er schlug den Freund der Frau mit der Faust ins Gesicht, einfach so.

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Die Schlägerei begann: Die Gruppe prügelte den 26-Jährigen bis zu der Brücke an der Tölckestraße, einer nahm ihn in den Schwitzkasten, bis er rot anlief, er soll außerdem gewürgt worden sein, dann packten sie ihn, hoben ihn hoch, drohten, ihn übers Geländer in die Essel zu werfen: "Komm, wir schmeißen ihn über die Brücke", wurde gerufen. Den 26-Jährigen überkam Panik: "Ich hatte Angst um mein Leben! Das sind Momente, die man nie vergisst." Er konnte sich so sehr wehren, dass er losgelassen wurde. Dann flog ihm noch eine Bierflasche ins Gesicht, ein Stück Zahn brach ihm dadurch ab. Inzwischen trennte auch die Security die Gruppe, die Polizei kam.

Angeklagter: "Wir sind keine Unmenschen"

"Ich habe den Streit angezettelt", räumte der 23-Jährige vor Gericht ein. Warum? Dafür gab es keine Erklärung. Er versuchte, die Auseinandersetzung zu relativieren: Er habe "nur" eine Backpfeife mit der flachen Hand gegeben, Bier habe man doch gar keines getrunken, also sei das mit der Flasche auch erfunden. Und über die Brücke werfen? Das stimme auch nicht: "Wir sind keine Unmenschen. Wir würden keinen von einer Brücke werfen. Das würde keiner von uns machen", sagte er.

Die Freundin aber hatte ja alles beobachtet: Von ihm sei sie beleidigt worden, dann wäre er angerannt gekommen und hätte ihren Freund sofort geschlagen. Bei der Szene auf der Brücke versuchte sie selbst auch, ihren Begleiter zu befreien. Beide konnten den Angeklagten eindeutig als Haupttäter wiedererkennen. "Ich erkenne ihn definitiv", so der 26-Jährige. Der Angeklagte entschuldigte sich in letzter Minute vor Gericht bei beiden – Reue nannte das sein Verteidiger.

Geld- statt Bewährungsstrafe

Das Paar habe glaubhaft die Schlägerei geschildert, so die Staatsanwaltschaft: "Ich bin überzeugt, dass der Angeklagte nicht die Wahrheit gesagt hat." Vier Monate Haft auf Bewährung wurden beantragt. Verurteilt wurde der 23-Jährige wegen gefährlicher, gemeinschaftlich begangener Körperverletzung aber zu einer Geldstrafe von 2200 Euro: Nach Überzeugung des Gerichtes würde eine Geldstrafe zur "Einwirkung" auf ihn noch ausreichen.

Bislang war der Mann strafrechtlich durch das Erschleichen von Sozialleistungen aufgefallen, außerdem war er erwischt worden, als er Marihuana aus den Niederlanden mitbrachte.