Schmallenberg. Stefan Kaiser ist der neue stv. Leiter der Schmallenberger Feuerwehr. Über seinen Vorgänger Reinhard Schauerte, Ziele und Zukunftssorgen.

Stefan Kaiser ist der neue stellvertretende Leiter der Schmallenberger Feuerwehr. Er tritt die Nachfolge von Reinhard Schauerte an. Über die Kameraden, Ziele und die Versorgung im ländlichen Raum.

Wie sind sie zur Feuerwehr gekommen und welche Funktionen/Positionen haben sie durchlaufen?
Stefan Kaiser: „Komm mal mit zur Feuerwehr, dass ist was für dich!“ hieß es während meiner Ausbildung zum Industriemechaniker. Und Robert, inzwischen Leiter der Freiwilligen Feuerwehr Meschede, sollte recht behalten. In der Mescheder Feuerwehr absolvierte ich ab 1999 die Grundausbildung auf Stadt- und Kreisebene. Nach erfolgreichem Vorbereitungsdienst im damaligen mittleren feuerwehrtechnischem Dienst wurde 2007 aus Ehrenamt auch mein Hauptamt.

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Mit meinem Umzug nach Westernbödefeld ließ ich mich 2009 zur Freiwilligen Feuerwehr Schmallenberg überstellen. In der Schmallenberger Wehr übernahm ich in der Vergangenheit bereits Führungspositionen als Löschgruppenführer der Löschgruppe Westernbödefeld und als Zugführer des 4. Zuges.

Warum sind sie Feuerwehrmann geworden?
Mit 17 Jahren habe ich mir noch keine weitreichenden Gedanken über das „Warum“ gemacht. Jedenfalls kann ich mich nicht erinnern. Einfach machen! Ehrenamtliches Engagement, egal ob in Feuerwehr, im Katastrophenschutz, im Verein oder wo auch immer, ist ein bedeutender Teil unserer Gesellschaft. Ohne diese Arbeit, wäre bei uns vieles nicht möglich.

Stellvertretender Leiter zu werden ist auch mit viel Verantwortung verbunden? Haben sie lange über den Schritt nachgedacht?
Jain. Durch meine berufliche Qualifikation habe ich die Voraussetzungen für dieses Amt erfüllt. Das ist aber nicht alles. Viel wichtiger ist der Rückhalt der Familie und die Unterstützung der Mannschaft, um dieses Schritt zu gehen. Dementsprechend gab es einige Gespräche im Vorfeld.

Was macht die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr hier in Schmallenberg aus? Was sind insbesondere Herausforderungen?
Knapp 25.000 Einwohner verteilt auf 303 Quadratkilometern, das ist schon eine Herausforderung in Bezug auf die Bedarfsplanung einer Freiwilligen Feuerwehr. Schließlich möchte jeder schnellst- und bestmöglich Hilfe im Notfall erhalten. Die Leistungsfähigkeit einer Freiwilligen Feuerwehr mit 18 Einheiten zu erhalten ist eine enorme Aufgabe. Nachwuchsprobleme sind in aller Munde, aber eine große Herausforderung der kommenden Jahre wird es sein, die aktiven Kameradinnen und Kameraden bei Laune zu halten. Ohne jeden Einzelnen funktioniert es nicht!

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Ein wichtiges Planungs- und Qualitätsmerkmal der Feuerwehr ist das sogenannte Schutzziel. Es definiert, wie viele qualifizierte Einsatzkräfte mit welchen Einsatzmitteln in welchem Zeitraum an der Einsatzstelle eintreffen müssen. Wenn man Schmallenberg als einer der flächengrößten, kreisangehörigen Städte Deutschlands betrachtet, ist alleine der Zeitraum von der Alarmierung, der Anfahrt zum Gerätehaus und schließlich der Einsatzfahrt zur Einsatzstelle enorm, da unter Umständen die Wege einfach sehr lang sind. Zudem fehlt es je nach Tageszeit auch an Einsatzkräften.

Wie gehen sie mit dem, was sie bei einem Einsatz erleben, um? Hat man nach einigen Jahren Routine oder bleibt die Aufregung, sobald der Pieper geht?
Nach über 20 Jahren Einsatzdienst, egal ob ehren- oder hauptamtlich, hat sich schon eine gewisse Routine eingestellt. Nicht der klingelnde Pieper, sondern das Einsatzstichwort und Meldebild sorgen teilweise noch für eine gesunde Anspannung. Trotz all der Ausbildungen und Einsatzerfahrungen bleibt man eben Mensch und nimmt das ein oder andere mit nach Hause. Wichtig ist, auch nach unschönen Einsätzen die positiven Aspekte zu sehen und über das Erlebte zu sprechen.

