Dorlar. Kein Umzug, keine Marschmusik, kein Vogelschießen: In Dorlar wäre am Wochenende Schützenfest. Warum eine alte Investition jetzt Gold wert ist.

Es reiht sich in die Kette zahlreicher Absagen ein. Am Wochenende wäre ganz Dorlar im Ausnahmezustand gewesen. Marschmusik, Schützenfest, Stimmung, Tanz und Vogelschießen. Die Corona-Krise machte Patrick Henke und seinen Schützenkollegen einen Strich durch die Rechnung. Stimmung soll im Ort aber trotzdem aufkommen.


Herr Henke, keine Marschmusik, kein Festumzug, eine abgeschlossene Schützenhalle. Ist Dorlar am Wochenende wirklich komplett Schützenfest-frei?
Patrick Henke: Viel können wir nicht machen, da halten wir uns natürlich an die bekannten Corona-Schutzmaßnahmen. Am Samstag werden wir um 19 Uhr aber eine Schützenmesse feiern, die Initiative dazu kam von Pastor Richter. Am Sonntag findet um 15 Uhr eine Kranzniederlegung im kleinen Kreis der Vorstandsmitglieder statt. Aber der Montag, an dem unser Vogelschießen gewesen wäre, fällt ins Wasser, da ist auch nichts geplant. Jeder Schützenbruder ist aber aufgerufen, am Wochenende die Fahne zu hissen. Ich denke, dass jeder Kegelclub, jede Nachbarschaft, jede Familie für sich im Garten ihr kleines Schützenfest feiern wird und das ein oder andere Schützenfestbier trinken wird.


Ist es jemals vorgekommen, dass das Schützenfest ausfällt?
Abgesehen von den Kriegsjahren ist das Schützenfest in Gänze in Dorlar noch nie ausgefallen. Beim Jubiläumsschützenfest 2018 mussten wir lediglich den Festzug absagen. Da blitzte, donnerte und regnete es, da war an das Marschieren nicht zu denken.


Wie verbringen sie persönlich denn das Wochenende?
Ich hatte den Urlaub natürlich schon lange eingereicht und werde ihn auch nicht zurückgeben. Am Samstag sind wir auf einen Geburtstag eingeladen, der sonst immer mit dem Schützenfest kollidierte. Das ist das Gute an Corona: In diesem Jahr können wir hin und mit unseren Freunden so feiern.

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Am Sonntag nach der Kranzniederlegung werden wir im kleinen Kreis vom Vorstand sicherlich zusammensitzen und das ein oder andere Bier trinken. Als Schützenverein appellieren wir auch deutlich: Die Vogelstange im alten Steinbruch soll und darf am Montag auch nicht zur privaten Feierstätte werden. Das ist kein Alternativ-Treffpunkt zum Schützenfest-Ausfall.


Wie haben sie die Corona-Entwicklungen wahrgenommen? Wann war klar, dass das Schützenfest ausfallen wird?
Erst haben wir es gar nicht so richtig wahrgenommen und dann war es plötzlich klar, als der allgemeine Lockdown kam. Dann fiel die Generalversammlung aus und kurz darauf haben wir dann auch das Schützenfest abgesagt. Schade, aber anders nicht möglich. Wir hoffen auf das nächste Jahr.


Wie verlief die Kommunikation mit Musikvereinen, Schaustellern und Co.?
Das war alles unkompliziert, alle hatten Verständnis. Den Musikvereinen geht es da ja wie uns, wir haben alle das gleiche Problem.


Was macht der Schützenfest-Ausfall denn wirtschaftlich mit dem Verein? Es fehlen durch die Krise ja etliche Einnahmen.
Das ist richtig, denn auch das Ferienlager Ende Juli/Anfang August wird nicht stattfinden können. Es bricht einiges weg für uns, das Schützenfest selber natürlich auch. Aber auch die Hütte an der Vogelstange wird gerne genutzt und gemietet, die Einnahmen gehen gen Null.

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Wir sprechen da von einem fünfstelligen Betrag. Wir sind ein relativ kleiner Verein, haben einige Rücklagen und zum Glück vor 10 oder 15 Jahren eine PV-Anlage installiert, die rettet uns aktuell. Ein Corona-Jahr ist unproblematisch, aber bei einem zweiten Jahr würde es schon eng für uns.


Warum feiern sie so gerne Schützenfest?
Seit 2016 bin ich erster Vorsitzender, die gemeinsame Arbeit macht einfach Spaß. Wir schaffen etwas und trinken hinterher auch ein Bierchen zusammen. Alle unterstützen sich. Am Schützenfest-Wochenende kommen Menschen nach Dorlar, die man sonst das ganze Jahr nicht sieht. Hier feiert das ganze Dorf zusammen, alle sind auf den Beinen.


Welchen Moment genießen sie am meisten am Schützenfest?
Der Zapfenstreich ist natürlich besonders. Aber in der Nacht von Sonntag auf Montag um 1.30 marschieren wir immer gemeinsam aus der Halle zur Kirche, wo die Musik dann noch ein paar Klassiker spielt. Da kommt richtig Stimmung auf. Und das Gefühl montags unter der Vogelstange ist, na klar, auch super.

Die Schützenbruderschaft St. Hubertus Dorlar

Das amtierende Königspaar in Dorlar: Klaus und Conni Gerke.      
Das amtierende Königspaar in Dorlar: Klaus und Conni Gerke.       © Bruderschaft

Die Schützenbruderschaft St. Hubertus Dorlar wurde 1843 gegründet. Aktuell hat der Verein 385 Mitglieder.

Das amtierende Königspaar sind der Bruderschaft sind Klaus und Conni Gerke, Vizekönig ist Ben Meyer.