Ostwig. Es wäre das Wochenende des Jahres gewesen: Schützenfest in Ostwig. Wenn da nicht Corona wäre. Aber die Schützen haben sich was einfallen lassen!
An diesem Wochenende hätte Ostwig Schützenfest gefeiert. Für Brudermeister Paul Schmidt ist die Corona-Absage des Hochfestes wie für alle anderen Schützen ein herber Schlag. Dennoch rät er dazu, die Kirche im Dorf zu lassen.
Benötigt Ihr Verein durch die Krise finanzielle Unterstützung etwa durch Bund und Land?
Paul Schmidt Nein, sicher nicht: Dank einer soliden Kassenlage. Sicher ein Verdienst des bisherigen Vorstands um Brudermeister Dr. Paul Heinz Liese und unseres langjährigen Geschäftsführers,Ferdi Rath, denen das Kunststück gelang, die Balance zwischen der konservativen „Erhardschen Formel“ (Maß halten...) und werterhaltenden, innovativen Vorhaben in einem trefflichen Maße zu finden. Das Ostwiger Schützenfest genießt nicht nur im Dorf, sondern auch bei Gästen einen ausgezeichneten Ruf und schreibt über Jahre schwarze Zahlen. Mit Verlaub: Angesichts der durch die Corona-Krise verursachten Gefährdungen wirtschaftlicher Existenzen sollte man es realistisch betrachten und das Schützenwesen nicht in die erste Reihe stellen.
Was werden Sie in diesem Jahr am meisten vermissen?
Neben diversen „Highlights“ sicherlich die Jubilarehrungen am Sonntagmorgen. Unsere Mitglieder sind das Fundament der Bruderschaft. Sie haben - jeder auf seine Art und Weise - ihren Beitrag geleistet, das Schützenwesen mit Leben erfüllt, auf dass dieser traditionsreiche Verein auch für künftige Generationen seinen Stellenwert für die Pflege von Eintracht und Gemeinschaft, für den Schutz von Glaube, Sitte und Heimat haben wird. Bereits in den letzten Wochen vor dem Fest herrscht eine spannende, prickelnde Atmosphäre, die einen ungeachtet der vermeintlich routinierten Vorbereitungen immer wieder aufs Neue erfasst. Diese Vorfreude, dieses Arbeiten in der Gemeinschaft auf den gewissen Punkt hin, gepaart mit Spekulationen darüber, wie es dieses Mal wohl ablaufen wird, ist, um es mit der Sprache der Jugend auszudrücken, einfach „geil“. Und man versteht, wenn die „Altgedienten“, paradoxerweise, die These aufstellen, dass mit der Festansage am Samstagnachmittag das Schützenfest praktisch gelaufen ist.
Bei welchem Schützenfestlied singen Sie laut mit?
Das fragen Sie jemanden, dessen musikalische Fähigkeiten schulisch mit einem „Mangelhaft“ bewertet wurden? Okay, Alkohol löst die Zunge und beseitigt natürliche Hemmungen, so dass in einer freudengeschwängerten Atmosphäre auch die Kunst des Belcantos mit etwas Phantasie dargeboten werden kann. Dann reicht es von der „Fischerin am Bodensee“ bis hin zur „Schützenliesel“. Ebenso wenn Schützenkönig Max Rath zu später Stunde seine „Tante aus Marokko“ intoniert. Aber absoluter und unverwüstlicher Evergreen ist die durch Ernst Mosch bekannt gewordene Polka. „Auf die Vogelwiese“ kennt offenbar jeder.
Was ist Ihr Lieblingsbrauch beim Schützenfest?
Einer besteht darin, dass ich, obgleich seit 2001 im „Oberdorf“ wohnhaft, immer noch im Zug 1, an der Kirche, antrete. Ich möchte beim Marschieren, von Beginn an dabei sein. Nein, mit einem Lieblingsbrauch vermag ich nicht zu dienen. Vielleicht noch damit, dass wir seit Jahren - Hallenwart Frankie, Hauptmann Ode und ich - nach dem letzten Aufräumen am Mittwoch nach Schützenfest, die „amerikanische Botschaft“ (McD) in Brilon aufsuchen.
Wie trifft Sie die Krise persönlich?
In Bezug auf das entgangene Schützenfest, die entfallenen Besuche der Schützenfeste der Nachbarbruderschaften und des Kreisschützenfests in Schmallenberg: sicherlich ein herber Schlag für einen begeisterten Schützenbruder. Ich möchte aber die Kirche im Dorf lassen: Ich denke an die Selbstständigen, an die Angestellten in Kurzarbeit oder gar an jene, die corona-bedingt ihre Arbeitsstelle verlieren könnten: Hier stehen Existenzen auf dem Spiel! Von daher sollte ich mich mit meinem „veränderten Freizeitverhalten“ hinten anstellen.
Was sind die Hoffnungen in Bezug auf ihre Bruderschaft?
Möglichst schnell wieder in den Normalmodus zurückzukehren, die Begeisterung für das Schützenwesen im Allgemeinen und für das Ostwiger Schützenfest im Besonderen zu konservieren bzw. gar noch zu steigern. Ein Mund-Nasen-Schutz und ein Abstand von 1,50 Meter sind mit Volksfesten wie einem Schützenfest nur schwerlich in Einklang zu bringen; weshalb dieser Zustand bald überwunden sein sollte. Dass uns die Krise auch möglicherweise auch noch in 2021 tangieren könnte..... blende ich optimistisch einfach aus.
- Die St.-Antonius-Schützenbruderschaft bittet alle Ostwiger Bürger an diesem Wochenende - 6. bis 8. Juni - an dem eigentlich das traditionelle Schützenfest gefeiert werden sollte, solidarisch die Fahnen zu hissen. Am Samstagabend gegen 22 Uhr wird ein Feuerwerk gezündet. Ein - wenn auch nur kleiner - Ersatz für den entgangenen Großen Zapfenstreich.
- Eine über die Abende illuminierte Schützenhalle soll dazu beitragen, die Erinnerungen an kurzweilige gesellige Stunden, Musik, Tanz und gute Stimmung wach zu halten. Mit den Aktionen möchten die Antoniusschützen alle ermutigen, mit Zuversicht nach vorn zu schauen und sich schon jetzt auf die nächste Schützenfestsaison 2021 zu freuen.