Meschede. Ein paar Monate hätte sich Ibo Tiryaki noch über Wasser halten können, trotzdem hat er sich entschieden, sein Restaurant aufzugeben.
Der erste Speisegastronom in Meschede zieht seine Konsequenzen aus der Corona-Krise: Ibo Tiryaki schließt sein Schnellrestaurant „Niw York Pizza“ am Winziger Platz - schon Mitte Januar.
Dass nach etwa sieben Jahren Schluss ist mit Pizza, Burgern und Co. bedauert Ibo Tiryaki sehr, für den gebürtigen Mescheder hat es zuletzt aber immer mehr Gründe dafür gegeben, sich beruflich umzuorientieren. Maßgeblich sind die Coronakrise und die beiden Lockdowns jedoch dafür verantwortlich. „Ich habe mir seit Monaten Gedanken darum gemacht, wie es weitergehen soll. Und irgendwann war klar: Ich bin an einem Wendepunkt in meinem Leben angekommen und möchte so nicht weitermachen“, sagt Tiryaki sichtlich betroffen über das Aus seines Ladens.
Er hätte sich noch eine gewisse Zeit über Wasser halten können – aber was wäre dann passiert? „Wenn es in zwei Monaten vielleicht normal weitergegangen wäre, hätte ich erst einmal nur für die entstandenen Schulden arbeiten müssen. Und mit den Corona-Hilfen ist es auch schwierig. Da wird alles auf den Cent genau berechnet und wenn man dann noch etwas an den Steuerberater abgeben muss, bleibt noch weniger“, erklärt der 33-Jährige an einem Beispiel. Um den Steuerberater für einen Antrag zu bezahlen, müsse er erst einmal 15 Pizzen verkaufen.
Neue Stelle im hohen Norden
Aus dieser endlos scheinenden Schleife wollte Ibo Tiryaki ausbrechen und hat vor ein paar Wochen damit begonnen, sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. „Ich habe mir da keine Grenzen gesetzt. Durch meine abgeschlossene Ausbildung als Groß- und Außenhandelskaufmann hatte ich ja gewisse Möglichkeiten und mich einfach mal beworben.“ Mit Erfolg. Schon in diesem Monat tritt Tiryaki eine Führungsposition in einem Handelsunternehmen an. Allerdings nicht in seiner Heimat sondern im hohen Norden. Statt die Meschede mit Pizza zu versorgen wird er dann in Flensburg für die Koordination anderer Waren verantwortlich sein.
„Ich habe online einen Einstellungstest gemacht und wurde gleich am nächsten Tag nach Flensburg eingeladen und habe dort inzwischen auch schon eine Wohnung angemietet“, berichtet er. Für die Gäste von Niw York Pizza bedeutet das konkret, dass am Sonntag, 10. Januar, die letzte Pizza und der letzte Burger bestellt werden können. „Mir fällt es nach all der Zeit natürlich schon schwer, das Geschäft abzugeben aber Corona hat mir einfach gezeigt, dass die Welt noch größer ist und mich vielleicht sogar kreativer werden lassen, als ich es ohne je geworden wäre“, findet er versöhnliche Worte für die Krise, die ihn zum Entschluss gebracht hat, das Sauerland zu verlassen.
Laden bleibt wohl in der Familie
Einen Käufer für „Niw York Pizza“ sucht er aktuell noch nicht. „Bei uns ist es so, dass man sich erst einmal in der Familie umhört und schaut, wer den Laden eventuell übernehmen möchte“, erklärt Tiryaki, dass sein Umzug nicht unbedingt das Ende des gastronomischen Angebots in seinem Ladenlokal bedeutet. „Ich freue mich sehr auf das was kommt, möchte aber auch nicht verpassen, mich bei allen zu bedanken, die mich hier in Meschede unterstützt und auf meinem Weg begleitet haben. Angefangen bei meiner Familie, meinen Lehrern bis zu unseren Gästen. Es war trotz allem eine wunderbare Zeit“, fasst „Ibo“, wie ihn hier jeder nennt, die letzten 33 Jahre in Meschede zusammen.