Eversberg. Die Londoner Fotografin Susanne Hakuba ist wegen Corona für zehn Wochen in Eversberg (Meschede) gestrandet. Sie wollte nur ein paar Tage bleiben.
Susanne Hakuba ist eine Gestrandete. Das Corona-Virus hat ihren Kurzurlaub in Eversberg erheblich verlängert – auf zehn Wochen. Normalerweise lebt die Fotografin in London.
Wie kam es dazu? Am 18. März flog sie mit Easyjet von London-Luton nach Dortmund. „Auch da durften bereits nur noch Deutsche einreisen“, erzählt die 47-Jährige. Sie wollte ihrer Mutter Gesellschaft leisten, während der Vater für ein paar Untersuchungen ins Krankenhaus musste. „Ich habe mir schon gedacht, dass die Rückreise schwierig wird.“ Mehrmals wurde ihr Rückflug storniert, die Fluggesellschaft stellte den Betrieb schließlich ein. Sie hätte womöglich über Frankfurt zurückfliegen können, lehnte das aber schließlich ab.
„Ich entschied mich zu blieben.“ Denn auch in London verschärfte sich die Lage damals. Und das Sauerland bot einige Vorteile – vor allem Platz. „Während des Lockdowns hätte ich in London das Haus ein Mal am Tag verlassen dürfen. Ich lebe dort in einer WG, alles etwas beengt“, erzählt Susanne Hakuba. In Eversberg bezog sie die Einliegerwohnung im Haus und genoss ihre täglichen Spaziergänge im Wald.
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Ein Stück Großbritannien: ein Earl Grey am Morgen
Ein Earl Grey mitten im Wald wurde zur Morgenroutine. Gegen 6 Uhr zog sie in den Wald und beobachtete in den vergangenen Wochen die erwachende Natur. Sie entdeckte Wege ihrer Kindheit und Jugend wieder und manche ganz neu. „Den Wald würde ich als meine Heimat bezeichnen. Er fehlt mir in London“, sagt Susanne Hakuba, die seit 13 Jahren in der Hauptstadt lebt. Der Wald habe ihr „Raum“ gegeben, um über die nächsten Schritte nachzudenken.
Denn die Pandemie trifft die freiberufliche Fotografin finanziell mit aller Wucht. Sie arbeitet für Unternehmen und begleitet Events. Alle Aufträge für das Jahr 2020 wurden gestrichen. Ihr zweites Standbein ist die Kunst- und Dokumentar-Fotografie. Derzeit arbeitet sie beispielsweise an einer Ausstellung, die die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf ihre Generation zeigen.
Hierfür hat sie eine Förderung erhalten, von der sie die laufenden Kosten decken kann. Außerdem erhielt sie vom „Arts Council England“, eine Abteilung des britischen Kulturministeriums, einen Betrag, um sich in der Krise umzuorientieren. Beide Quellen sind endlich. „Ich werde mir jetzt etwas einfallen lassen und schauen, welche Jobs ich bekommen kann.“ Der Weg zurück in ihren früheren Bankjob sei jedoch keine Option.
Fotografin vermisst kreativen Austauch
Mit dem Zug geht es nun am Montag über Brüssel zurück nach England. „Mir fehlen meine Freunde und der kreative Austausch. Das Gefühl der Möglichkeiten“, erzählt sie. Ihr Bedarf an Videotelefonaten sei definitiv gedeckt.
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Intensive Zeit mit den Eltern genossen und genutzt
Doch die intensive Zeit mit ihren Eltern, 78 und 81 Jahre alt, habe sie sehr genossen. „Ich konnte ihnen oft helfen, ihnen einiges abnehmen in dieser Zeit.“ Auch das tägliche Kaffeetrinken am Nachmittag mit Kuchen oder Plätzchen, „übrigens etwas sehr Deutsches“, werde ihr fehlen. „Ich bin dankbar hier zu sein.“ Ohne Corona wäre sie sicher keine zehn Wochen geblieben.
Auf ihre Streifzüge durch den Wald nahm sie häufig ihre Kamera mit. So entstanden einige Aufnahmen. „Daraus werde ich definitiv noch etwas machen, aber ich weiß noch nicht was“, sagt die Fotografin. Vielleicht eine Ausstellung über das Leben einer Gestrandeten in der grünen Heimat?