Schmallenberg. Instagram und Facebook statt Wanderkarte in der Hand? Die Schmallenberger Touristiker über Marketing, Insa-Hotspots und neue Zielgruppen.

Nicht erst die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig der Tourismus für das Schmallenberger Sauerland ist - und was fehlt, wenn keine Urlauber in der Region unterwegs sind. Katja Lutter, Thorsten Schulte und Philipp Pöhlke kümmern sich um alles rund um Digitalisierung, Web und Social Media beim Schmallenberger Sauerland Tourismus. Im Interview sprechen sie über Datenbanken, Hashtags - und warum die Wanderkarte noch längst nicht ausgestorben ist.

Frau Lutter, was wären drei passende Hashtags, die Sie dem Schmallenberger Sauerland geben würden?
Katja Lutter: #echteBegegnung, #Heimatstolz und #SchmallenbergerSauerlandDenken

Wie kommen Sie auf diese drei Begriffe?
„Begegnung“ ist seit etwa zwei Jahren unser zentrales Kommunikationsthema. Es geht um Begegnungen mit den Menschen, klar, aber auch um Begegnungen mit der Natur, mit allen Traditionen und Eigenheiten, die wir haben.

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Und damit sind wir beim „Schmallenberger-Sauerland-Denken“. Es fasst zusammen, wie wir sind, denn die Schmallenberger und Esloher sind aktiv, innovativ, pragmatisch und vor allem stolz auf das, was sie haben - und das teilen sie auch gerne.

Die Wanderkarte stirbt nicht aus

Wie hat sich das digitale Marketing insbesondere im Tourismus in den vergangenen Jahren verändert?
Thorsten Schulte: Der Tourismus an sich war und ist recht Print-lastig. Mit Wanderkarten, Gastgeberverzeichnissen und Flyern beispielsweise machen die Regionen auf sich aufmerksam. Daneben, mit ebenso hoher Bedeutung, baut sich die Digitalität im Tourismus auf. Online buchen oder direkt Verfügbarkeiten prüfen, vor Ort mal eben das Handy aus der Tasche nehmen und schauen, ob ich noch auf der richtigen Route bin.

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Mal eben schauen, wo das nächste Restaurant ist oder wann die Geschäfte geöffnet haben. Was früher klassisch nachgeschlagen wurde, ist heute auf dem Handy verfügbar. Im Grunde sind es zwei Bereiche, die sich ergänzen. Der eine Bereich verdrängt nicht den anderen.

Also sind der Reiseführer oder die Wanderkarte aus Papier doch noch nicht ausgestorben?
Katja Lutter: Nein, sind sie nicht. Viele Gäste schätzen es weiterhin, in Ruhe in einem Prospekt zu blättern oder gemeinsam mit dem Finger auf der Karte die morgige Tour zu planen. Hinzukommt, dass viele Gäste im Urlaub bewusst auf das Handy verzichten. Auch das ist eine Form der Erholung. Sowohl Print als auch Digital haben eigene Vorteile.

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Das Digitale ist ein praktischer Begleiter; Schnelligkeit und Aktualität stehen hier ganz vorn. Auch emotionale Eindrücke kann ich digital über Videos beispielsweise viel besser vermitteln. Wir müssen im Tourismus einfach die verschiedensten Zielgruppen im Blick behalten und schauen, was sie wollen und diese Bedürfnisse bedienen.

Best-Ager, junge Familien, Nostalgiker und Digital-Freaks

Was ist denn die Zielgruppe, die in Schmallenberg Urlaub macht? Wie sieht der typische Urlauber aus?
Thorsten Schulte: „Den“ typischen Urlauber gibt es kaum. Es gibt die Best-Ager genauso wie die jungen Familien. Und darunter finden sich wiederum Nostalgiker, die auf die ausgedruckte Wanderkarte setzen und die absoluten Digital-Freaks, die alles auf dem Handy haben wollen, die ihre Routen tracken und Fitnesswerte speichern. Die Herausforderung ist es, jedem in guter Qualität gerecht zu werden und das Ganze noch möglichst einfach pflegen zu können. Und da ist in Schmallenberg schon viel passiert.

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Was genau?
Thorsten Schulte: Ich denke zum Beispiel an die Wandertourendatenbank. Die wird auf allen touristischen Webseiten und über eine App ausgespielt. Wenn ich also eine Tourempfehlung habe, kann ich sie auf verschiedensten Wegen finden und nachlaufen. Oder nehmen wir den digitalen Veranstaltungskalender: Alle Institutionen und Vereine können dort ihre Termine kostenlos einpflegen und haben eine ganze Bandbreite, wo diese ausgespielt werden.

