Berghausen. Keine Marschmusik, auch keine Fest-Alternative. In Berghausen wäre am Wochenende-Schützenfest Stimmung. Was trotzdem im Dorf los ist.

Letztes Jahr hat die Schützenbruderschaft St. Cyriakus 1919 Berghausen noch ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. 2020 fällt das Programm komplett aus. Die Absage fiel dem ersten Vorsitzenden Martin Schulte-Köster (45) nicht leicht. Vor allem, weil er als traditionsbewusster Schützenfestgänger dieses Jahr zum ersten Mal als Vorsitzender agiert. Worauf er sich gefreut hat, was er vermissen wird und welche Punkte ein Schützenfest besonders machen, erzählt er im Interview mit dieser Zeitung.

Dieses Jahr sind Sie zum ersten Vorsitzenden gewählt worden. Wie fühlt es sich an, das Schützenfest als erste Amtshandlung absagen zu müssen?
Martin-Schulte-Köster: Ende Februar hatten wir die letzte Versammlung, bei der ich den Posten des ersten Brudermeisters übernommen habe. Ich habe mich damals schon auf die neuen Aufgaben und Eindrücke gefreut. Doch dann kam die Corona-Pandemie. Die Absage weiterzugeben, war an sich nicht schlimm, weil es sich zu diesem Zeitpunkt schon länger abgezeichnet hat.

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Trotzdem fühlte es sich so surreal an, vor allem als allererste Amtshandlung: „Wird es dieses Jahr tatsächlich kein Schützenfest geben?“– es war schwer zu glauben. Dabei gehörte es bis dato jedes Jahr zum festen Programmpunkt im Ort dazu.

Mit Ihrer Position sind Sie im Schützenwesen stark verankert. Welche Folgen für diese Tradition ergeben sich durch die Corona-Krise Ihrer Meinung nach?
Ich denke, dass das Schützenfest nächstes Jahr 2021 ein Besonderes wird. Vielleicht werden manche Leute vorsichtiger beim Ausgehen, oder werden solche Traditionen mehr zu schätzen wissen. Ich denke und hoffe aber, dass sich die meisten wieder auf ein ausgelassenes Feiern freuen werden, wenn sich die Lage wieder normalisiert.

Ein Jahr ohne Schützenfest. Können Sie jemanden der Schützenfeste nicht kennt, erklären, was genau fehlt?

Nicht nur das Fest an sich, sondern auch die Vorfreude Wochen vorher fehlt. Man fragt sich: Wie wird das Wetter? Wer wird König? Klappt dieses Jahr alles? Das Schützenfest ist dann der Höhepunkt des Jahres in der Gemeinde, bei dem Jung und Alt zusammen feiern. Im Grunde ist es ein Fest, bei dem sich Menschen treffen können, die sich schon lange nicht mehr gesehen haben und sich mit dem Ort auf irgendeine Weise verbunden fühlen.

Was werden Sie in diesem Jahr am meisten vermissen?
Im Grunde mit Freunden zu feiern, insbesondere auch mit denen, die man nur ein paar Mal im Jahr sieht. Das Gesamtpaket fehlt mir, mit Festzug, Vogelschießen, Königsproklamation und Frühshoppen am Montagmorgen.

Was ist das Besondere an Ihrem Schützenfest?
Unser Schützenfest in Berghausen ist immer sehr gut besucht. Vielleicht liegt es an der Lage, am günstigen Termin oder der kleinen Halle mit rustikalem Charme. Vor allem samstagabends kommen Leute aus der ganzen Umgebung, feiern draußen und füllen das Gebäude. Montagmorgens kommen eher viele Einwohner aus der Gemeinde. Nichtsdestotrotz, die Stimmung ist immer ausgelassen und friedlich – es wird getrunken und viel getanzt.

Manche Orte haben Probleme neue Königsanwärter zu finden. Wie sieht es in Berghausen aus?Bislang hatten wir nie große Probleme Anwärter zu finden, vor allem nicht zum Jubiläums-Schützenfest letztes Jahr. Unsere Bruderschaft besteht aus Mitgliedern sechs verschiedener Orte – wir sind eine Gemeinde. Wenn ein Ort länger keinen König aus dem eigenen Dorf hatte, dann stacheln sich die Einwohner gegenseitig an. Das Vogelschießen bleibt also spannend.

Was macht das Vogelschießen denn so spannend?Manchmal passiert es, dass es echt aufregende Gefechte gibt, beispielsweise dann, wenn sich der Vogel dreht und man nicht weiß, ob dieser im nächsten Moment herunterfällt.

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Normalerweise geschieht das nach eineinhalb oder zwei Stunden. Es gab aber schon Schützenfeste, bei dem der Vogel bereits nach einer halben Stunde oder wie 2007 erst nach fünf bis sechs Stunden unten lag. Doch egal zu welchem Zeitpunkt: Wenn der Vogel fällt, freuen sich alle und jubeln dem neuen König zu.

Auch wenn der Vogel dieses Jahr nicht geschossen wird. Wie verbringen Sie persönlich die Schützenfesttage?
Am Schützensamstag machen wir eine kleine Feier im Freundeskreis. Sonntag gehen wir bei gutem Wetter frühshoppen, um in der ortsansässigen Wirtschaft das ein oder andere Bier zu genießen. In den Nachbarschaften wird es sicherlich kleinere Zusammenkünfte geben, denn es liegt den Schützen im Blut zu feiern (lacht).

Alternativveranstaltungen sind also konkret keine geplant. Wie geht es allgemein weiter?
Erst einmal hoffen wir, dass sich die Corona-Lage normalisiert, auch im Hinblick auf etwaige andere Veranstaltungen rund um die Halle. Finanzielle Engpässe werden wir in diesem Jahr überbrücken können sowie die Zeit für kleinere Baumaßnahmen nutzen und uns auf das nächste Schützenfest freuen.

Die St. Cyriakus Schützenbruderschaft 1919 Berghausen

Martin Kleinsorge, Land- und Baumaschinenmechaniker, nahm 2019 Jana Schmies zu seiner Königin.
Martin Kleinsorge, Land- und Baumaschinenmechaniker, nahm 2019 Jana Schmies zu seiner Königin. © St. Cyriakus 1919 Berghausen

452 Mitglieder. Kontakt: www.schuetzen-berghausen.de.

Die Schützenbruderschaft besteht aus Mitgliedern aus Berghausen, Mailar, Heiminghausen, Menkhausen, Niederberndorf und Oberberndorf.

Letztes Jahr feierte die Gemeinschaft ihr 100-jähriges Bestehen.

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