Schmallenberg. Im Heimat-Check gab es für den Schmallenberger Nahverkehr eine 3,61. Berechtigt? Wie kann man den Nahverkehr verbessern? Wir haben nachgefragt.

Viele Leserinnen und Leser nahmen Anfang diesen Jahres an unserem „Heimat-Check“ teil, anschließend veröffentlichten wir die Ergebnisse.

Wir greifen vor der Kommunalwahl noch einmal Punkte auf, die bei den Bewertungen besonders aufgefallen sind. Unter anderem bewerteten die Leser auch den öffentlichen Personennahverkehr in Schmallenberg. Das Ergebnis: Die Note 3,61. Im Vergleich zu anderen Noten eine durchaus schlechte Bewertung

Schmallenberg erhält Gesamtnote 1,79

Doch was sagen die örtlichen Kommunalpolitiker dazu? Was sind Gründe für die schlechte Bewertung und was sind Handlungsideen? Welche Rolle spielt die ländliche Struktur der Stadt? Wir haben den Politikern die Gelegenheit gegeben, auf dieses Thema einzugehen.

Stefan Vollmer (SPD)

Von einem öffentlichen Nahverkehr kann im Stadtgebiet eigentlich keine Rede sein, denn er findet so gut nicht statt.

Die Taktzahlen sind zu gering und die Preise ein-deutig zu hoch.

Viele Ortsteile werden sind nicht ans öffentliche Nahverkehrsnetz angeschlossen. Wir wollen das Angebot des Bürgerbusses weiter ausbauen und besser durch die Stadt fördern.

Weiter soll Untersucht werden, ob der Bürgerbus auf Dauer einer hauptamtlichen Unterstützung bedarf.

Und in wie weit ergänzende Angebote zum Bürgerbus, wie Ruf- oder Seniorentaxi, zum Bürgerbus sinnvoll und notwendig sind.

Stefan Wiese (UWG)

Aufgrund der Größe der Stadt Schmallenberg wäre eine Forderung nach einem ÖPNV im Stundentakt illusorisch und ginge auch an den Anforderungen vorbei. Seit Jahren setzen wir uns aber für Verbesserungen im Rahmen des Möglichen ein. So haben z. B. wir ein kostenloses Jahresticket für Schüler gefordert, hierfür leider nicht die Unterstützung der Mehrheitsfraktion gefunden. Zukünftig müssen wir über Alternativen nachdenken, z. B. Sammeltaxis.

Und wenn der Dorfbewohner nicht die Möglichkeit hat, in die Stadt zu kommen, so muss eben „die Stadt ins Dorf kommen.“ Hier denken wir an Dorftreffpunkte mit digitaler Ausstattung nach, damit z. B. die Menschen in den Dörfern dort ihre Einkäufe online aufgeben und später dort abholen können.

Michael Heinrichs (Die Partei)

Der ÖPNV würde von uns eine glatte 5,337456 erhalten. Leider ist dieses Thema von den schwarzen Mächten bislang völlig vernachlässigt worden.

So ist Schwarzfahren viel zu teuer. Wir fordern daher: „Schwarzfahren muss bezahlbar sein!“. Am besten schafft man Schwarzfahren einfach ab, in dem die Öffis kostenlos benutzt werden dürfen.

Des Weiteren fordern wir Tempo 100 auf allen Schmallenberger Autobahnen - eine populistische Forderung, der sich jeder Schmallenberger anschließen kann. Außerdem verlangen wir die sofortige Reaktivierung der Bahnstrecke und einen ICE-Bahnhof für Schmallenberg.

Ein Halt in Gleidorf sollte ebenfalls mit eingeplant werden.

Jürgen Meyer (Grüne)

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in einer Flächenkommune mit 83 teilweise verstreuten Ortschaften wird auf absehbare Zeit nicht annähernd den Komfort wie in Köln mit der fast gleichgroßen Fläche bieten können.

Wir hatten vor einiger Zeit beantragt, dass zumindest die großen Orte Schmallenberg und Bad Fredeburg eine verlässliche Anbindung an die Züge in den Bahnhöfen Meschede und Altenhundem bekommen. Unser Vorschlag, in den Nachtstunden oder an Wochenenden Anrufsammeltaxen einzusetzen, wurde bisher nicht umgesetzt. Ein weiteres Manko sind die zu hohen Fahrpreise.

