Meschede. Eine „kippenfreie Fußgängerzone“ - dafür setzt sich Jutta Heemeyer mit mehreren Mitstreitern ein. Jetzt gibt es konkrete Ideen, wie es weitergeht.
Es gibt sicherlich Mescheder, die über diesen Einsatz den Kopf schütteln. Bei Jutta Heemeyer und den übrigen Mitgliedern der Gruppe „Keine Kippen in der Mescheder Innenstadt“ kommen aber hauptsächlich positive Rückmeldungen an, wenn sie mit Pinzette und Handschuhen die Zigarettenfilter aus Fugen und Beeten zupfen und sie im Plastikflaschen sammeln. Jutta Heemeyer erläutert, warum sie sich engagiert und was die Gruppe als nächstes plant.
Frage: Kippen aus Fugen zupfen. Das klingt nach einer Sisyphos-Arbeit. Warum macht man das?
Jutta Heemeyer: Der Gedanke ist bei mir nach den Fridays-for-Future-Demonstrationen entstanden. Ich war auf der Suche nach etwas, das ich hier vor Ort konkret für die Umwelt tun kann. Seitdem ich weiß, wie giftig eine Kippe ist, sehe ich sie überall in der Stadt sofort und ärgere mich auch darüber, dass sie gerade unsere neu gestaltete Fußgängerzone verschandeln. Wichtig ist aber, dass wir alle uns nicht als Dauer-Reinigungskräfte der Stadt sehen. Deshalb haben wir uns auch der Idee „Global denken - lokal handeln“ angeschlossen.
Haben Sie eigentlich etwas gegen Raucher?
Nein. Wir sind kein Anti-Raucher-Verein. Das ist uns wichtig. Wir wollen nur die Kippen beseitigen, weil sie giftig sind und unschön aussehen.
Wie ist die Idee entstanden?
Britta Ewert ist die Initiatorin. Sie ärgerte sich darüber, dass Kippen - obwohl schon eine rund 40 Liter Grundwasser verseucht - meist einfach weggeschnippt werden. Sie hörte dann vom Kölner Startup Tobacycle, das Zigarettenfilter sammelt und zu Spezial-Kippen-Behältern recycelt. Für die Umsetzung dieser Idee suchte sie bei den Stadtgesprächen und im Freundeskreis Mitstreiter.
Wer gehört jetzt dazu?
Wir sind ein offener Kreis - vom Alter her und von unseren Vorgeschichten bunt gemischt. Es gibt Menschen, die einfach sehr konkret und individuell etwas für den Umweltschutz tun wollen. Andere haben selbst mit dem Rauchen aufgehört und sind im Nachhinein erschrocken, welche Gifte für die Umwelt in einem Filter stecken. Mittlerweile stoßen auch Initiativen wie Young Caritas zu uns und Rolf Hennecke, als Sprecher der Ruhrstraßen-Anwohner, hat uns den Schaukasten vor seinem Eingang zur Verfügung gestellt. Die meisten bewegen sich auch einfach gern an der frischen Luft und scheuen sich nicht, mit Menschen in Kontakt zu kommen.
Sie sprechen auch Raucher an. Wie ist die Resonanz?
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Ich persönlich habe noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Im Gegenteil, die meisten Menschen reagieren erstmal sehr positiv. Ich habe auch schon einer Clique junger Männer in der Fußgängerzone einen Ascher vor die Füße gestellt. Als ich zurückkam, war der Ascher wieder an Ort und Stelle und keine Kippe auf dem Boden zu sehen. Insgesamt haben wir an zwei Infoständen rund 450 Unterschriften für die Aktion gesammelt. Damit sind wir sehr zufrieden.
Kippen anderer Menschen aufheben, da könnten Sie jetzt dranbleiben...
Das wollen wir auf keinen Fall! Mit unserer Sammelaktion wollten wir nur das Bewusstsein schaffen, wie giftig Kippen sind und dass etwas passieren muss. Wir haben an verschiedenen Standorten zusammen mehr als 25 000 Kippen gesammelt. Das zeigt doch, dass für das Problem der Verschmutzung und Vergiftung der Umwelt eine Lösung gefunden werden muss. Deshalb haben wir eine Kleinprojektförderung für die Anschaffung spezieller Ascher beantragt. Hier können Kippen trocken gesammelt und in einen Recycling-Prozess zurückgeführt werden. Daraus werden z.B. Taschenascher gemacht. Die Fördermittel sind inzwischen bewilligt und wir können ca. 30 Ascher für die Innenstadt anschaffen. Inzwischen ist auch eine Verständigung mit der Stadt bezüglich der Standorte und der Leerung erzielt. Das ist ein Meilenstein und wir sind sehr froh darüber.
Welche Unterstützung wünschen Sie sich noch?
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Natürlich soll eine Erweiterung dieses Projektes in die Fläche erfolgen, so dass wir hier die Unterstützung und die Einsatzbereitschaft vieler Menschen und Institutionen benötigen. Wir würden gern bei Schulen, in Firmen, am Krankenhaus und bei Vereinen für das Aufstellen der Recycling-Systeme werben. Aber die größte Unterstützung kommt von den Rauchern und Raucherinnen selbst: Bitte nutzt die Ascher! Nur dann kann diese Initiative ein Erfolgsprojekt werden. Tja, und wenn sich dann noch jemand fände, der uns beim Aufbau einer eigenen Website hilft, das wäre wirklich toll.