Was nehmen sie von ihrem Vorgänger Reinhard Schauerte mit?
Die Schulterklappen! Nein im Ernst, Reinhard hat sich 20 Jahre in die Leitung der Feuerwehr eingebracht. In dieser Zeit ist wahnsinnig viel passiert und ihm gebührt mein tiefster Respekt vor dieser eindrucksvollen Leistung. Die Feuerwehr ist in einem stetigen Wandel und darauf gilt es mit dem eigenen Kopf zu reagieren. Ich glaube Reinhard nimmt es mir nicht krumm, wenn ich jetzt in meinen eigenen Weg einschlage.

Was sind die genauen Funktionen des stellvertretenden Leiters? Sind sie bei Einsätzen bspw. noch in der akuten Brandbekämpfung dabei oder ist ihre Aufgabe eher die der Koordination/Einsatzführung?
Der Wehrleiter hat die Hose an! Die stellvertretenden Leiter – in Schmallenberg sind wir zu zweit – unterstützen den Leiter der Feuerwehr im administrativ-organisatorischen Teil und arbeiten eng mit den fünf Zugführern und der Stadtverwaltung zusammen.

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Bei einer Feuerwehr gibt es im Hintergrund einiges zu tun. Schwerpunkt meiner Tätigkeit wird die Ausbildung sein. Die Wehrleitung ist bei Einsätzen eher in der Einsatzführung eingebunden. Nichtsdestotrotz würde ich im Bedarfsfall jede andere Funktion im Einsatz übernehmen, um den gemeinsamen Einsatzerfolg zu erzielen.

Gibt es Einsätze hier in Schmallenberg, die ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?
Über die ganzen Jahre hat man viel erlebt, da ist es schwer etwas „Besonderes“ auszumachen. Jeder Einsatz ist individuell. Vermutlich geht es Vielen wie mir, man kommt zufällig irgendwo vorbei, und kann sich an den dortigen Einsatz erinnern. Eine Ausnahme ist der aller erste Feuerwehreinsatz! Da kann ich einiges erzählen, würde aber vermutlich den Rahmen sprengen.


Zur Person von Stefan Kaiser

Stefan Kaiser ist 38 Jahre alt, verheirat, Vater von drei Töchtern (7, 10 und 15 Jahre alt).

Stefan Kaiser kommt gebürtig aus Meschede.

Hauptberuflich ist Stefan
Kaiser Feuerwehrmann in
Paderborn.

Feierliche Verabschiedung von Reinhard Schauerte

Bürgermeister Bernhard Halbe, Reinhard Schauerte und Rudolf Schramm (Leiter der Feuerwehr).
Bürgermeister Bernhard Halbe, Reinhard Schauerte und Rudolf Schramm (Leiter der Feuerwehr). © Stadt

Reinhard Schauerte führte das Ehrenamt als stellvertretender Leiter der Feuerwehr 20 Jahre aus. „Und das, wie ich immer wieder feststellen konnte, mit großer Leidenschaft und Hingabe. Diesen Weg durfte ich als Bürgermeister begleiten“, so Bernhard Halbe bei der Verabschiedung von Schauerte: „Wir haben oft und viel über die Belange der Feuerwehr, die Wünsche und die dringenden Anschaffungen gesprochen. Immer sind wir zu einem guten Ergebnis gekommen“

Die Stationen von Reinhard Schauerte bei der Feuerwehr Schmallenberg: 1974 Eintritt in die Freiwillige Feuerwehr – LG Gleidorf, 1976 Beförderung zum Feuerwehrmann, 1978 Beförderung zum Oberfeuerwehrmann, 1983 Beförderung zum Unterbrandmeister, 1984 Beförderung zum Brandmeister, 1985 Beförderung zum Oberbrandmeister, 1989 Beförderung zum Brandinspektor, 2000 kommissarische Bestellung zum Stellvertretenden Leiter der Feuerwehr, 2001 Beförderung zum Stadtbrandinspektor, 2002 Endgültige Bestellung zum Stellvertretenden Leiter der Feuerwehr als Ehrenbeamter auf Zeit für die Dauer von sechs Jahren, 2008 und 2014 erneute Bestellung zum Stellvertretenden Leiter der Feuerwehr als Ehrenbeamter auf Zeit für die Dauer von jeweils sechs Jahren; 1999 Feuerwehrehrenkreuz in Silber, 2009 Feuerwehrehrenkreuz in Gold.