Sieperting. Nach dem tödlichen Unglück von Sieperting haben die Experten die Arbeit aufgenommen. Auf einen Schritt wird dabei bewusst verzichtet.
Ein klaffendes Loch in der Fassade, eingestürzte Mauerreste und mittendrin in den Trümmern ein gelbes Schild mit der schwarzen Aufschrift: „Betreten und Befahren des Betriebsgeländes verboten“: Nach dem tragischen Unglück von Sieperting wird am Montagabend und am Tag danach noch einmal das ganze Ausmaß des Schadens deutlich. Das Loch in der Wand hinter dem Bauzaun gibt den Blick in den Aufenthaltsraum der Firma Wulf frei, in den am Montagmorgen um 10.32 Uhr ein schwerer Sattelschlepper gedonnert ist.
Bis um 17.45 Uhr war die Feuerwehr am Montag im Einsatz, um den tödlich verunglückten Fahrer aus dem Wrack zu befreien. Erst um 18.30 Uhr hatte die Polizei die Landstraße 519, von der der Lkw abgekommen war, für den Verkehr wieder freigeben können. Ein langer und zehrender Tag für die Einsatzkräfte.
Gutachten in Auftrag gegeben
Nach dem Unglück sind nun Experten dabei, eine Antwort auf die Frage zu finden, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Die Staatsanwaltschaft in Arnsberg hat allerdings darauf verzichtet, eine Obduktion des Lkw-Fahrers anzuordnen.
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Ziel einer Obduktion sei, die Todesursache festzustellen und zu erkennen, ob ein Fremdverschulden vorliege, erklärt Staatsanwalt Klaus Neulken. Im Fall von Sieperting deute vieles auf einen internistischen Notfall hin. Daher gebe es für eine Obduktion keinen Anlass.
Soll heißen: Nach aktuellem Stand ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein gesundheitliches Problem des 45 Jahre alten Fahrers zu dem Unfall geführt hat. Dennoch werden Experten noch den Lastwagen genau untersuchen. Ein entsprechendes Gutachten hat die Staatsanwaltschaft in Auftrag gegeben.
Technischer Defekt nicht auszuschließen
Denn, wie Meschedes Polizeisprecher Holger Glaremin betont, ist neben gesundheitlichen Problemen auch ein technischer Defekt als Ursache für das Unglück noch nicht auszuschließen. Dass der Fahrer in voller Absicht gehandelt haben könnte, ist indes äußerst unwahrscheinlich. „Darauf gibt es keinerlei Hinweise“, betont der Polizeisprecher.
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Derweil herrscht bei der Firma Ketten Wulf bei aller Tragik dieses Unglücks nach wie vor Erleichterung, dass es am Montagmorgen im Werk Sieperting nicht zu einer Katastrophe gekommen ist. Der Aufenthaltsraum, in den der Lastwagen um 10.32 Uhr gedonnert ist, bietet laut Tobias Wulf, Technischer Geschäftsführer der Firma Ketten Wulf, Platz für 15 bis 20 Menschen.
In der Regel sei der Raum zwar nicht voll besetzt, weil viele der Mitarbeiter die Frühstückspause an ihrem Arbeitsplatz verbrächten. Dennoch hätte dieser Unfall auch ganz anders ausgehen, wenn er sich früher ereignet hätte.