Meschede. Seit Dezember erfreute viele Mescheder der Anblick der angestrahlten Abtei. Was dahinter steckt und was bleibt, erläutert Pater Julian.

Sie ist das Wahrzeichen der Stadt, das bei Tageslicht weithin zu sehen ist. In diesem Jahr haben die Mönche der Abtei Königsmünster ihre Kirche auch in der Dunkelheit zum Blickpunkt gemacht und lassen sie bis zum 6. Januar anstrahlen. Wie es dazu kam und was in Zukunft geplant ist, erklärt Pater Julian Schaumlöffel, Cellerar und damit Wirtschaftsverwalter des Klosters.

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Wie entstand die Idee zur angestrahlten Abtei?

Pater Julian: Die Idee ist eigentlich allmählich gewachsen. Im Zuge der Umgestaltung der Fußgängerzone und der dortigen neuen Beleuchtung fiel die am Abend im Dunkeln liegende Abteikirche auf. Als dann auch noch der Stiftsplatz eine neue Beleuchtung bekam, hat der Bürgermeister mir in einem persönlichen Gespräch gesagt, dass die abendliche Beleuchtung der Abteikirche ein Gewinn für die Stadt wäre. Die Achse zwischen dem alten benediktinischen Damenstift St. Walburga und der Abtei würde dadurch sichtbarer werden. Tatsächlich kann man von der Apsis der Walburgakirche, in deren Untergeschoss die karolingische Krypta liegt, durch die Neuanordnung der Bäume bis zur Abteikirche schauen. Eine nicht unbedeutende Achse, verdanken wir doch die Bedeutung Meschedes nicht zuletzt den Benediktinerinnen der 9. Jahrhunderts. Unsere Abtei darf sich also in einer langen Tradition klösterlichen Lebens in Meschede sehen.

Und wie kam es jetzt zur Umsetzung, ausgerechnet im Corona-Jahr?

Wir wollten den Menschen in der Adventszeit, die ansonsten ja von vielen Beschränkungen und ausgefallenen Märkten geprägt war, ein Hoffnungslicht aufscheinen zu lassen. Dies auch im Zusammenhang mit der Kampagne „Meschede leuchtet“, die eine neue Adventsbeleuchtung realisiert hat. Der Plan war, die Kirche vom 1. Advent bis zum 6. Januar allabendlich bis 23 Uhr zu beleuchten. Ebenso am Morgen von 6 Uhr bis 8.30 Uhr. Die Nachtabschaltung hat einen doppelten Sinn. Zum einen wollen wir die Reizüberflutung mindern - wenn etwas nicht dauerhaft leuchtet, weiß man es eher zu schätzen - zum anderen wollen wir auch ganz bewusst Energie sparen und so unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Warum ausgerechnet Orange?

Auf die Farbe Orange stießen wir eigentlich zufällig, weil sie die Konturen und den Stein der Architektur von Hans Schilling besonders gut zum Ausdruck bringt. Als uns bewusst wurde, dass wir damit auch ein Zeichen gegen Gewalt setzen und die Kampagne „Orange the World“ unterstützen, fiel die Entscheidung nicht schwer.

Wie hoch waren die Kosten und war von Anfang an klar, wer diese übernimmt?

Wir arbeiten seit vielen Jahren mit Dirk Joachimsmeier von der Eventtechnik Südwestfalen zusammen und hatten ihn auch mit diesem Projekt beauftragt. Dirk hat uns eine ganz neue Generation von Strahlern inklusive Mischpult aufgestellt. Die Kosten belaufen sich auf 3000 Euro. Für einen Teil der Kosten hatten wir eine feste Spendenzusage. Den anderen Teil hätten wir selber getragen. Kurz nach Beginn der Beleuchtungsphase hat sich der SI-Club Meschede für das Projekt interessiert. Ein Grund dafür war die Farbe Orange. Der Orange Day wird von den Soroptimist Clubs weltweit unterstützt. Ein anderer war die Dimension der Illumination. Die erleuchtete Abteikirche wird von vielen Meschedern als ein wohltuendes Hoffnungslicht für die ganze Stadt gesehen. Die Frauen haben mir dann Mitte Dezember mitgeteilt, dass sie einen Teil der Kosten aus eigenen Fördermitteln, nicht aus Spenden, tragen werden, wofür ich als Cellerar sehr dankbar bin. Jedenfalls sind die Kosten nun durch zwei Sponsoren komplett gedeckt, wofür die Abtei in diesen schwierigen Zeiten, in denen unsere Gästehäuser geschlossen und auch die Gaststätte nur zum Außenverkauf zur Verfügung steht, sehr dankbar ist.

Wie ist die Resonanz in der Stadt?

Absolut positiv! Ich habe wirklich unzählige WhatsApp von Freunden, Bekannten, Schülern und deren Eltern bekommen. Alle loben die Beleuchtung und die ganz neue Perspektive im nächtlichen Meschede. Im Klosterladen, in der Gaststätte, an der Pforte oder über Instagram und Facebook – von überall bekommen wir positive Resonanz, die oft mit der Bitte verbunden ist, die Beleuchtung länger bis dauerhaft zu belassen. Die Stimmen sagen oft, dass der Blick aus dem Fenster ihnen die Kirche wie einen Dom auf dem Berge erscheinen lässt, und sie abends jetzt die Rollos lieber hochgezogen lassen. Es sind wirklich sehr, sehr viele Rückmeldungen, die wir bekommen. Außerdem stehen nahezu jeden Abend Hobbyfotografen auf dem Kirchplatz und versuchen interessante Fotos aufzunehmen. Die Beleuchtung zieht an, auch einzelne und Familien beim abendlichen Spaziergang.

Gibt es schon Überlegungen, das in den kommenden Jahren zu wiederholen?

Bisher haben wir noch keine weiteren Überlegungen angestellt. Denkbar ist sicher, ein solches Projekt zu wiederholen oder über eine, dann aber deutlich dezentere, dauerhafte abendliche Beleuchtung der Abteikirche nachzudenken. Gerade auch im Hinblick auf die oben beschriebene benediktinische Achse durch die Innenstadt wäre es eine Überlegung wert.

An Silvester bot die Abtei ein wahres Feuerwerk an Farben. Hier findet sich dazu ein Video.