Eslohe/Lennestadt. Es sind schwierige Zeiten für Vereine und Chöre. Das Projekt Musikpatriot bietet ihnen in der Corona-Krise die Chance auf finanzielle Hilfe.

Vereine, Ensembles, Künstler und Kulturschaffende - sie alle können ihrer größten Leidenschaft in Zeiten von Corona nur begrenzt nachgehen. Weil Proben und Konzerte nur teilweise oder wie im Moment gar nicht möglich sind, verlieren sie ihre wirtschaftliche Grundlage.

Erst vor wenigen Wochen hatte Klaus Winkelmeyer vom Vorstandsteam des Jungen Chores seine Sorge geäußert, dass die gesamte Chorlandschaft den Bach runtergehen könnte. Und nicht nur die: Neben den Chören stehen viele andere gemeinnützige Vereine wie Musikvereine, Theatergruppen, Tambourchöre und Orchester vor sehr schwierigen wirtschaftlichen Herausforderungen.

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Doch jetzt kommt originelle Hilfe, bei der auch der Esloher Klaus Winkelmeyer mitmischt. Mit dem Verkauf von stylishen Produkten sollen Künstler, Ensembles und Vereine unterstützt werden. „Es muss uns als Gesellschaft gelingen, unsere kulturelle Szene im Hobby-, Amateur- und Profibereich zu erhalten und die vielen Musik- und Kulturtreibenden wirtschaftlich sicher durch diese stürmische Zeit zu bringen“, sagt Winkelmeyer. Aus dieser Motivation heraus ist das Label „Musikpatriot“ entstanden.

Einfaches Prinzip

Das Prinzip ist ganz einfach: Käufer erwerben Musikpatriot-Produkte wie Hoodies, Zipper, T-Shirts oder Masken im individuellen Design und können bei ihrer Bestellung Ensembles, Künstler oder Vereine nennen, die sie unterstützen möchten. Vereine und Künstler können sich dazu einfach registrieren und profitieren dann von jedem Käufer, der sie bei seinem Bestellvorgang nennt. Werden bei der Bestellung keine Ensembles genannt, wird die Zuwendung unter allen registrierten Kulturtreibenden verteilt. Die Textilien können auch ohne Logo als Basic erworben oder auf Wunsch mit einem Vereins-, Club- oder Firmenlogo versehen werden.

Zu den Initiatoren zählt neben Michael Nathen, Chorleiter des Jungen Chores Eslohe, auch David Löher aus Lennestadt. Er ist Gründer des Digitalisierungsunternehmens Localino und in seiner Freizeit seit vielen Jahren begeisterter Sänger und Vorsitzender in Chören, Bandmusiker und Organisator von Konzerten. Die aktuelle Situation treibe ihn persönlich um, sagt er.

 T-Shirts, Tassen, Masken und viele weitere Produkte werden bereits ab heute angeboten. Das Sortiment soll nach und nach erweitert werden. Beim Kauf kann ein Ensemble oder ein Verein angegeben werden, der davon profitieren soll.
T-Shirts, Tassen, Masken und viele weitere Produkte werden bereits ab heute angeboten. Das Sortiment soll nach und nach erweitert werden. Beim Kauf kann ein Ensemble oder ein Verein angegeben werden, der davon profitieren soll. © Guido Michallik

Wie vielen seiner musikalischen Mitstreiter fehlen ihm das gemeinsame Musizieren, die Auftritte, der Ausgleich zum Alltag und die Möglichkeit, seiner Leidenschaft nachzugehen. Ebenso wie Winkelmeyer ist er besorgt, wenn er die Gefährdung der wirtschaftlichen Existenz von Chören, Orchestern, Theatern und den angestellten Dirigenten, Gruppenleitern, Ausbildern und Regisseuren betrachtet. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, sagt er.

Sich seinem Schicksal zu ergeben und zu warten, dass irgendwann eine Fee durch die Tür kommt und alle Probleme löst, sei leider ein Wunschdenken. „Wir müssen die Dinge in die Hand zu nehmen und neue Chancen für die Stärkung der Bedeutung von Kultur in unserer Gesellschaft nutzen“, sagen Löher und Winkelmeyer unisono. Und genau hier kommt der Musikpatriot ins Spiel, dessen Herzensangelegenheit es ist, die wirtschaftlichen Existenzen in diesen Bereichen sicherzustellen.

Besondere Rolle im Leben

„Als die Idee entstanden ist, waren schnell Mitstreiter gefunden, die für das Projekt brennen“, sagt Klaus Winkelmeyer. Er ist einer davon und kümmert sich aktuell darum, dass Projekt bekannt zu machen und so nach vorn zu bringen. Zu den Mitstreitern zählt außerdem Fotograf Guido Michallik aus Lennestadt, der Logos und Bilder professionell in Szene setzt. „Ich verstehe mich selbst als Kulturpatriot“, sagt er. Bilder und Momente einzufangen und darzustellen sei seine Leidenschaft.

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„Diese Zeiten sind für unsere Branche aufreibend und gefährlich. Ein Zeichen setzen und Zukunft gestalten, das treibt mich an und deshalb bin ich mit Feuereifer dabei“, erklärt er zu seiner Motivation. Der Druck erfolgt durch die AF Textil Design in Schmallenberg. Auch hier freut sich das Team um Goran Jankovic darauf, die Initiative zu unterstützen. Damit der Humor nicht zu kurz kommt, sorgt Comic-Zeichner und Designer Michael „Michel“ Ley aus Gummersbach zudem für außergewöhnliche Motive.

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Die Firma Localino stellt die Ressourcen für die Administration, den Vertrieb und die Organisation zur Verfügung. „Musik hat immer eine besondere Rolle in unserem Leben gespielt. Ohne Kultur und gemeinsames Musizieren hätte sich das Localino-Team nie kennengelernt“, erklärt Localino-Geschäftsführer Dr. Steffen Heuel. Schon in der Studenten- und Schülerzeit habe man mit einer Tanzband das Leben finanziert. Dass dies alles nun gefährdet sei, mache ihn betroffen. „Wir wollen ein Zeichen setzen und einen Teil beitragen, damit wir auch künftig auf eine bunte Kulturlandschaft blicken können“.

Ehrenamtlicher Einsatz

Alle Initiatoren bringen ihre Expertise kostenlos ein. „Das gesamte Projekt hat kein Gewinnstreben“, betont Löher ausdrücklich. „Die Gewinne sollen in die Kultur fließen“. Natürlich aber müssten Mitarbeiter bezahlt werden, die sich nun um die Themen kümmern. Durch die Kontakte in die Eventbranche habe man bereits Honorarkräfte gefunden.

  • Das Produktportfolio des Labels „Musikpatriot“ umfasst zunächst diverse Textilien wie T-Shirts, Polos, Pullover, Hoodies, Mund-Nasen-Schutz, Caps oder Tassen, soll aber stetig ergänzt werden.
  • Dazu sind vor allem interessante Produkte von Personen und Firmen gefragt, die durch Corona betroffen sind.
  • So werden gerade zum Beispiel Metall-Designs für die Weihnachtszeit in den Shop aufgenommen, die nun von Mitarbeitern aus der Eventbranche gefertigt werden, die momentan ihrem eigentlichen Beruf aufgrund der Corona-Pandemie nicht nachgehen können. Zudem liegen auch schon Anfragen für die Aufnahme in den Shop von Büchern, CDs und Bildern vor.
  • Freigeschaltet ist der Shop ab Donnerstag, 12. November, unter www.musikpatriot.de.