Freienohl. Neue Details zur Sanierung der Bahn bei Freienohl: Jetzt steht fest, wie lange die Strecke voll gesperrt sein wird und wann der Bau beginnt.
Pendler, die mit der Bahn fahren, und alle Freienohler werden die Hauptbetroffenen dieser Großbaustelle sein. Dann werden bei ihnen auf der Oberen Ruhrtalbahn der Freienohler und (am Ortsrand bei Brumlingsen) der Glösinger Tunnel aufwendig saniert. Inzwischen gibt es neue Details dazu.
Baubeginn verschiebt sich
Der Baubeginn an beiden Tunneln wird jetzt nicht, wie bislang geplant, 2023 sein, sondern erst im Jahr 2024. Das teilte Peter Koziol von der DB Netz AG im Kreisausschuss für Wirtschaft, Struktur und Tourismus in Meschede mit. Koziol übernimmt im Oktober die Projektleitung der Tunnelsanierungen, DB Netz ist als Tochterunternehmen für die Infrastruktur der Deutschen Bahn zuständig.
Die Bauarbeiten dauern dreieinhalb Jahre bis Mitte 2027, inklusive der Restarbeiten ziehen sie sich dann noch bis Ende 2028. Bei dem Umbau muss der neueste Stand der Vorschriften und Anforderungen berücksichtigt werden: Deshalb muss in Freienohl zum Beispiel im Bereich der Kaiserwiese an der Ruhr ein so genannter Rettungsplatz eingerichtet werden, über den Fahrgäste im Notfall aus dem Tunnel evakuiert würden. Für die Feuerwehr wird eine Wasserentnahmestelle zur Ruhr eingerichtet. An beiden Tunnel-Portalen in Freienohl muss die Hangsicherung verbessert werden. Auch am Glösinger Tunnel gehört ein Rettungsplatz dazu, dort wird er auf Oeventroper Gebiet eingerichtet.
Sanierung im laufenden Betrieb
Ein Vorhaben dieser Größenordnung, bei der die bisherigen Tunnelbauwerke aus den Jahren 1871/72 im laufenden Betrieb abgebrochen und aufgeweitet werden und dann eine neue Innenschale aus Stahlbeton bekommen, braucht enormen zeitlichen Vorlauf. Im Moment läuft das Planfeststellungsverfahren – und dabei gibt es viele offene Fragen: „Wir haben einiges an Einwendungen aus Freienohl bekommen“, so Koziol. Das Verfahren wird sich noch bis 2022 ziehen. Abschließend muss das Eisenbahn-Bundesamt darüber entscheiden.
Während der Arbeiten muss die Strecke auch komplett gesperrt werden. Koziol wies Meldungen, wonach die Vollsperrungen ein Jahr dauern würden, als falsch zurück. Tatsächlich wird es auf der Strecke für den Freienohler und den Glösinger Tunnel nach jetziger Planung zweimal Vollsperrungen geben, die dann jeweils drei Monate dauern: Ende 2024 und Anfang 2027. Während dieser Zeit wird es einen Ersatzverkehr geben.
Für die Arbeiten am Tunnelportal kurz vor dem Freienohler Bahnhof, wo parallel der Ruhrtalradweg her verläuft, wird für die gesamte Dauer der Bauarbeiten eine Behelfsbrücke für Radfahrer über die Ruhr gebaut.
Sperrung auch zwischen Olsberg und Brilon-Wald
Auch in Gegenrichtung Kassel wird saniert: Für die Sanierung des Elleringhauser Tunnels zwischen Olsberg und Brilon-Wald liegt bereits das Baurecht vor, hier soll Mitte 2022 begonnen werden. Auch in dieser Richtung gibt es dann jeweils drei Monate Vollsperrung: Anfang 2023 und Mitte 2025.
Wegen seiner Länge wird dieser Tunnel einen eigenen parallelen, 500 Meter langen neuen Rettungsstollen bekommen, der im Notfall dann sogar mit Autos befahrbar ist. Mit 1393 Meter ist dieser Tunnel doppelt so lang wie die Freienohler und Glösinger Tunnel. Bauzeit hier: Vier Jahre. Der Elleringhauser Tunnel ist bislang eingleisig -- und wird es auch bleiben. Eine Ausweitung auf zwei Gleise sei nicht vorgesehen, sagte Koziol.
Technisch möglich ist in allen Tunneln noch nach ihrer Sanierung eine nachträgliche Elektrifizierung – auch im kleineren Elleringhauser Tunnel. Das teilte der Netz-Vertreter auf Nachfrage von Reinhard Brüggemann (SPD) mit: Die Oberleitungen könnten auch nachher überall eingebaut werden – „es passt alles hinein“, versicherte er. Allerdings: Das wäre dann aber eine ganz neue Aufgabenstellung für die Bahn, völlig unabhängig von der Tunnel-Sanierung. Bisher gibt es auf der Strecke noch keine Elektrifizierung.
>>>HINTERGRUND<<<
Auch die Stadt Meschede hat eine lange Liste von Forderungen an die Bahn eingereicht, die bei den Tunnel-Baustellen berücksichtigt werden müssen.
Dazu gehört die Verlegung der Baustraßen Richtung Im Langel.
Zur Reduzierung von Schall, Staub und Sprengerschütterungen sollen sämtliche zumutbare Maßnahmen ergriffen werden - einschließlich mobiler Schallwände und des Einbaus von entsprechenden Fenstern an stark belasteten Häusern.
Die Tunnelportale sollten verlängert werden, um einen Lärmschutz am Talweg und an der Kaiserwiese zu erzielen.
Gefordert wird auch ein Beweissicherungsverfahren durch unabhängige Gutachter, damit eventuelle Schäden nachher ersetzt werden können.