Velmede. Die Bundesstraße und der „Highway Man“ - das ist eine ganz besondere Beziehung. Daran kann auch die neue A46 nichts ändern-

Die Bundesstraße und der „Highway Man“ in der Gemeinde Bestwig - das ist eine ganz besondere Beziehung. Noch genau erinnert sich Ingo Krey an die Zeit, als er damals auf der Suche nach einem Namen für sein neues amerikanisches Lokal war. 19 Jahre ist das jetzt her. Ja, man hätte den Laden auch „American Diner“ nennen können, sagt Krey. Aber das könne ja schließlich jeder. Am Ende habe es gar nicht lange gedauert, bis man auf den Namen „Highway Man“ gekommen sei. „Wenn die B7 als Highway vor der Tür verläuft“, liegt das schließlich nahe, sagt Krey und lacht.

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Seit November 2019 liegt der eigentliche Highway mit der A46 zwar ein paar hundert Meter weiter weg. Einen Grund, den Namen seines Lokals zu ändern, ist das für Krey selbstverständlich nicht. Schließlich hat er sich damit in fast zwei Jahrzehnten einen Namen in der Region gemacht. Der „Highway Man“ bleibt der „Highway Man“. Auch, wenn die Eröffnung der A46 Ende des vergangenen Jahres einiges verändert hat.

Beliebte Anlaufstelle

Auf auffälligsten: „Der Pinkeltourismus hat abgenommen“, sagt Krey mit einem Schmunzeln. Als erster Gastronomiebetrieb nach dem Autobahnende in Velmede war der „Highway Man“ an der Bundesstraße eine beliebte Anlaufstelle für alle, denen vor lauter Not schon der Schweiß auf der Stirn stand. „Vor allem an den Freitagen ging das in einer Tour“, sagt Ingo Krey.

Geld für die Benutzung seiner Toilette zu nehmen, ist ihm nie in den Sinn gekommen. Auch dann nicht, wenn die Touristen noch nicht einmal ein „Guten Tag“ auf den Lippen hatten, sondern nur barsch das Wort „Toilette?“ in den Thekenraum geworfen haben und nach wenigen Minuten wortlos wieder ins Auto gestiegen sind.

Schließlich gab es immer auch die anderen: Diejenigen, die zwei Euro auf die Theke gelegt haben; diejenigen, die die Pinkelpause mit einem Getränk oder sogar mit einem Essen verbunden haben - oder diejenigen, die mit einem Sprinter auf Kegeltour waren. „Die haben beim Reinkommen zwölf Bier bestellt, sind auf der Toilette verschwunden, haben ihr Bier runtergestürzt und sind weiter“.

Kein Schnee und Lockdown

Ob all das mit der neuen Autobahn nun komplett Geschichte sein wird? „Das ist ist echt schwer einzuschätzen“, sagt der Velmeder. Um diese Frage zu beantworten, müsse man erstmal ein Jahr ohne Corona und ein Jahr mit einem ordentlichen Winter haben. Denn gerade für ihn als Gastronom habe 2020 mehr im Zeichen von Corona als im Zeichen der Autobahneröffnung gestanden. Als Ende des vergangenen Jahres die Autobahn für den Verkehr freigegeben wurde, brummte im „Highway Man“ gerade das Weihnachtsgeschäft. Das ging wie in all den Jahren bis Mitte Januar. „Dann kamen wieder ein paar Wochen ohne Schnee und dann hatten wir auch schon den ersten Lockdown und mussten dichtmachen. Knick-Knack, Ende der Geschichte“, sagt Krey und lacht. Insofern lasse sich derzeit eigentlich keine rechte A46-Bilanz ziehen.

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Dass die Autobahn weniger Durchgangsverkehr für den Ort bedeutet, ist allerdings unzweifelhaft. Das merkt Krey Tag für Tag, wenn er in seinem Büro mit den Fenstern zur Bundesstraße arbeitet. „Dass du hier eine Minute sitzt, ohne dass ein Auto vorbeifährt, hat es es früher nicht gegeben“, sagt Krey, während draußen gerade ein Laster des Entsorgungs-Unternehmens Stratmann auf der B7 zurücksetzt, um rückwärts auf den Hof von Fliesen-Lange zu fahren. „Siehste, auch das wäre damals kaum möglich gewesen - zumindest nicht so schnell und ohne Gehupe“, sagt Krey und lacht. Ein weiterer Vorteil der neuen Autobahn!

Eine gute Kombination

Als Nachteil für sein Lokal sieht Krey zwar, dass viele Touristen - wenn denn wieder normaler Tourismus möglich sein wird - auf der Fahrt in die Wintersportgebiete über die A46 an Bestwig vorbeifahren. So richtig bange mache er sich davor aber nicht. Denn Qualität setze sich schließlich immer durch. „Die sitzen ja nach ihrer Ankunft nicht in Winterberg oder Willingen fest, sondern schwärmen in die Region aus“, weiß Krey.

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Dafür, dass sie dabei auch im „Highway Man“ landen, hat Krey schon lange vorgesorgt: Wer bei Google „Burger Hochsauerland“ eingibt, bekommt den „Highway Man“ als Ergebnis ausgespuckt. „Zusammen mit einer 4,4-Sterne Bewertung bei 400 Bewertungen ist das doch eine ganz gute Kombi“, schmunzelt Krey. „Letztlich musst du als Gastronomiebetrieb immer dafür sorgen dass du in aller Munde“, sagt er. Und das hat er auch in diesem Jahr getan: Zum einen mit seiner Burger-Klappe, die er im ersten Lockdown erfunden hat, um seine Gerichte für den Außer-Haus-Verkauf an den Mann zu bringen. Zum anderen haber er noch in keinem Jahr so viel in Werbemaßnahmen investiert wie in diesem. „Kann ja jedenfalls nicht schaden, wenn man immer wieder das Logo vom Highway Man unter die Nase gerieben bekommt“, bekommt, lacht Krey.

  • Mit der Autobahn verbindet Krey auch den A46-Run, den der TuS Nuttlar, der TuS Valmetal, der TuS Velmede-Bestwig und der TV Germania Ostwig vor der Freigabe für den Verkehr auf der Autobahn veranstaltet hatten.
  • Die Veranstaltergemeinschaft hatte den Bestwiger Gastronomen als Sponsor für diese außergewöhnliche Großveranstaltung mit ins Boot geholt - und einigen der Läufe die Bezeichnung „Highway“ vorangestellt.
  • Ehrensache, dass der „Highway Man“ bei dieser Großveranstaltung mit einem eigenen Team vertreten war. Und Ehrensache auch, dass Ingo Krey dabei einige Pokalübergaben selbst übernommen hat.