Meschede. Fast die Hälfte der Kinder befindet sich nach einem Corona-Fall in Quarantäne. Zwei Erzieherinnen sprechen darüber, wie es nun weitergeht.

Corona im Kindergarten. In diesen Zeiten ist das leider keine Seltenheit mehr. Aufgrund eines positiv getesteten Kindes sind im St.-Walburga-Kindergarten aktuell etwa die Hälfte der 66 Jungen und Mädchen sowie die Erzieherinnen, die mit dem einen infizierten Kind in Kontakt waren, in Quarantäne.

Corona in Schulen oder Kindergärten ist in diesen Zeiten keine Seltenheit mehr. „Wenn es aber die eigenen Kinder oder die Arbeitsstelle betrifft, lernt man die Pandemie noch einmal von einer ganz anderen, intensiveren Seite kennen“, so schildern es Karin Nöckel und Verena Borgmann aus dem Kollegium der Einrichtung. Noch bis einschließlich Montag, 28. September, müssen alle, die zur Infektionskette gehören, Zuhause bleiben. Corona-Symptome hat niemand von ihnen.

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Eine große Herausforderung ist die Situation für alle Familien, das Kindergarten-Team und den Träger aber dennoch. „Wir haben gemeinsam entschieden, wie wir den Betrieb aufrechterhalten können und das funktioniert auch mit wenig Personal“, berichtet die neue Kindergarten-Leiterin Verena Borgmann. In Absprache mit dem Träger sind die Öffnungszeiten des Kindergartens zudem etwas verkürzt worden, statt um 16.30 Uhr schließt der Kindergarten um 15 Uhr. Krank werden dürfe jetzt aber niemand mehr.

Besorgte Eltern

Denn die aktuelle Situation fordert einen noch höheren Organisationsaufwand als die Corona-Zeit sowieso schon. „Es rufen täglich Eltern an, die wissen möchten, ob es schon Ergebnisse gibt oder melden ihre Kinder aus Sorge ab. Das verstehen wir natürlich“, sagt Karin Nöckel, Erzieherin im Walburga Kindergarten. Doch die Testergebnisse der Kinder und Erzieher, die mit den infizierten Kind in Kontakt waren, haben lange auf sich warten lassen. Die bereits vorliegenden Testergebnisse sind aber alle negativ. Nun hofft man darauf, dass das auch bei den noch ausstehenden Ergebnissen der Fall ist.

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Die Wahrscheinlichkeit, dass sich außerhalb der protokollierten Infektionskette jemand angesteckt haben könnte, sei aber verschwindend gering. „Wir haben die Vorgaben hier immer sehr streng eingehalten, jedes Kind hat zum Beispiel seinen festen Platz beim Essen, der dokumentiert wird und das Hygiene-Protokoll ist lückenlos“, so Borgmann.

Doch ausgerechnet beim gemeinsamen Essen ist die gruppenübergreifende Infektionskette trotz Einhaltung aller Corona-Regeln entstanden. Denn seit den Sommerferien ist es wieder erlaubt, dass Kindergartengruppen bei den Mahlzeiten gemischt sitzen. So ist es dazu gekommen, dass auch Kinder außerhalb der Gruppe des infizierten Kindes in Quarantäne mussten.

Handschriftliche Listen

Die Nachricht über die Corona-Infektion haben sie Erzieherinnen des Walburga Kindergartens am 17. September erhalten. Der 17. September, an dem die komplette Technik des Kindergartens aufgrund eines Serverausfalls zum Erliegen kam. „Es hat nichts mehr funktioniert, nicht mal mehr das Telefon. So haben wir dann mit dem Handy die Eltern angerufen, um sie darüber zu informieren, dass ihr Kind in Quarantäne muss“, berichtet Verena Borgmann. Aber dadurch, dass niemand Zugriff auf die Adressen und Telefonnummern der Eltern hatte, gestaltete sich auch das Bescheid geben schwierig: „Wir haben uns dann aufgeteilt: Einer hat die Eltern, die schon anderweitig von dem Corona-Fall gehört hatten draußen abgefangen und beruhigt und die anderen haben die Telefonnummern der betroffenen Kinder ausfindig gemacht und telefoniert.

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Für das Gesundheitsamt musste eine Liste mit Namen und Adressen der Kinder und Erzieher der Infektionskette erstellt werden, die eigentlich per E-Mail versendet wird. Doch durch den Ausfall der gesamten IT wurde die Liste kurzerhand handschriftlich erstellt. „Eine Kollegin ist dann zu Fuß mit der handgeschriebenen Liste zum Gesundheitsamt gelaufen“, erzählt Verena Borgmann. Trotz der widrigen Umstände hat das Team des St. Walburga Kindergartens das Corona-Protokoll für den Fall der Fälle am 17. September ordnungsgemäß abarbeiten können. „Das Gute ist, dass wir von unserem Dienstgeber genaue Anweisungen für solche Situationen bekommen. Da gerät man nicht ins Schwimmen und man weiß genau, was wann zu tun ist“, sagt Karin Nöckel.

Am Dienstag, 29. September erwarten Verena Borgmann und Karin Nöckel ihre Kolleginnen und die betroffenen Kinder zurück. Doch auf eine ruhigere Zeiten machen die beiden sich keine Hoffnung. Denn der kalte Herbst und die Erkältungs-Hochsaison stehen gerade erst vor der Tür. „In dieser Jahreszeit sind bei uns meist zwei Drittel der Kinder erkältet. Und in diesem Jahr darf ja niemand kommen, der niest und hustet. Und von den ganz kleinen kann man auch noch nicht erwarten, dass Sie immer in ihren Ärmel niesen“, sagt Verena Borgmann und blickt etwas besorgt auf die kommenden Wochen im Kindergarten-Alltag.