Schmallenberg. Vor 130 Jahren erbaut, Zuhause der jüdischen Familie Frankenthal, später Möbelgeschäft. Jetzt gibt es wieder einen Umzug im Haus Knappstein.
Das Haus ist nicht nur ein toller Blickfang in der Straße „Oberer Hagen“, die Wände stecken auch voller Schmallenberger Heimatgeschichte. Vor fast 130 Jahren erbaut, zwischenzeitlich Möbelgeschäft, inzwischen Zuhause von Andreas Knappstein. Jetzt schließt der Sauerland-Kurier nach über 25 Jahren dort seine Redaktion in der unteren Etage, wie Andreas Knappstein bestätigt. Ein Blick in Akten und Geschichtsbücher.
1881 heiratete der Metzger David Frankenthal in Schmallenberg Emma Stern, Tochter des Handelsmannes Isaak Stern. Kurz nach der Hochzeit bekam das Paar Nachwuchs - innerhalb von zehn Jahren fünf Söhne und eine Tochter. Eine neue Bleibe musste her, weshalb die beiden ein Wohn- und Geschäftshaus in der Straße „Unterm Hagen“ errichten ließen, wo sowohl Vieh als auch die Metzgerei untergebracht waren. Als David Frankenthal 1901 starb, erbten seine Frau und nachfolgend seine Kinder das Haus und führten den Familienbetrieb in wirtschaftlich schwerer Lage fort.
Heimkehr nach Schmallenberg
Die Söhne kämpften im Ersten Weltkrieg, blieben nach der Heimkehr aber Schmallenberg treu und wohnten in direkter Nachbarschaft. Familiärer Mittelpunkt blieb aber das Haus „Unterm Hagen“. Nach dem Krieg betrieben die Brüder Julius, Max und Sally den Viehhandel und Emil die Metzgerei, mit Ablauf des 30. Septembers 1938 erhielten die jüdischen Händler jedoch ein Berufsverbot. Während der Pogromnacht wurde auch das Haus sowie der Besitz der Familie Frankenthal zum Teil zerstört, das Haus kam in „arischen Besitz“.
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1953 setzte Tochter Selma Friedrich, die den Holocaust überlebte, mit einer Erbengemeinschaft die Rückerstattung des Hauses durch. In einem Vorvertrag mit Erich Knappstein, Vater von Andreas Knappstein, sicherte sie 1953 den Verkauf zu. Bis zu ihrem Lebensende 1961 konnte sie aber noch in dem Haus leben.
Viele Erinnerungen an Haus Knappstein
„Das hier ist mein Geburtshaus, ja“, sagt Andreas Knappstein, der 1964 zur Welt kam. Gemeinsam mit seinen drei Geschwistern Annegret, Hubert und Michael wuchs er dort auf und lebt dort, abgesehen von einer zehnjährigen Zwischenstation in Berlin, bis heute. Er verbinde viele Erinnerungen mit dem Haus, sagt Knappstein. Kurz nach dem Kauf des Hauses habe dort die Familie auch mit der Ausstellung und dem Verkauf von Möbeln angefangen. Ganz zu Beginn im kleinen Rahmen, erinnert sich Knappstein: „Wenn wir neue Waren hatten, dann standen die Möbel bis zur Sparkasse, das mussten wir erst einmal alles mit einem Handkarren ins Haus räumen.“
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Von 1978 bis 1980 sei dann ein Wollladen in der unteren Etage des Hauses gewesen, „von 1980 bis 1991 hat meine Mutter hier Gardinen und Polster verkauft. Das Haus war bis oben hin voller Stoffe“, erinnert sich Andreas Knappstein. 1991 wurde das heutige Möbelhaus gebaut, wo dann die Gardinen und Polster auch Einzug gewannen. Und in den Jahren 1993/94, so Knappstein, zog der Sauerland-Kurier in die untere Etage. Doch im Mai diesen Jahres kündigten die Verantwortlichen den Mietvertrag, so Knappstein.
Etage soll privat genutzt werden
Er habe überlegt, ob und was mit den freien Büroflächen passieren solle, entschied sich aber, den Bereich privat zu nutzen und der bestehenden Wohnung anzuschließen: „Das Problem ist die steile Treppe, die macht eine gewerbliche Nutzung schwierig, es ist nicht barrierefrei.“