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Und natürlich die Online-Buchbarkeit, die immer mehr Gastgeber für sich entdecken. Sie bietet einerseits den Service für den Gast, andererseits einen geringeren Bearbeitungsaufwand. Ganz neu ist, dass unsere Webseite mittels Künstlicher Intelligenz mehrsprachig verfügbar ist. So können wir unsere Region auch in weiteren, neuen Märkten vorstellen.

„Wir müssen unsere Kanäle bedienen“

Ist es mehr Arbeit geworden?
Philipp Pöhlke: Alles in allem ist es natürlich mehr und vor allem eine andere Arbeit geworden. Wir müssen unsere Kanäle bedienen, alles auf dem aktuellsten Stand halten und immer die Entwicklungen im Blick behalten. Früher hatte man einen Prospekt pro Jahr und vielleicht noch einen Themenprospekt oder eine Pressemitteilung.

Heute sind wir zusätzlich auf verschiedensten Kanälen unterwegs. Neben der Webseite als Basis sind das aktuell Facebook und Instagram. Aber auch unterschiedliche Wanderplattformen wie komoot oder outdooractive. Hier stellen wir einerseits reine Informationen bereit, machen gleichzeitig aber Marketing, weil wir die User dort abholen, wo sie sowieso sind. Auf all diesen Kanälen können wir mit Bildern, Videos und Audios Aufmerksamkeit auf unsere Region lenken.

Womit kann Schmallenberg denn am besten auf sich aufmerksam machen?
Katja Lutter: Authentizität und Qualität, damit punktet diese Region. Der erste Eindruck, dieses Gefühl, muss von der Internetseite bis zum Gartenstuhl stimmen. Alles sollte zusammenpassen und das Versprechen, mit dem man wirbt, muss eingehalten werden. Das Schmallenberger Sauerland steht für Qualität. Und überrascht damit und mit seiner Vielfalt so manchen Gast, der hier Urlaub macht.

Weil man sonst schnell eine schlechte Bewertung erhält?
Katja Lutter: Genau, die Bewertungsmentalität ist durch das Digitale eine ganz andere. Damit müssen die Gastgeber umgehen. Gäste, die augenscheinlich zufrieden abreisen, posten plötzlich online eine ganz andere Meinung. Umgekehrt gibt es natürlich auch die vielen zufriedenen und dankbaren Kommentare, weil positive Erlebnisse von den Menschen genauso gerne geteilt werden.

Urlaubsorte werden nach ihrem Instagram-Wert ausgesucht

Welche Rolle spielt das allgemeine Mitteilungsverhalten in sozialen Medien?
Thorsten Schulte: Jeder möchte sich in den Sozialen Medien möglichst positiv darstellen. Dadurch, dass die Gäste ihre Eindrücke, Bilder etc. direkt an Freunde per WhatsApp verschicken oder in ihren Storys teilen, machen sie, wenn ihr Eindruck positiv ist, direkt Werbung für uns.

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Das hat natürlich Wirkung und hilft uns sehr. Diese neue Art der „Mund-zu-Mund-Propaganda“ hat einen größeren Effekt als man denkt. Gerade jüngere Leute suchen teilweise ihren Urlaubsort danach aus, ob er „instagramable“ ist, sprich: Gibt es dort die Möglichkeit, schöne Bilder aufzunehmen, sich gut zu präsentieren und das anschließend mit den Mitmenschen zu teilen.

Muss man darauf reagieren, um das Potenzial noch weiter auszuschöpfen?
Thorsten Schulte: Ein Beispiel dafür ist die neue Fotoroute in Oberhenneborn, die wir zusammen mit Klaus-Peter Kappest erstellt haben. Da geht es darum, wie man mit Smartphones oder Kamera tolle Urlaubsbilder machen kann. Am wichtigsten ist aber, die hohe Qualität vor Ort zu halten, und den Gästen ein guter Gastgeber zu sein.

Und das können wir. Ich bin immer wieder beeindruckt davon, mit wie viel Engagement hier alle an einem Strang ziehen. Auch in den Orten, wenn es um neue Ideen, Wanderwege etc. geht. Hier schlummert bestimmt noch Potenzial, das es zu heben gibt. Denn was wir für unsere Orte tun, dient ja uns allen, nicht nur den Touristen.

Der Schmallenberger Sauerland Tourismus

Philipp Pöhlke, Katja Lutter und Thorsten Schulte sind für alle Themen rund um Social Media, Web und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Sie sind nicht nur auf den gängigen Plattformen wie Facebook , Instagram und Co. unterwegs, sondern bieten auch einen Beratungsservice per WhatsApp unter 0151 23505967 an.

Informationen gibt es auch per Newsletter, auf der Internetseite sowie telefonisch unter 02972 9740-0