Schmallenberg. Die Wirtschaftsfachschule in Schmallenberg musste wegen Corona innerhalb kürzester Zeit ihre Angebote digitalisieren. Wie Ihnen das gelingt.

Seit knapp 1,5 Jahren ist Thomas Heitkamp mit einem Standort der Kölner Wirtschaftsfachschule – WIFA Firmengruppe - in der Schmallenberger Oststraße ansässig. Die Corona-Krise überraschte den Standortleiter genauso wie seine Kunden. Plötzlich wurde alles digital. Ein Interview über Arbeitsmärkte, Deutschkurse und Jobperspektiven.


Sie sind seit November 2018 in Schmallenberg. Viele kennen das Gebäude und ihr Schulungszentrum, sind bislang aber noch nicht durch die Eingangstür gegangen. Was bieten sie an und wie haben sich die Angebote in den vergangenen Jahren entwickelt?
Thomas Heitkamp: In erster Linie sind wir ein Bildungsträger für kaufmännische Weiterbildungen und Umschulungen. Hier erhalten unsere Kunden Weiterbildungsmaßnahmen, Coachings wie man beispielsweise Bewerbungen schreibt oder Coachings in verschiedenen EDV-Programmen und verschiedenen kaufmännischen Bereichen mit auch kurzfristigen Laufzeiten, teilweise sogar mit IHK-Abschluss oder auch verschiedene Sprachkurse. . Dazu bieten wir ab dem 1. Juli jetzt die Umschulung zum Steuerfachangestellten an und zum 31. Juli gibt es bei uns eine Umschulung zum Fachinformatiker mit der Fachrichtung Systemintegration. Beide Umschulungen laufen über zwei Jahre.


Wie finden diese Umschulungen und Weiterbildungen statt? Insbesondere in Zeiten der Corona-Pandemie?
Wir haben gemerkt, dass die Kunden in erster Linie wirklich den Frontalunterricht vor Ort bevorzugen. Sie kommen gerne hierhin und den Kontakt zum Kunden wollen wir natürlich auch weiterhin gewährleisten. Jetzt in der Corona-Zeit haben wir die Teilnehmer von zuhause aus arbeiten lassen, aber unser Ziel ist, die Leute an den Standort zu holen und somit weiter Ansprechpartner vor Ort zu sein, aber dennoch auch weiter Online-Schulungen in Kooperation mit anderen Standorten anzubieten, sodass das Angebot auch für diese Region noch vielfältiger ist und individuell auf die Einzelperson abgestimmt ist.


Das war ja für sie, wie auch für ihre Kunden, mit Sicherheit eine große Umstellung oder?
In der Tat, das musste innerhalb von 14 Tagen passieren, mit der Corona-Pandemie hat ja niemand gerechnet. Wir bieten Online-Schulungen in einem gewissen Rahmen schon länger an, weshalb wir schon viele Lizenzen hatten. Aber wir waren, im Rahmen des Möglichen, relativ gut vorbereitet, sodass wir den Unterricht gut fortsetzen konnten. Aber natürlich gab es bei uns am Anfang auch einige Schwierigkeiten.

Mussten deshalb auch Abstriche gemacht werden?
Das meiste konnten wir Eins-zu-Eins umsetzen. Natürlich mussten wir auch Abstriche machen, weil bei vielen Teilnehmern die Voraussetzungen zuhause nicht herrschen, wo dann zum Beispiel keine PCs vorhanden sind, kein Internetanschluss besteht oder oder. Aber dann haben viele die PCs einfach von hier mit nach Hause genommen. Viele lernen natürlich lieber woanders als zuhause, weil ihnen die Motivation in den eigenen vier Wänden fehlt. In einem Schulungsstandort ist die Motivation sicherlich höher.


Welchen Einfluss hatte die Pandemie auf die tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das auf den Schmallenberger Markt?
Wir bieten unsere Angebote unter anderem für Arbeitslose, Arbeitssuchende, Selbstzahler und Firmenkunden an. Gerade aktuell sind viele von Kurzarbeit oder sogar Arbeitslosigkeit betroffen - die waren aber vielleicht zwanzig Jahre lang in ein und demselben Unternehmen und wissen gar nicht mehr, wie man zum Beispiel eine Bewerbung schreibt. Wo die Entwicklung aber hingeht, dass kann man kaum absehen. Aber auch in Kurzarbeit und bei Arbeitslosigkeit gibt es unter gewissen Voraussetzungen verschiedene Möglichkeiten der Förderung von Fort – und Weiterbildungen zum Beispiel über die Agentur für Arbeit oder über das Jobcenter.


Werden die Leute aktiver mit ihren Bewerbungen, gerade weil es aktuell eine wirtschaftlich ungewisse Zeit ist?
Ja, das habe ich gemerkt. Auch, obwohl in Schmallenberg eine sehr geringe Arbeitslosenquote herrscht. Man muss ja gar nicht von einer Jobsuche betroffen sein, viele wollen sich auch einfach anders oder neu aufstellen und die Zeit nutzen, um für den Fall der Fälle gut gerüstet zu sein.


Was bedeutet die Krise für den Schmallenberger Arbeitsmarkt?
Ich schätze, dass viele Unternehmen dadrunter zu leiden haben. Für viele kann es aber auch eine Chance sein und eine positive Entwicklung haben, weil sich die Unternehmen eben gegenseitig unterstützen. Ich glaube und hoffe für unsere Region, dass die meisten mit einem blauen Auge davonkommen. Ob tatsächlich und wie das am Ende aussieht, das wird sich aber erst in den nächsten Jahren zeigen.

  • Die Wirtschaftsfachschule wurde 1975 gegründet und besteht heute aus über 20 Standorten
  • Thomas Heitkamp ist gebürtiger Schmallenberger und gelernter Bankkaufmann.
  • Den Wifa-Standort hier in Schmallenberg gibt es seit
    dem Jahr 2018
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