Bad Fredeburg/Leipzig. Klaus Bachmann wuchs in Leipzig auf, kam nach der Wende durch einen großen Zufall. Was er am Sauerland so mag und woran er sich gewöhnen musste.

Geblieben ist der sächsische Dialekt, unverkennbar. „Ja, den habe ich immer noch, auch noch nach fast 30 Jahren im Sauerland“, sagt Klaus Bachmann. Geboren in Leipzig, aufgewachsen in der DDR. Kurz nach der Wende kam Bachmann ins Sauerland nach Bad Fredeburg, das sei dem absoluten Zufall geschuldet gewesen, sagt er.

Doch er ist gekommen und geblieben. Heute wird in der ganzen Bundesrepublik 30 Jahre Deutsche Einheit gefeiert. „Das ist ein Glücksfall für uns alle“, findet Bachmann: „Es war ein bisschen Holta di Polta und vielleicht war es auch mehr eine Übernahme als eine Wiedervereinigung. Aber fast allen Ostdeutschen geht es seitdem besser.“

In Leipzig aufgewachsen

1948 kommt Bachmann zur Welt, wächst in Leipzig auf, lernt seine Frau kennen, gründet eine Familie. Sie leben in einfachen Verhältnissen, Bachmann arbeitet als Maschinenbaumeister und Zerspaner, seine Frau im Krankenhaus. Mit dem DDR-Regime sei er nie in Konflikt gekommen, er war schon immer etwas zurückhaltender: „Ich war in der Kirche aktiv, aber weder in der FDJ, noch in der Partei. Das war nicht meine Sache. Aber ich war auch kein Oppositioneller, ein bisschen haben wir uns einfach der Situation angepasst. Und wir wussten, dass im Westen auch nur mit Wasser gekocht wird.“

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Er sei seiner Arbeit nachgegangen, habe Zeit mit Freunden und Familie verbracht, alles ohne Schwierigkeiten und Probleme. Die einzige Einschränkung sei eben das Reisen gewesen, dass Urlaube nur in der DDR, in Polen oder Tschechien verbracht wurden.

Doch der Mauerfall und die Wiedervereinigung fielen in eine „persönlich schwierige Zeit“ sagt Bachmann. Die Arbeit sei nicht mehr so sicher gewesen, die Immobilienpreise für die damaligen Verhältnisse sehr hoch. Er überlegte, aus der Wohnung auszuziehen und ein Haus auf dem Grundstück seiner Eltern zu bauen und ging mit dem Ersparten zur Bank: „Aber die sagten direkt, mit den paar Penunzen wird das nichts.“ Was jetzt? Leipzig ade?

Reise durch ganz Deutschland

In den Jahren 1990/91 reist Bachmann durch ganz Deutschland, überall dorthin, wo er Verwandte und Freunde hat. An den Bodensee, nach Köln und Hannover. Er sucht nach Arbeit und nach einem neuen Zuhause für seine Familie. Ein damaliger Freund aus Leipzig kommt im Sauerland unter und empfiehlt Bachmann: „Komm hier hin, wir haben Arbeit.“ Bachmann kommt und bleibt. Doch die Wohnungssuche ereignet sich schwieriger als gedacht: „In einer Annonce in der Zeitung habe ich etwas von Neuanfang geschrieben. Da dachten die Leute wohl, ich komme aus dem Knast.“

Er lebt zwischenzeitlich bei den Eltern des Chefs, in Ferienwohnungen, ehe er eine kleine Mietwohnung für die Familie findet. Die Suche sei schwer, aber letztlich erfolgreich gewesen. Schlechte Erfahrungen als Ostdeutscher im Sauerland habe er keine gemacht. Die glückliche Nachricht eines großen Erbes verschafft ihm die Möglichkeit, 1994/95 ein Haus in Bad Fredeburg zu bauen. Dort lebt er noch heute.

Westfälische Art

„Vor 30 Jahren habe ich gar nicht gewusst, was das Sauerland ist oder das es das Sauerland überhaupt gibt“, erinnert sich Bachmann heute. Einmal habe er zu DDR-Zeiten einen Messegast aus dem Märkischen Kreis zu Besuch gehabt: „Aber der kannte das schöne Wort ‘Woll’ offenbar nicht.“ So vieles sei neu gewesen, es habe seine Zeit gedauert, sich einzuleben: „Aber die Gegend ist einfach richtig schön.“

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Dass man sich beispielsweise nicht wie in Leipizig täglich auf der Arbeit die Hand gebe, das habe Bachmann lernen müssen. Auch mit der westfälischen Art umzugehen: „Am Anfang fremdelt man natürlich, es dauert...“ Mit dem Sauerländer müsse man eben langsam warm werden. Die Mentalität im Sauerland sei eine andere, die Menschen manchmal vielleicht reservierter.

Die Söhne in Berlin

Zugezogener, das sei er auch nach fast 30 Jahren im Sauerland noch: „Aber das ist man auch, wenn man von Leipzig ins Erzgebirge zieht.“ Nie sei ihm jemand komisch gekommen, alle seien stets freundlich gewesen: „Und gefragt wurde natürlich viel. Wo kommen Sie her? Wie war das in der DDR?“

Zurück nach Leipzig? „Nein, jetzt nicht mehr. Ich bin eigentlich ein sesshafter Mensch“, sagt Bachmann, der sich seit sechs Jahren im Ruhestand befindet. Überlegt habe er, mit seiner Frau in die Nähe der Söhne nach Berlin zu ziehen: „Aber eigentlich genießen wir es hier im Sauerland schon, wir fühlen uns wohl. Es ist eine tolle Region und gerade im Winter wunderschön. Das Sauerland ist auch nach 30 Jahren noch wie Urlaub.“

Der „Tag der Deutschen Einheit“

Der 3. Oktober wird als „Tag der Deutschen Einheit“ gefeiert, weil an diesem Datum 1990 die DDR der Bundesrepublik Deutschland beitrat.

Gründe für den Zerfall des DDR-Systems waren die Ausreisewelle der DDR-Bürger, eine starke Regime-Opposition sowie die offizielle Maueröffnung am 9. November 1989.

Gegründet wurde die DDR 1949.