Meschede. Ein Mescheder verbringt Urlaub an der Playa de Palma auf Mallorca: Er wehrt sich gegen das fiese Image als Corona-Partygänger.

Mallorca. Sauftouristen. Zweites Ischgl. Diese Liste ließe sich fortsetzen und steigern. Wie die Empörung im Internet. Kommentatoren überschlagen sich, seit am Ballermann von vielen Menschen eine wilde Party ohne Abstand in Corona-Zeiten gefeiert worden ist. „Verantwortungslos“, „verbieten“ und „alle in Quarantäne stecken“. Wie fühlt es sich eigentlich an, gerade als Urlauber an der Playa de Palma zu sein? Ein Mescheder berichtet.

Quarantäne? Geschockt!

Seinen Namen sollen wir besser nicht schreiben, und damit sind wir schon beim Thema: Der 47-Jährige hat keinen Ballermann-Exzess gefeiert und verbringt einen sonnigen, ruhigen Urlaub dort mit seiner Frau. Den Ärger über die Partynacht ohne Corona-Regeln kann er auf der einen Seite verstehen, den Sturm der Entrüstung über alle Mallorca-Touristen hingegen nicht. Die Forderungen selbst einzelner Politiker alle Reisenden in Quarantäne zu schicken, hat ihn geschockt. Das sei einfach nur ungerecht. Davon abgesehen: Es sind bislang Einzelstimmen wie jene des SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach, die sich so äußern.

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„Wenn in der Altstadt von Düsseldorf wie zuletzt ohne Abstand gefeiert wurde, müssen dann auch alle in Quarantäne, die in Düsseldorf leben oder sich im Stadtgebiet aufgehalten haben?“, fragt er anschaulich. Und dann erzählt er, wie es wirklich im Alltag auf der Insel ist: „Hier ist wenig bis nichts los!“ Der Mescheder hat ein Appartement bezogen, übrigens nahe am Ballermann. Doch schon in der zweiten Reihe dort lebt es sich auch unter normalen Saisonzeiten wie in einem Wohngebiet. Jetzt ist auch die Playa de Palma, fünf Minuten zu Fuß entfernt, meistens wie leer gefegt. Das Meer rauscht, Musik und Stimmen sind selten zu hören. „Es ist schon eine merkwürdige Atmosphäre“, sagt er.

Trubel durch Kamera-Teams

Trubel herrschte eher, als plötzlich zahlreiche Kamera-Teams einflogen und auf den Spuren der Exzess-Nacht unterwegs waren. Dort am „Deutschen Eck“ und den anderen Kneipen in der „Bierstraße“ ist der Mescheder ebenfalls ein paar Mal vorbeigelaufen. In dem Bereich war es am Freitag eskaliert, wie Fotos zeigen. Der Alltag sieht anders aus, weiß er: „Entspannt, relativ leer.“ So erlebt er es auch in den Restaurants und Lokalen oberhalb des Ballermann 6, wo er sich in diesen Tagen aufhält: „Es wird Abstand gehalten, keiner drängelt, die Tische stehen auseinander und es ist alles andere als voll.“ Als Urlauber sei Mallorca in diesem Sommer „einfach nur total entspannt“.

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Angespannt, so berichtet er, wird eher die Lage derer, die vom Tourismus abhängig sind: Allein die Ankündigung einer Maskenpflicht in der Öffentlichkeit hat tausende Stornierungen auf Mallorca hageln lassen. Dabei werde es bislang nicht so streng gesehen, wenn jemand kurz von einer Seitenstraße zum Strand laufe - wo entlang der Promenade schon kein Mund-Nasen-Schutz mehr gefordert wird. „Bei Temperaturen über 30 Grad geht so etwas auch nicht“, findet der 47-Jährige.

Kein Corona-Generalverdacht

Nach knapp einer Woche tritt er der Sauerländer in Kürze den Rückflug an. Er denkt an Sonne, Meer und einen gepflegten schönen Aufenthalt im Rahmen aller Regeln. Wegen der Verfehlungen einiger weniger möchte er nicht unter Corona-Generalverdacht gestellt werden.