Meschede. Eine schlechte Note gab es von den Mescheder Lesern im Heimat-Check unserer Zeitung für den ÖPNV. Das sind die Lösungs-Ansätze der Parteien:

Nur eine glatte drei (3,05) und damit die zweitschlechteste Note geben die Mescheder Bürger beim Heimat-Check unserer Zeitung dem Thema Öffentlicher Personennahverkehr. Das war nicht unbedingt zu erwarten. Immerhin hat Meschede einen Bahnhof und damit eine regelmäßige Verbindung nach Kassel, Dortmund oder Hagen.

Der neue Park-and-Ride-Parkplatz soll den Umstieg erleichtern. Außerdem verbinden die engagierten Fahrer des Bürgerbusses die Mescheder Wohngebiete mit der Kernstadt.

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Doch der Unmut erklärt sich aus den Randzeiten und den Randlagen. Gerade in den Dörfern ist man immer noch aufs Auto angewiesen. Am Abend und an den Wochenende gibt es kaum Bus-Angebote. Ein Teufelskreis: Ein unattraktives Angebot wird wenig genutzt, die einzelne Fahrt ist zu teuer. Das Angebot ist unrentabel und wird weiter ausgedünnt.

Wir haben die Parteien und Wählergemeinschaften gefragt, welche Lösungen sie für die Zukunft vorschlagen.

Josef Sommer, CDU

Wir teilen die Einschätzung der Heimat-Check-Teilnehmer, dass beim Thema Nahverkehr noch Luft nach oben besteht. Für den ländlichen Raum ist dies eine besondere Herausforderung. Enge Liniennetze und kurze Taktungen lassen sich in einem ländlichen Raum mit herkömmlichen Ansätzen nur schwer realisieren. In Zukunft kann der ÖPNV nur funktionieren, wenn über die Digitalisierung eine individuelle Taktung geschaffen werden kann, zum Beispiel mit Anrufsammeltaxis.

Josef Sommer, CDU.
Josef Sommer, CDU. © Privat | Privat

Unter andere dank der engagierten Bürgerbusfahrer gelingt es, weite Teile der Kernstadt im ÖPNV zu versorgen. Aber auch eine akzeptable Anbindung aller Dörfer ist uns sehr wichtig.

Unsere Forderungen und Ziele lauten daher: Ausreichende Anbindung der Orte an den ÖPNV; Elektrifizierung der oberen Ruhrtalbahn; Reaktivierung des Haltepunktes in Wennemen; Erarbeitung eines Nahmobilitätskonzeptes inklusive der Anbindung der Orte an das Radnetz.

Jürgen Lipke, SPD

Busse und Bahnen lassen sich nicht überall flächendeckend finanzieren, wenn wenige Personen befördert werden. Aber bei der Verknüpfungen zwischen Bus und Bahn gibt es noch viel Luft nach oben. Ein umfangreicher Ausbau der Oberen Ruhrtalbahn und Taktverdichtungen bringen Entlastung für Pendler.

Jürgen Lipke, SPD 
Jürgen Lipke, SPD  © Privat

Wir müssen uns auf neue Ideen konzentrieren, diverse Sharing-Modelle auf den Weg bringen und auch fördern. Der Umstieg aufs Fahrrad ist sicher eine Lösung, nur müssen wir es schaffen, dass die Nutzung attraktiv, sicher und störungsfrei ist. Ein weiterer Schritt könnte autonomer Nahverkehr sein. Richtig interessant wird’s aber erst mit dem autonomen Individualverkehr. Modelle, die sicherlich noch in der Anfangsphase stecken, aber wir sehen heute, wie schnell Entwicklungen voranschreiten.

Im Verbund mit Drive-On-Demand- oder Sharing-Modellen lassen sich so die Zahl der Fahrzeuge und der Parkplatz-Bedarfe reduzieren und gleichzeitig Wirtschaftlichkeit und Flexibilität erhöhen.

