Grafschaft. In einer Studie wurden Alltagsmasken auf Qualität und Dichte getestet. Das Ergebnis ist überraschend, ein Hersteller landet bei 89 Prozent.

Maske ist nicht gleich Maske, das macht Dr. Dominic Dellweg, Chefarzt der Pneumologie und Intensivmedizin am Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft deutlich. Als Leiter einer großangelegten und bislang unveröffentlichten Studie hat er mit Kollegen der Universität Marburg Mund-Nasen-Schutze auf ihre Durchlässigkeit geprüft. Das Ergebnis: „Je schwerer es ist, durch die Maske zu atmen, umso besser ist die Maske geeignet.“

Dr. Dominic Dellweg (links) und Stefan Schumann vom Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft.  
Dr. Dominic Dellweg (links) und Stefan Schumann vom Fachkrankenhaus Kloster Grafschaft.   © Alexander Lange

Der Hintergrund der Studie sei, so Dellweg, dass es europaweite DIN-Normen für medizinische Masken gebe, mit denen Durchlässigkeit etc. in Zahlen gefasst würden. Für so genannte Community-Masken, also nicht-medizinische Masken, gebe es solche Normen nicht. Momentan sei Maske also gleich Maske: „Im Grunde kann man sich momentan ja eine Netzstrumpfhose vor das Gesicht binden und sie gilt als Maske.“

Es dürfe also nicht darum gehen, nur aufgrund der Maskenpflicht irgendeinen Stoff vor Mund und Nase zu tragen - es gebe durchaus gravierende Qualitätsunterschiede.

Mindestens 10.000 Masken pro Monat

Im Rahmen der Studie wurden Masken von 16 großen Herstellern geprüft. Große Hersteller bedeute, so Dellweg, dass diese mindestens 10.000 Masken pro Monat herstellen. In einer Versuchsbox wurden die Stoffe der Masken aufgespannt und mit kleinen Partikeln, die der Mensch auch beim Atmen und Sprechen ausstößt, besprüht. Anhand der Anzahl der Artikel, die auf der anderen Seite des Stoffes wieder herauskamen, konnte die Durchlässigkeit bzw. Dichte der Maske errechnet werden. „Das Besondere bei diesen Artikeln ist ja, dass sie im Raum bleiben. Sie sind so leicht, dass sie nicht direkt zu Boden fallen“, so Dellweg. Infektionen würden dann durch die Anreicherung dieser Partikel entstehen, vergleichbar mit dem Rauch einer Zigarette, sagt Dellweg. Stößt der Raucher den Zigarettenqualm in einem Raum aus, bleibt dieser für einen gewissen Zeitraum wie eine Wolke in der Luft. Kommt der Rauch von weiteren Rauchern dazu, entsteht eine Art weiße Wand aus Rauchpartikeln.

„Das Ergebnis der Versuche war, dass die Unterschiede der Masken sehr groß sind“, erklärt Dellweg. Manche Masken würden nur etwa 35 Prozent der Partikel aufhalten, andere bis zu 89 Prozent: „Je schwerer das Atmen fällt, umso größer ist der Schutz.“ Dellweg weiß darum, dass besonders dichte Masken auf Dauer zu Atembeschwerden führen würden.

Deshalb sollte man mehrere Masken mit unterschiedlicher Durchlässigkeit besitzen, sagt er: „Draußen zum Beispiel beim Wandern oder Fahrradfahren überhaupt eine Masken zu tragen, ist Blödsinn. Stehe ich fünf Minuten beim Bäcker, kann ich eine dickere Maske tragen. Muss ich aber acht Stunden, zum Beispiel als Verkäufer im Einzelhandel, eine Maske tragen, sollte ich eine dünnere Variante wählen.“

Auch medizinische Einwegmasken hätten gute Werte, seien aber nicht Teil der Studie gewesen: „Man könnte in der Produktion nicht hinterherkommen, wenn jeder Bundesbürger tägliche eine neue Einwegmaske bräuchte.“ Testen könne der Verbraucher die Durchlässigkeit seiner eigenen Masken nur durch den Atem-Vergleich mit anderen Masken: „Ein Buff-Tuch hält immerhin 30 Prozent der Partikel ab, besser als nichts. Ein dicker Baumwollschal sogar 40 Prozent.“

Wie eng an Mund und Nase getragen

Es komme auf die Dicke des Stoffes an und darauf, wie eng er an Mund und Nase getragen werde: „Die Plastikvisiere, die in einigen Geschäften getragen werden, bringen gar nichts. Sie bremsen die Partikel nur etwas ab und verteilen sie in alle Richtungen.“ Die größte Dichte bewiesen im Rahmen der Studie die Masken eines Sockenherstellers mit 89 Prozent.