Bockum. Warum Vollmers auf „anständige, konventionelle Landwirtschaft“ setzen und wie es dem Hofladen in der Corona-Krise ergeht.

Birgit und Dietmar Vollmers führen ihren Land- und Forstwirtschaftsbetrieb in Bockum seit gut 33 Jahren. Im Corona-Jahr 2020 haben sie unter anderem gelernt, dass Kartoffeln nahezu so wichtig für die Deutschen sind wie Klopapier und dass Kürbis schnitzen total im Trend liegt. Und dem kleinen Hofladen der Familie hat die Pandemie sogar etwas Aufwind verschafft . Eigentlich würden sich die Vollmers nun auf den alljährlichen Weihnachtsbaumverkauf mit Glühwein und Punsch in der Scheune freuen. Doch, wie so vieles, läuft auch der Verkauf von Weihnachtsbäumen, Kränzen und Schnittgrün in diesem Jahr etwas anders ab als gewohnt.

Run auf Kartoffeln und Kürbisse

Getränke dürfen nicht ausgegeben werden und Geselligkeit ist aufgrund der Abstandsregeln keine Option, frische Weihnachtsbäume aus eigenem Anbau bieten sie natürlich trotzdem an. „Wir starten in diesem Jahr auch schon zum ersten Advent mit dem Verkauf. Ich habe das Gefühl, dass es sich die Menschen schon früher als sonst Zuhause gemütlich und besinnlich machen möchten“, sagt Birgit Vollmers.

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Parallel zum Weihnachtsbaumverkauf läuft natürlich auch der kleine Hofladen der Familie weiter, wo sie unter anderem Kartoffeln, Eier, Honig aber auch saisonales Gemüse, wie zum Beispiel Kürbisse und nun Grünkohl anbieten. „Angefangen haben wir mit dem Verkauf ab Hof eigentlich wegen den Weihnachtsbäumen aber in den letzten Jahren ist immer mehr hinzugekommen und die Nachfrage steigt“, berichtet Birgit Vollmers von der Entwicklung des Hofladens. „Während des ersten Lockdowns haben die Kunden hier Kartoffeln eingekauft, wie woanders Klopapier, das war wirklich der Hammer“, erinnert sie sich.

Im Eingangsbereich des Hofladens befindet sich die Kasse, die unter der Woche genutzt wird. Dann ist Selbstbedienung auf Vertrauensbasis angesagt.
Im Eingangsbereich des Hofladens befindet sich die Kasse, die unter der Woche genutzt wird. Dann ist Selbstbedienung auf Vertrauensbasis angesagt. © Christina Schröer

Ganz wichtig war es in diesen Zeiten außerdem, am Wochenende den Weinvorrat im Hofladen wieder aufzufüllen. Den beziehen die Vollmers von einem Winzer in Rheinhessen. „Wenn die Kunden freitags vorbeikommen, um zum Beispiel geräucherte Forellen zu kaufen, nehmen sie auch gerne mal ein Fläschchen Wein mit.“ Und als sich in den Herbstferien der zweite Lockdown bereits andeutete und schließlich spruchreif wurde, waren es Kürbisse, die das Objekt der Begierde waren. „Die Familien im Umkreis scheinen in den Herbstferien alle Zuhause Kürbisse geschnitzt zu haben, die sind hier Bulli-weise vorgefahren und als alle orangenen Kürbisse ausverkauft waren, haben sie eben die weißen mitgenommen.“

Selbstbedienung

Obwohl von Montag bis Donnerstag in Vollmers Hofladen Selbstbedienung angesagt ist und man auf Vertrauensbasis bezahlt, ist auch während des ersten Lockdowns kaum Ware ohne Bezahlung weggekommen. „Manchmal haben wir schon gedacht, dass da zu wenig Geld in der Kasse ist. Aber meist reguliert sich das dann ein paar Tage später, wenn die Kunden beim nächsten Besuch wieder etwas mehr reinlegen“, berichtet Birgit Vollmers.

Doch im Großen und Ganzen gilt auch in ihrem Hofladen: Ein bisschen Schwund ist immer. Freitag und Samstag, wenn mehr los ist, stehen die Vollmers aber selbst im Laden bzw. sind vor Ort. Ist niemand zu sehen, können die Kunden ganz einfach klingeln. Dann kommt Birgit Vollmers und berät - aktuell natürlich mit Mundschutz und Abstand. Im Laden selbst darf sich aufgrund der Quadratmeter-Regelung für den Einzelhandel zur Zeit nur eine Person aufhalten. „Das klappt hier aber einwandfrei. Einer darf rein, der nächste wartet kurz draußen“, so Vollmers.

Im kleinen Hofladen von Familie Vollmers darf sich aktuell nur eine Person aufhalten.
Im kleinen Hofladen von Familie Vollmers darf sich aktuell nur eine Person aufhalten. © Christina Schröer

Und auch draußen gibt es schon einiges zu entdecken. Gemüse wird auch vor dem Hofladen gelagert und der Räucherofen macht gleich Lust auf die Forellen. Was Vollmers’ Hofladen von manch anderen unterscheidet ist, dass sie nicht auf den Bio-Trend aufgesprungen sind. Für Birgit Vollmers macht das aber auch nicht den riesigen Unterschied, den Verbraucher häufig sehen: „Wir kennen die Höfe und Landwirte, von denen wir unsere Ware beziehen. Das sind konventionelle Landwirtschaftsbetriebe, die anständig geführt werden“, sagt sie.

Großzügige Hallen

Das bedeute zum Beispiel, dass die frischen Eier, die im Laden angeboten werden, von Hühnern sind, die zwar nicht auf einer grünen Wiese aufwachsen, aber in einer großzügigen Halle auf dem Boden leben und vernünftig gefüttert werden. „Wenn konventionelle Landwirtschaft verantwortungsvoll betrieben wird, ist das genau so gut wie Bio.“ Und dieses Konzept nehmen die Menschen rings um Bockum gerne an: „Unsere Kundschaft besteht sowohl aus älteren Menschen als auch aus jungen Familien“, sagt Birgit Vollmers, die in Zeiten von sinkenden Fleischpreisen - die Familie besitzt auch 90 Bullen - und des Waldsterbens durch die Trockenheit und den Borkenkäfer, durchaus froh ist, dass ihr kleiner Hofladen so gut läuft.

Weitere Hofverkäufe auf Mescheder Stadtgebiet:

Hofladen Dolle , Birmecker Weg 26, Wehrstapel, 0291/9085397.

Eierverkauf Georg Babilon , Berge, Olper Str. 82., 02903/2459.

Eversberger Landmilch , Familie Möller-Winter, Weststraße 3, Eversberg, 0291/51164 .

Mescheder Schinkensalzerei und Räucherei , Am Steinbach 2, Enste, 0291/6609.

Hof Heinemann-Schrages , Coidts Haus 1, Remblinghausen, 0291/51652.

Sollte trotz sorgfältiger Recherche ein Hofladen oder Direktvermarkter in Meschede fehlen, schreiben Sie uns bitte eine Mail mit allen notwendigen Angaben zu Produkten, Öffnungszeiten und Kontaktdaten an meschede@westfalenpost.de. Wir ergänzen die Liste auf unserem Online-Portal gern.