Maria Gödde-Rötzmeier, UWG

Im öffentlichen Personennahverkehr haben wir sicher einen Nachholbedarf. Ein Ausbau des Angebots wird aber nur erfolgen, wenn die Menschen bereit sind, dieses zu nutzen.

Maria Gödde-Rötzmeier, UWG
Maria Gödde-Rötzmeier, UWG © Privat

Wir sind sehr froh über das Angebot des Bürgerbusses. Damit wird im innerstädtischen Verkehr eine wichtige Lücke gefüllt. Was uns nach wie vor fehlt, ist eine gute und zeitlich attraktive Anbindung der Ortsteile, wie zum Beispiel besonders für Grevenstein und andere.

Bei einem zeitgemäßen Nahverkehrskonzept spielt vor allem die Vernetzung der Fortbewegungsmöglichkeiten eine wichtige Rolle: Mit dem Fahrrad zur Haltestelle, mit dem Bus oder Zug weiter, dann wieder aufs Fahrrad und das ganze wieder zurück. So sieht ja bereits heute für viele junge Menschen der mobile Alltag bei uns im Sauerland aus, ohne eigenes Auto übrigens. Für solche Ansätze gibt es gute Ideen. Dafür muss man sich aber von alten Denkmustern verabschieden.

Ingrid Völcker, FDP

Der ÖPNV bietet gute Angebote. Aber es gibt auch Defizite. So fehlt zum Beispiel Samstagnachmittag eine Rückfahrt von Meschede nach Eversberg. Einkaufen und Bummeln in der Kreisstadt fallen dann aus.

Ingrid Völcker,  FDP.
Ingrid Völcker, FDP. © WP | Privat

Außerdem ist der Preis für ein Tages-Ticket von 4,80 Euro hoch. Das Ticket im Parkhaus kostet zwei Euro - für den ganzen Tag und ich kann fahren, wann ich will.

Trotzdem müssen wir alle umdenken. Mobilität bedeutet Lebensqualität. Die Verbindungen von den Ortsteilen sollten optimiert und die Fahrpreise gesenkt werden.

Wir brauchen mehr Bürgerbusse und Bürger-Taxis, auch Ruf-Taxis. Selbstfahrenden Pkws gehört die Zukunft. Dringend nötig sind für Radfahrer ausgebaute, sichere Verbindungen in alle Ortsteile und Rad-Parkmöglichkeiten.

Lutz Wendland, MBZ

Damit mehr Menschen den ÖPNV nutzen, muss er attraktiver werden. Dazu gehören mehr Verkehrsangebote, die zuverlässig eingehalten werden und preisgünstige Tarife. Andere Städte haben bereits preisgünstige Pauschaltickets eingeführt.

Lutz Wendland, MBZ
Lutz Wendland, MBZ © Privat

In Meschede sollte ein Stadtticket zum Abo-Preis von 50 Cent pro Tag eingeführt werden. Kreisweit gültige Tickets soll es für ein Euro pro Tag geben.

Auf den Strecken, die für einen ‚großen‘ Bus ungeeignet sind, können kleine Busse eingesetzt werden. Das Angebot vom Bürgerbus muss ebenfalls verbessert werden. Des Weiteren sollten Bus und Bahn in Meschede samstags ticketfrei fahren.

Das Linienangebot in Randzeiten und in den Ortsteilen kann durch Rufbusse bzw. Ruftaxis verbessert werden.

Mechthild Thoridt, Grüne

Die Nutzung des ÖPNV sollte stärker beworben werden. Zum Beispiel könnte sich die städtische Verwaltung auf Kreisebene für niedrigere Fahrpreise einsetzen, um die Bereitschaft des Umstiegs auf Bus- und Bahn zu erhöhen.

Mechthild Thoridt, Grüne.  
Mechthild Thoridt, Grüne.   © Privat

Eine gute digitale Vernetzung all’ der mobilen Möglichkeiten (Bus, Bahn, Bürgerbus, Fahrradtransport- und abstellmöglichkeiten, Carsharing usw.) könnte es manchen Bürgern und Bürgerinnen erleichtern, sich ohne eigenen Pkw auf den Weg zu machen.