Schmallenberg. Bilder kursieren in den sozialen Netzwerken: Ist dieses Wisent krank oder abgemagert? Das sagen die Verantwortlichen, Förster und Waldbauern.
Seit einigen Tagen kursieren in den sozialen Medien Fotos eines Wisents, bei dem deutlich die Rippen zu erkennen sind. Die Fotos, die der Redaktion vorliegen, wurden am 9./10. Juli mit einer Wildkamera im Bereich Schanze/Kühhude aufgenommen. Deuten die Bilder auf ein erkranktes oder abgemagertes Wisent hin?
Michael Emmrich, Pressesprecher des Wisent-Projektes, sagt: „Wir kannten das Bild anfangs nur von Facebook, ohne einen genauen Hinweis auf Zeitpunkt und Ort der Aufnahme.“ Die Ranger seien seit einiger Zeit auf der Suche nach dem Tier, hätten es bislang aber nicht finden können. Auch die Amtsveterinäre des Hochsauerlandkreises sowie des Kreises Siegen-Wittgenstein seien informiert: „Aber anhand eines Bildes lässt sich leider keine genaue Auskunft zum Zustand des Tieres und der möglichen Ursache machen.“
Keine weiteren Tätigkeiten
Vom Hochsauerlandkreis heißt es lediglich, dass das Veterinäramt in Kenntnis sei, bislang aber kein Grund vorliege, weitere Tätigkeiten zu veranlassen, so Jürgen Uhl als stellvertretender Pressesprecher.
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Auch Michael Keuthen vom Regionalforstamt Oberes Sauerland kennt die Bilder. Er sagt: „Wenn man bei einem Tier die Rippen sieht, kann man nicht pauschal sagen, was der Grund dafür ist.“ Für unwahrscheinlich hält er es, dass das Tier aufgrund mangelnder Nahrung abgemagert sei, da es sich in freier Wildbahn befindet: „Ich glaube, dass sie genug zu fressen haben. Gäbe es nichts, würde ja vermutlich die ganze Herde so aussehen.“ Als mögliche weitere Gründe für den Zustand zieht Keuthen Krankheiten, insbesondere Würmer, oder Altersschwäche in Betracht: „Aber das sind nur Vermutungen.“
Schälschäden an Fichten
Privatwaldbesitzer Hubertus Dohle hat zudem in der Vergangenheit immer öfter Schälschäden durch Wisente auch an seinen Fichten wahrgenommen: „Unserem Wald geht es sowieso schon schlecht. Dann gehen die Wisente an die Buchen, jetzt auch noch an die Fichten.“ Davon weiß auch Keuthen, die Gründe für das Schälen seien nicht vollständig bekannt.
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Die Waldbauern um Dohle berufen sich in diesem Zusammenhang auf das bereits 2007 von Dr. Michael Petrak angefertigte Wisent-Gutachten, in dem steht: „Die relative Knappheit an Gräsern und Kräutern in den natürlichen Waldgesellschaften und den Ersatzgesellschaften lässt erwarten, dass der Druck auf Holzgewächse erhöht wird.“
Michael Emmrich vom Wisent-Projekt: „Da sich angeblich Geschädigte bisher nicht beim Wisent-Verein gemeldet haben, können wir die Angaben zu den Fichten nicht verifizieren. Gelegentlich wurden auch in der Vergangenheit Fichten von Wisenten geschält. Da Wisente Pflanzenfresser sind, ist es normal, dass sie Pflanzen fressen, zu denen in geringem Maße Fichten gehören.“
In der Vergangenheit war es immer wieder zu Diskussionen rund um das Wisent-Projekt gekommen. Vor wenigen Wochen töteten die Wisente den Hund eines Spaziergängers.