Unser Antrag auf kostenlosen ÖPNV im Stadtgebiet hat derzeit zumindest das Bewusstsein der Politik auf diesen Missstand gelenkt.

Hans-Georg Schenk (Unabhängig)

Im ländlichen Bereich wird immer der Individualverkehr die wichtigste Rolle spielen. Unter Mithilfe der Bürger sollten Mitfahrmöglichkeiten entwickelt werden. Vereinzelt werden schon sogenannte Mitfahrbänke angeboten.

Diese Systeme müssen professioneller ausgearbeitet werden. Es gibt hierzu schon hervorragende Apps, die Mitfahrten vermitteln und koordinieren. Auch wäre zu überlegen und zu überprüfen, ob über eine Bürgerkarte innerstädtische Taxi- und Busfahrten bezuschusst werden. Der Ausbau des Fahrradwegenetzes muss wegen dem steigenden E-Bike-Aufkommen vorangetrieben werden.

Langfristig ist es Aufgabe der Stadt durch Dezentralisierung Strukturen zu entwickeln, dass kaum noch Verkehr entsteht.

Rudolf Ewers (BFS)

Auch uns ist klar, dass der öffentliche Personennahverkehr in Schmallenberg nicht sehr gut ist – das ist in gewissem Maße aber auch der Fläche des Stadtgebietes geschuldet.

Ein Problem ist insbesondere der demographische Wandel: Alte Leute sind auf ein Auto angewiesen. Wichtig ist uns bei dem Verkehr aber auch das Radwegenetz nicht zu vernachlässigen.

Ein Netz für das gesamte Stadtgebiet, um auch das Nutzen von Fahrrädern attraktiv zu machen – nicht nur für Einheimische, sondern auch für unsere Gäste.

Wir dürfen beim Nahverkehr die Dörfer nicht abhängen.

Matthias Schütte (CDU)

Hier bieten wir als Stadt im Bereich des Schülerverkehrs mit einem jährlichen Kostenzuschuss von weit über 1 Mio. Euro ein bedarfsdeckendes Angebot; unsere Schüler und Familien sind uns wichtig und wir investieren hier genau an der richtigen Stelle.

Außerhalb des Schülerverkehrs gibt es flächenbedingt Ortsteile, die zu selten oder auch gar nicht angefahren werden. Wir wollen ehrlich sein: Aus Kostengründen können wir nicht an jeder Straßenlampe einen öffentlichen Nahverkehr anbieten.

Vielleicht bietet die Digitalisierung, gepaart mit der in Schmallenberg hervorragend funktionierenden ehrenamtlichen oder auch Nachbarschaftshilfe, Chancen, diese Bedingungen, gerade für die unsere jüngeren und älteren Mitbürger, weiter zu verbessern. Wir möchten, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit dem HSK oder überörtlichen Förderkonzepten, aber auch mit den Bürgern, intelligente Konzepte finden und fördern. Auch in Bad Fredeburg bedarf es einer Neuausrichtung, sobald die Umgehungsstraße fertiggestellt ist.

Robert Hartel (FDP)

Der Nahverkehr in Schmallenberg muss attraktiver gestaltet werden. Weder die Preise noch die Fahrpläne sind eine Einladung, den ÖPNV zu nutzen.

Dies geht stark zulasten unserer älteren Mitbürger, insbesondere derer in den entlegeneren Dörfer. Eine leichtere Erreichbarkeit Schmallenbergs käme auch dem Tourismus zugute.

Sind Meschede und Altenhundem recht bequem mit dem Zug zu erreichen, fordert die Reise bis nach Schmallenberg eine präzise Planung und teils lange Umstiegszeiten, wenn überhaupt noch ein Bus fährt.

Übrigens: Am wohlsten in ihrer Kommune fühlten sich die Esloher. Sie gaben ihrer Stadt eine Gesamtnote von 1,56. Darauf folgte Schmallenberg mit einer Gesamtnote von 1,79, Bestwig mit einer Gesamtnote von 2,13 und Meschede mit einer 2,20.