Bracht. Keine Marschmusik, kein Vogelschießen. Bracht wäre, gäbe es die Corona-Krise nicht, an diesem Wochenende im Ausnahmezustand.
Das besondere Kribbeln fehlt. Der Schützenverein 1899 Bracht e.V. mit 284 Mitgliedern blickt trotz Planungsunsicherheiten aufgrund der Corona-Pandemie optimistisch in die Zukunft. Erster Vorsitzender Hubertus Schulte-Heinemann (60) vermisst zwar das Schützenfest dieses Jahr, doch zusammen mit dem Verein sorgt er alternativ für ein wenig Stimmung im Ort und plaudert ein paar Anekdoten aus.
Was vermissen Sie Besonders, wenn Sie an das ausgefallene Schützenfest denken?
Hubertus Schulte-Heinemann: Besonders vermissen werde ich das generationsübergreifende Feiern und Zusammensein. Jedes Jahr treffen sich viele Leute aus dem Dorf und der Umgebung, die sich vielleicht nur selten sehen. Dieses Jahr fehlt die fröhliche Schützenfest-Stimmung – die Vorfreude, das besondere Kribbeln, welches schon während der Vorbereitungen aufkommt. Das Vogelschießen an der Vogelstange mit anschließendem Rückmarsch zur Halle sind immer ein besonderes Highlight sowie der Festzug am Sonntag, bei dem sich die neuen Majestäten präsentieren können.
Wie verbringen Sie die Schützenfesttage nun alternativ?
Wir möchten am Freitag mit dem Vorstand und den Offizieren einen Kranz am Ehrenmal niederlegen. Der ganze Ort wird dazu eingeladen, die Schützenfahnen aufzuhängen. Ab Samstagmittag gibt es ein Schützenfest-Überraschungspaket mit „echten Überlebenshilfen“ zu kaufen. Außerdem geht der Musikverein Schönholthausen durch Bracht und wird einige Schützenfest-Lieder zur Einstimmung spielen.
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Am Spätnachmittag können kulinarische Schmankerl am Gasthof Geueke abgeholt werden, damit die gesunde Ernährung gewährleistet wird (lacht). Zum Abschluss am Sonntag treffen wir uns sicher hier und da im kleinen Kreis, um die ungewöhnliche Corona-Lage zu besprechen.
Wie stark hat die Corona-Krise ihre Bruderschaft insgesamt in diesem Jahr getroffen?
Das ausfallende Schützenfest ist ein besonderer Einschnitt, nicht nur finanziell sondern auch gefühlt. Doch auch die Einnahmen aus der Rückvergütung der Getränkelieferung, aus der Vermietung der Halle und den Werbeeinnahmen brechen weg. Wir hoffen, dass vor allem die alljährliche und beliebte Adventsfeier unter anderem für Firmen, Stammtische und Vereine noch stattfinden darf.
Diese ist bereits ausgebucht und wir haben bereits Reservierungen für 2021. Außerdem haben wir im August eine Helferfete geplant, eben für die vielen Menschen, die den Verein tatkräftig unterstützen. Auch hier steht leider noch nicht fest, ob diese stattfinden kann. In Corona-Zeiten planen wir von Woche zu Woche.
Was halten Sie davon, dass die Landesregierung NRW Vereine und das Brauchtum in Nordrhein-Westfalen finanziell unterstützen möchte? Werden Sie von der Hilfe Gebrauch machen?
Zunächst ist es einmal sehr lobenswert, dass die Landesregierung finanzielle Unterstützung bietet. Wir sind als Verein aber nicht allein betroffen. Wenn ein Schützenfest ausfällt, leiden viele weitere Gruppen und Personen darunter, wie zum Beispiel Musikvereine und Schausteller.
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Doch dadurch, dass wir die letzten Jahre gut gewirtschaftet haben, sind wir noch optimistisch und werden noch überlegen, ob wir von der Hilfe Gebrauch machen. Alles hängt von der zukünftigen Entwicklung ab, denn auch wir sind darauf angewiesen unter anderem die Schützenhalle weiterhin attraktiv zu gestalten und zu erhalten. In der Vergangenheit hat uns die Stadt Schmallenberg da sehr unterstützt.
Kommen wir nun zu ein paar lustigen Anekdoten, denn das Schützenfest lebt von freudigen Geschichten und dem Zusammensein. Was ist Ihr erster Gedanke, wenn der Vogel fällt?
„Oh... da muss ich einmal schnell gucken, ob es einer von meinen Söhnen ist.“ Alle vier Söhne sind nämlich Schützenbrüder und schießen immer mal wieder mit – da wird es schon einmal knapp (lacht).
Und bei welchem Schützenfestlied singen Sie laut mit?
Um zu vermeiden, dass die Schützenhalle wegen meiner Gesangskünste geräumt werden muss, halte ich mich etwas zurück (lacht). Aber wenn zu später Stunde die üblichen Klassiker, wie „Vogelwiese“ oder „Tochter Zion“ gespielt werden, halte ich mich weniger zurück, denn dann merkt es keiner mehr.
Welches kuriose Erlebnis ist bei Ihnen hängen geblieben?
An meinem eigenen Königsjahr 2016 habe ich unabsichtlich eine Wette mit dem ehemaligen zweiten Vorsitzenden abgeschlossen – falls ich den Vogel zu Fall bringe, sollte ich beim Rückmarsch mit Anzug in einen Swimmingpool springen. So war es auch. Selbst der Festzug wurde extra angehalten, um mir beim Plantschen zuzusehen (lacht).
Zu guter Letzt: Was wünschen Sie sich für das nächste Jahr?
Wir hoffen, dass wir eine normale Schützenfest-Saison durchführen können, doch die Gesundheit aller Menschen ist jetzt am Wichtigsten. Danke an alle, die bemerkenswerte Dienste in dieser Krise leisten.
Der Schützenverein Bracht
Der Schützenverein 1899 Bracht e.V. verzeichnet 284 Mitglieder.
Dieses Jahr hätte das Schützenfest vom 11. bis zum 13. Juli stattgefunden.
Kontakt über die Website: www.schuetzenverein-bracht.de
Hubertus Schulte-Heinemann (60), von Beruf Landwirt, ist seit 1980 Vereinsmitglied. Seit eineinhalb Jahren ist er nun erster Vorsitzender und engagiert sich für den Schützenverein in Bracht.
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