Meschede. Langeweile in den Ferien? Wir wäre es mit einem Kino-Besuch? So funktioniert es in Meschede in Corona-Zeiten.

Robert Schütte und das Team des Linden-Theaters sind gebeutelt. Durch Corona gibt es kaum neue Filme, Abstands- und Hygieneregeln schränken die Sitzkapazitäten ein und die Mescheder sind dem Kinogang gegenüber skeptisch geworden - das sagen zumindest die Zahlen.

Das Linden-Theater ist Kummer gewohnt. 2014 gab Robert Schütte das Kino ab, nachdem er es über 20 Jahre erfolgreich geführt hatte. Fünf Jahre ging dieser Plan mehr oder wenig gut. In dieser Zeit lag der Fokus für Schütte auf seinen Kinos in Lüdenscheid (Park-Theater) und Dortmund (Film-Bühne „Zur Postkutsche“). Doch parallel hatte sein Nachfolger das Lindentheater, wie Schütte es formuliert, „an die Wand gefahren“.

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Um Ostern 2019 entschied er sich gemeinsam mit dem Eigentümer Egon Böhmer das Lindentheater erneut zu übernehmen: Am 14. Mai 2019 wurde das Kino dann über einen Gerichtsvollzieher offiziell an den Hauseigentümer und Verpächter Egon Böhmer, Architekt aus Köln, übergeben. Der bisherige Pächter hatte in seinem Vertrag die Klausel, dass nach zweieinhalb nicht gezahlten Monatsmieten das Kino wieder an den Verpächter zurückfällt.

Kein Jahr bis zum Lockdown

Die Freude in Meschede und Umgebung sowie bei Robert Schütte selbst war damals groß. Und es ging auch gut los. Doch nicht einmal ein Jahr später kam die Corona-Pandemie und sorgte nicht nur für wochenlang geschlossene Kinos, sondern auch dafür, dass diverse Produktionen nicht zu Ende gefilmt wurden und die Blockbuster-Liste im Jahresverlauf extrem mau aussieht. „Hoffnung macht der Filmstart der neuen Jim-Knopf-Verfilmung sowie der neue James Bond, der im November anläuft“, sagt Belgin Er, der das Lindentheater kommissarisch leitet. Der Sciene-Fiction-Film „Tenet“, der unter anderem mit Robert Pattinson hochkarätig besetzt war, brachte nicht die erwarteten Zuschauerströme. Das wirkt sich natürlich auch finanziell auf das kleine Kino in Meschede aus.

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„Im Moment können wir mit den Einnahmen nicht einmal die Betriebskosten decken“, sagt Belgin Er und Inhaber Robert Schütte erklärt, dass er in seinen drei Kinos leider auch Personal entlassen musste. „Seit Beginn der Pandemie habe ich mit den Kinos schon 85.000 Euro Verlust gemacht. Wenn jetzt eine zweite Welle oder ein Lockdown kämen, sieht es übel aus“, so Schütte.

Neues Leitungs-Trio

Durch die Entlassungen hat sich in der Theaterleitung in Meschede auch etwas verändert: Christian Krämer, der seit der Wiedereröffnung im vergangenen Jahr als Aushilfe im Kino arbeitet, unterstützt Schütte und Er seit kurzem auch in der Leitung des Lindentheaters. „Ich bin immer dienstags zum Besonderen Kino und nach Absprache vor Ort“, erklärt der 28-jährige Krämer, der vor sechs Jahren aus Berlin nach Meschede gezogen ist. Er kam der Liebe wegen und für ein Studium an der FH Meschede.

Der Stormtrooper erinnert an die Maskenpflicht und die Händedesinfektion.
Der Stormtrooper erinnert an die Maskenpflicht und die Händedesinfektion. © Christina Schröer

Letztlich absolvierte er aber eine Ausbildung zum Informatiker. „Christian ist geduldig und ruhig, er übernimmt jetzt mehr organisatorische Aufgaben und leitet andere Mitarbeiter an, wenn Belgin und ich nicht da sind“, erklärt Robert Schütte. Denn sein langjähriger Mitarbeiter Belgin Er kümmert sich in erster Linie um das Park-Theater in Lüdenscheid und ist nur an zwei Tagen in der Woche in der Meschede. „Mich lassen die Jungs ja nicht mehr an die Kasse. Man sagt, ich wäre etwas zu zickig“, schildert Schütte die Aufgabenverteilungen mit einem zwinkernden Auge.

Doch ganz gleich wer an der Kinokasse sitzt: Aktuell bietet sich der Vorab-Kauf der Kinotickets im Internet an. Dort werden die Kontaktdaten der Kartenkäufer direkt erfasst und man spart sich eine Wartezeit vor Ort. Grundsätzlich ist es auch wieder möglich, als Gruppe ins Kino zu gehen. „Die Tickets müssen dann aber zusammen gekauft werden“, erklärt Christian Krämer.

Besetzt werden im Lindentheater zur Zeit etwa 50 Prozent der Sitzplatz-Kapazitäten. „Die Gäste müssen wirklich keine Angst haben, zu uns zu kommen. Hier werden nach jeder Vorstellung die Säle desinfiziert und durch die Kontaktdaten wissen wir auch genau, wer auf welchem Platz gesessen hat, um in Ernstfall eine Infektionskette nachvollziehen zu können“, so Robert Schütte. Die Listen werden vier Wochen aufbewahrt und danach aus Datenschutz-Gründen vernichtet.

Das Trio Schütte-Er-Krämer hofft, dass schon bald wieder mehr Gäste den Weg ins Lindentheater finden. Stolz und glücklich sind sie dennoch. Denn die Stammgäste stärken dem Lindentheater auch in der Krise den Rücken.

>>> Die Corona-Schutzmaßnahmen

Bis zum Kinosaal müssen Gäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Am Eingang steht Desinfektionsmittel, mit dem sich die Gäste ihre Hände desinfizieren sollen. Der Mindestabstand von 1,5 Metern muss, wie überall, eingehalten werden.

Popcorn gibt es im Lindentheater aktuell nur abgepackt. Die italienische Popcorn-Maschine ist zur Zeit defekt und corona-bedingt verzögert sich die Lieferung der Ersatzteile.

Ansonsten kann man aber wie gewohnt Nachos, Süßigkeiten, Getränke und Co. im Eingangsbereich erwerben.