Schmallenberg. Täglich sterben drei Menschen, weil sie auf ein Spenderorgan angewiesen wären, das sie nicht erhalten. Warum Organspendeausweise so wichtig sind.

Es ist immer der erste Samstag im Juni. Für viele Schmallenberg vielleicht ein gewöhnlicher Samstag, nicht aber für Dr. Hans-Georg Grobbel. Am heutigen Samstag ist der jährliche Tag der Organspende. Der gebürtige Schmallenberger Grobbel engagiert sich seit Jahren, um über das Thema Organspende aufzuklären und appelliert, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.


Warum engagieren sie sich so stark für das Thema Organspende?

Dr. Hans-Georg Grobbel:
Es war Frank-Walter Steinmeier, der mich dazu motivierte. Steinmeier selber spendete seiner Frau eine Niere. Das fand ich toll und dann habe ich mir auch einen Ausweis angeschafft beziehungsweise meinen bestehenden Ausweis erneuert. Ich war im Fredeburger Krankenhaus selbst Transplantationsbeauftragter. Das Problem ist, dass wir in Deutschland viel zu wenig Spender haben.


Wie viele Menschen stehen denn aktuell auf der Warteliste, die dringend ein Spenderorgan brauchen?
Das dürften aktuell so etwa 9000 Menschen in Deutschland sein. Jeden Tag sterben drei Menschen, weil sie kein Spenderorgan bekommen, das ihnen vielleicht das Leben retten könnte.


Im Januar gab es ja eine bundesweite Diskussion um die mögliche Widerspruchslösung, die am Ende gekappt wurde. Wie haben sie das wahrgenommen?
Ich finde es schade und bedauerlich, dass diese Lösung gekappt wurde. Andere Länder machen es uns vor, jetzt haben wir weiterhin die Zustimmungslösung. Und nur, weil einen dann die Krankenversicherung alle zwei Jahre anschreibt, bekommt man die Leute ja nicht dazu. Die Kapazitäten, die wir in der Organspende haben, werden einfach nicht ausgenutzt.


Wo liegt denn das Problem? Wollen die Leute einfach nicht spenden oder scheuen die meisten die Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben?
Ja, ich glaube die Menschen scheuen diese Auseinandersetzung. Der eigene Tod ist immer noch ein Tabuthema, über das viele nicht sprechen wollen. Dabei geht es bei der Organspende ganz einfach um ein Geben und Nehmen. 85 Prozent aller Deutschen sagen ja, sie wären bereit, Organe zu spenden, aber nur 35 Prozent haben auch einen Spenderausweis. Es wäre einfach wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und eine klare Entscheidung zu treffen: Will ich spenden? Wenn ja, was will ich spenden und was nicht? Und auch wenn die Leute sagen, dass sie nicht spenden wollen, ist das in Ordnung. Man sollte sich aber wenigstens Gedanken darüber machen.


Sie sind eigentlich Orthopäde, setzen sich aber auch für die Themen Organspende und Reanimation verstärkt ein. Wie kommt das eigentlich?
(Lacht). Man muss auch mal über den Tellerrand blicken. Spenden ist nach meiner Meinung auch irgendwo ein Akt der Solidarität und Nächstenliebe.