Meschede. Oliver Schmale, Chef der HSK-Arbeitsagentur, nennt die Branchen, die besonders von Kurzarbeit betroffen sind und verrät, was ihm Hoffnung macht.
In der aktuellen IHK-Umfrage hatten Unternehmen aus der Region Signale der Hoffnung trotz Corona-Krise gesendet. Auch Oliver Schmale, Leiter der Agentur für Arbeit im HSK und im kreis Soest, macht diese aus. Der traditionelle Herbstaufschwung sei sichtbar: „Die Arbeitslosigkeit ist im September rückläufig, es gehen nur noch wenige neue Anzeigen auf Kurzarbeit ein. Besonders im verarbeitenden Gewerbe läuft der Motor langsam wieder an, und wir verzeichnen wieder mehr eingehende Stellen.“ Doch noch bleibe vor allem die Zahl der Kurzarbeiter, so Schmale im Interview „auf einem für uns ungewöhnlich hohen Niveau.“
Kurzarbeit heißt ja oftmals nicht „keine Arbeit“. Wie sieht das im HSK aus?
Wurde in vergangenen Jahren Kurzarbeit beantragt, fiel durchschnittlich rund ein Viertel der Arbeitszeit durch Kurzarbeit aus. Die Auswirkungen von Corona zeigen jetzt, dass im März 2020 im Schnitt fast ein Drittel weniger gearbeitet wurde.
Da Unternehmen Kurzarbeit erst anmelden und dann die tatsächlichen Arbeitnehmer und Zeiten melden müssen, hängt die Auswertung statistisch immer ein wenig hinterher. Wie viele Menschen waren zuletzt in Kurzarbeit? Wie schätzen Sie die Entwicklung für Herbst und Winter in der Region ein?
Im März 2020, dem ersten Monat mit größeren Auswirkungen durch die Corona-Pandemie, verzeichneten wir etwa 7900 tatsächlich kurzarbeitende Personen im Hochsauerlandkreis. Im April 2020 stieg die Zahl auf etwa 22.700. Vorsorglich angezeigt worden war Kurzarbeit für die Monate März und April für insgesamt 51.000 Personen. Seitdem sinkt die Zahl der Personen in neuen Anzeigen für Kurzarbeit deutlich. Im August kamen nur noch 23 weitere hinzu. Auch die Zahl der tatsächlich kurzarbeitenden Menschen dürfte weiter sinken, aber zunächst auf einem für uns ungewohnten hohen Niveau bleiben.
Welche Branchen sind betroffen? Wie sehr ist Corona der Auslöser?
In der aktuellen Krise sind uns - anders als in der Finanzkrise - Anzeigen aus nahezu allen Branchen zugegangen. Die höchsten gemeldeten Personenzahlen hatten wir im März und April im verarbeitenden Gewerbe. Es folgten das Gastgewerbe sowie sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen. Entsprechend in Kurzarbeit waren dann im März die meisten, nämlich 2800 Personen im verarbeitenden Gewerbe, 1600 im Gastgewerbe sowie je rund 1200 im Handel und der Reparatur von KFZ sowie im Baugewerbe. Im Anschluss sank zumindest die Zahl der weiteren Anzeigen. Wer dann tatsächlich weiter in Kurzarbeit war, werden wir erst Ende Oktober sagen können.
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Was schätzen Sie, wie viele dieser Kurzarbeiter werden letztlich doch noch in die Arbeitslosigkeit gehen?
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit hängt von vielen Faktoren ab, so dass man dazu keine verlässlichen Aussagen treffen kann. Allerdings ist unsere Hoffnung groß, dass die Betriebe ihre Mitarbeitenden so lange wie möglich halten, auch mit den Mitteln der Kurzarbeit. Denn die Suche nach Fachkräften wird spätestens nach dem Ende der Pandemie wieder aufleben.
Welche Arbeitnehmer aus welchen Branchen sind in unserer Region besonders von Arbeitslosigkeit betroffen?
Besonders betroffen in der aktuellen Krise sind Berufe aus der Metallbearbeitung, dem Maschinenbau und der Betriebstechnik. Da rechnen wir auch mit weiterem Arbeitsplatzabbau.
Lohnt sich in dieser Zeit überhaupt der Gang zur Arbeitsagentur?
Die Kontaktaufnahme zu uns lohnt sich immer. Wir können bei der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle mit unseren Vermittlerinnen und Vermittler weiterhelfen. Zuletzt sind uns die meisten Stellen aus der Arbeitnehmerüberlassung, also der Leiharbeit, dem Sozial- und Gesundheitswesen und dem verarbeitenden Gewerbe gemeldet worden.
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Die Arbeitslosenquote liegt bei 4,5 in Meschede, Bestwig und Eslohe, in Schmallenberg sogar nur bei 3,2 Prozent. Was kann Betroffenen an diesen Zahlen Hoffnung machen?
Jeder, der von Arbeitslosigkeit betroffen wird, ist in der Regel in einer bedrückenden Situation. Das kann auch eine immer noch niedrige Arbeitslosenquote nicht verdecken. Die niedrige Quote macht aber deutlich, dass sich der Arbeitsmarkt insgesamt nicht in einer Krise befindet. Und sie macht Hoffnung, dass auch Arbeitslose bald wieder einsteigen können.
Gute Chancen am Ausbildungsmarkt
Die Chancen am Ausbildungsstellenmarkt sind laut Oliver Schmale, Chef der Arbeitsagentur Hochsauerlandkreis-Soest, im HSK durch die Pandemie grundsätzlich nicht beeinträchtigt worden. Die Wirtschaft habe das ganze Jahr über mehr Ausbildungsstellen angeboten, als es Bewerber gab. Manche Besetzungsprozesse hätten sich zwar verzögert, dafür gebe es aber noch immer Einstiegsmöglichkeiten, „auch jetzt noch!“.
Zur Wahl eines Ausbildungsplatzes rät er: „Berufe verändern sich vor allem durch die Digitalisierung. Jeder sollte sich diesen Gegebenheiten rechtzeitig anpassen.“
Ausbildungssuchende sollten bei der Berufswahl flexibel sein und zukunftsweisende Branchen oder Berufe auswählen.
Mehr denn je werden handwerkliche Berufe auch zukünftig nicht zu ersetzen sein.