Oberhenneborn. Imker Winfried Kieserling traute seinen Augen nicht. In diesem Jahr ist sein Honig nicht goldgelb, sondern dunkelrot. Woran kann das liegen?

So richtig traute Winfried Kieserling seinen Augen nicht. Und so recht traut er ihnen auch immer noch nicht. Denn sein Honig ist in diesem Jahr rot. Nicht gelb, nicht gold, sondern rot: „Das habe ich noch nie gesehen und so wirklich kann ich mir das auch nicht erklären.“ Hängt es mit der Witterung zusammen? Waren seine Bienenvölker auf Abwegen unterwegs? „Das hat mich wirklich stutzig gemacht.“

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Bereits als er vor einigen Tagen den Honig aus den Waben nahm und beim anschließenden Schleudern sei ihm die rote Färbung aufgefallen. Sofort setzte er sich vor den Computer und suchte im Internet nach anderen Betroffenen und Gründen für die Verfärbung. Auch beim Landesverband der Imker rief er an, doch so wirklich konnte sich niemand den roten Honig erklären. „Ich glaube, dass das mit der Not der Bienen zutun hat“, sagt der 55-Jährige: „Ich glaube, dass sie keinen Nektar gefunden haben und sich deshalb woanders Futter gesucht haben.“

Nur 4 von 26 Völkern brachten roten Honig

Denn, so fiel es Kieserling auf: Nur 4 seiner 26 Völker brachten den roten Honig ein: „Und die vier stehen ganz in der Nähe einer Fläche mit etlichen Kirschbäumen in Landenbeck.“ Hat Kieserling beziehungsweise haben vielmehr seine Bienenvölker also den Oberhenneborner Kirsch-Honig erfunden? „Genau kann ich das nicht nachvollziehen. Aber der Honig schmeckt auf jeden Fall fruchtiger, vielleicht auch ein bisschen nach Kirsche.“

Zum Vergleich: Links der rote Honig aus diesem Jahr, in der Mitte und rechts der „gewöhnliche“ goldgelbe Honig.    
Zum Vergleich: Links der rote Honig aus diesem Jahr, in der Mitte und rechts der „gewöhnliche“ goldgelbe Honig.     © Alexander Lange

Es sei ein schlechtes Honigjahr gewesen, das schlechteste, seit er sich mit der Imkerei beschäftigt, sagt Kieserling: „Und das mache ich jetzt immerhin schon seit 16 Jahren.“ Seinen Imkerkollegen aus der Region gehe es ähnlich, sie alle klagen über wenig Honigerträge: „Das hängt vielleicht mit der Trockenheit, mit der Witterung an sich zusammen, aber ich weiß es nicht.“ Denn das Frühjahr sei eigentlich noch in Ordnung gewesen: „Der Kirschsaft schmeckt ja wie Zuckerwasser, vielleicht haben die Bienen den einfach als Nektarersatz erkannt.“

Honigernte bis Mitte August

Von Ende Mai bis Anfang/Mitte August finde die Honigernte in jedem Jahr statt. Bringen seine Völker in anderen Jahren um die 30 Kilogramm Honig ein, waren es in diesem Jahr nur 12 Kilogramm. „Von den anderen 22 Völkern kam quasi gar nichts, nur die Bienen mit dem roten Honig haben richtig geliefert.“

Bei seiner Recherche stellt Kieserling fest, dass Bienen, die in der Nähe von Süßigkeitenfabriken untergebracht seien, schon einmal grünen Hönig eingebracht hätten - auch sie hätten offenbar statt Nektar andere zuckerhaltige Stoffe aufgenommen. Der Obmann des Landesverbands der Imker habe solch roten Honig erst einmal gesehen, erklärt Kieserling: „Das ist schon verrückt, dass mir das jetzt auch passiert.“

Knapp 100 Honiggläser

Noch befinde sich der rote Honig im großen Eimer - „aber das ist bestimmt eine Menge von knapp 100 Honiggläsern“. Etikettieren darf er den roten Honig allerdings nicht, weil er nicht den Honigvorgaben entspricht. Die gleiche Konsistenz hat er dennoch: „Es ist außergewöhnlich und wer Lust auf roten Honig hat, dem verkaufe ich auch ein Glas.“

Winfried Kieserling ist 55 Jahre alt und arbeitet als Schreiner bei Burgbad-Möbel in Bad Fredeburg.

Weitere Informationen unter www.hennetalhonig.de