Meschede. Angeblicher Spion aus Schmallenberg kommt frei, Meschedes Polizei hat „Meckerbücher“, teurer Schnaps aus Nuttlar - die Woche vor 65 Jahren.

Über diese Themen berichteten wir vor 65 Jahren im Lokalteil.

Gymnasiast im Zuchthaus

Die aus der Sowjetischen Besatzungszone vertriebene Familie Kohlrusch in Schmallenberg-Winkhausen erlebt eine besondere Weihnachtsüberraschung: Ihr Sohn Guntram wird nach acht Jahren Haft im ostdeutschen Zuchthaus Bautzen plötzlich entlassen. Der Gymnasiast war 1947 mit fast allen Klassenkameraden verhaftet und wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren Haft verurteilt worden.

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Dramatisch hohe Unfallzahlen

Die Polizei legt an den zehn Tankstellen entlang der beiden Bundesstraßen im Kreis Meschede „Meckerbücher“ aus, in denen Autofahrer Anregungen machen können, um die Sicherheit auf den Straßen zu erhöhen. So wird bekannt, dass zum Beispiel die Beleuchtung entlang der Lagerstraße in Meschede zu schlecht ist. Hintergrund für die „Meckerbücher“ ist ein dramatischer Anstieg der Unfallzahlen: In den ersten drei Monaten 1955 lag sie um 70 Prozent über dem Vorjahr.

Kein Mangel mehr an Wasser

In Meschede ist Trinkwasser jetzt keine Mangelware mehr: An der Ruhr wird das neue Pumpenhaus in Betrieb genommen. Die Stadt lässt sich den Ausbau ihrer Wassergewinnungsanlagen 700.000 Mark kosten: Mit 3000 Kubikmeter Wasser am Tag will sie auf einen Anstieg der Bevölkerungszahl von 30.000 Einwohner vorbereitet sein.

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Großhandel baut in Bestwig

Der Edeka-Großhandel erweitert sein Geschäftshaus in Bestwig. Von dort aus wird der Einzelhandel in den Kreisen Meschede und Bestwig beliefert. Zum 25-jährigen Bestehen des Großhandels 1949 lag der Umsatz bei 2,5 Millionen Mark, 1955 überschreitet er die 6-Millionen-Grenze.

Neues Freibad geplant

Die Stadt Meschede will an der Ruhr ein neues Freibad bauen. Das alte Becken ist undicht geworden, offenbar auch durch Beschädigungen im Krieg. Außerdem ist das Becken nicht tief genug für Schwimmwettbewerbe.

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Richtiges Fest nach 16 Jahren

Herbert Noss aus Velmede ist einer von den Kriegsheimkehrern, die 1955 ihr erstes Weihnachten wieder im Familienkreis verbringen können – sein letztes war 1939, als der Friseurmeister zur Wehrmacht eingezogen wurde. Sein letztes Fest hatte er noch mit 800 anderen Soldaten in Sibirien verbracht: Die einzige Freude seien Pakete von daheim gewesen, erzählt er.

So teuer ist der Klare

22 Doppelzentner Getreide werden täglich in der Mühle der Kornbrennerei der Spirituosen- und Hefefabrik Schneider in Nuttlar verarbeitet. Aus 100 Kilo Roggen können 35 Liter Alkohol gewonnen werden. Der Warenwert pro Liter Kornbranntwein beträgt gerade einmal 1,80 Mark – durch die Besteuerung steigt er aber auf 10,74 Mark. Der Alkohol in Nuttlar ist durch 400 Plomben gesichert: Das verlangen die Zollvorschriften.

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