Meschede. Der ÖPNV hat keinen guten Stand rund um Meschede. Das zeigen die Noten im WP-Heimat-Check. Die Gründe scheinen klar - aber gibt es auch Visionen?
Der ÖPNV scheint ein Thema zu sein, das die Menschen bewegt - zumindest gedanklich. Schmallenberg und Eslohe fahren in unserem Heimatcheck beim Thema Nahverkehr ihre schlechtesten Ergebnisse ein. Auch in Meschede sind die Bürger nicht zufrieden. Mit dem Verkehrsexperten des Hochsauerlandkreises Jörg Maaß haben wir versucht, die Gründe herauszuarbeiten und Lösungen zu finden.
Fast eine Vier plus in in Schmallenberg und eine Drei minus in Eslohe - das klingt nach Leistungen, die nicht zufrieden stellen. Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür?
Jörg Maaß: Manche Dinge liegen auf der Hand: Im Gegensatz zu Meschede und Bestwig fehlt beiden Kommunen der Bahnanschluss. Viele ihrer Orte liegen vereinzelt, abseits der Bundesstraßen und sind daher vom ÖPNV nur schwer zu erreichen. Die Einwohnerdichte ist gering. Die Pendlerströme verteilen sich sowohl in Richtung Bahnhof Meschede als auch nach Altenhundem bzw. Grevenbrück. Und immer wieder kritisieren Bürger auch das Angebot in den Tagesrandlagen oder am Wochenende.
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Sind diese Noten denn gerechtfertigt?
Ja und nein. Natürlich könnte das Angebot besser sein, doch viele Wünsche stoßen schlicht an wirtschaftliche Grenzen. Doch in den vergangenen Jahren ist auch einiges passiert. So wurde der Nahverkehr in Schmallenberg und Eslohe intensiv weiterentwickelt: Ein Netz von Schnell- und Regio-Bussen bietet auf den bevölkerungsstarken Achsen Nahverkehr im Stundentakt, so zwischen Schmallenberg und Meschede mit Einbindung von Bödefeld und von Schmallenberg nach Eslohe. Auch das Angebot an Sonn- und Feiertagen im Dreieck Schmallenberg - Eslohe - Meschede wurde ausgebaut.
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Trotz Bahnhof - auch in Meschede sind die Menschen mit dem Nahverkehr nicht richtig zufrieden. Die Note ist eine Drei. Wie schätzen Sie dieses Ergebnis ein?
Möglich ist, dass die Mescheder ihr Angebot mit dem in Großstädten vergleichen, das in den Außenbereichen aber auch nicht überall gut ist. Die Kritik der vergangenen Monate an den Pesa-Zügen war sicherlich auch ein Grund. Meiner Meinung nach steht Meschede gar nicht schlecht da. Es gibt ein attraktives Stadt-Bus-System im Stundentakt, in die Gartenstadt sogar im Halbstundentakt. Die C4 wurde auf Wunsch der Bürger bis Grevenstein erweitert. Und man erreicht nahezu alle Stadtteile mindestens stündlich.
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Busfahren ist immer noch relativ teuer. Müsste man nicht versuchen, das Angebot einfach günstiger zu machen?
Ein einfacher und attraktiver Tarif ist ein Aspekt, um die Menschen für Bus und Bahn zu begeistern, aber eben nur einer. Ebenso wichtig sind Fahrplanangebot, Qualität und Information. Manches wird trotz intensiven Marketings noch nicht genügend wahrgenommen. Zum Beispiel gibt es für Menschen über 60 das „60plusAbo“. Es gilt ab 8 Uhr und am Wochenende ganztägig für Bus und Bahn. In der Stadt kostet es im Monat 30 Euro, im Hochsauerlandkreis 44 Euro, im Raum Ruhr-Lippe (einschließlich Dortmund) 55 Euro oder in ganz Westfalen einschließlich Siegen, Dortmund, Münster, Paderborn und Bielefeld 88,90 Euro.
Schmallenberg bietet Busfahren auch über die Familienkarte an. Ist das in Ihren Augen ein attraktives Angebot, um Familienfreundlichkeit und Umweltschutz zu verbinden?
Mobilität ist ein Grundbedürfnis, besonders für Familien. Deshalb finde ich es völlig korrekt und zielgerecht, wenn Städte diesen Bereich bei der Familienförderung miteinbeziehen.
Manchmal scheitern Verbindungen ja auch an Kleinigkeiten, da wartet der Bus nicht oder der Anschluss ist so geplant, dass er immer gerade weg ist.
Der ÖPNV ist kein Individualverkehr und nicht jeder Kundenwunsch ist erfüllbar. Aber wo immer das möglich ist, werden Barrieren abgebaut. So verkehrt zum Beispiel die Linie R69 von Schmallenberg nach Eslohe seit Dezember 2018 durchgehend, zuvor waren Umstiege in Bad Fredeburg oder Bremke notwendig.
Nahverkehr ist ja nicht nur Bus und Bahn, also Linienfahrten zu festen Zeiten. Gibt es weitere Modelle, die auch für den HSK interessant sein könnten?
Flexibilisierte Formen des Nahverkehrs werden auch im HSK bereits seit Jahren angeboten, zum Beispiel Taxi-Busse oder das Nacht-Anruf-Sammel-Taxi. Aber diese Angebote sind vergleichsweise teuer. Sie sind häufig nur mit einer mit Co-Finanzierung möglich.
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Lassen Sie uns mal ein bisschen visionär in die Zukunft gucken: Ließe sich nicht auch der private Pkw in die Transport-Flotte einbauen? Oder das Fahrrad?
Mitfahren ist gerade in den Dörfern des Sauerlands geübte Praxis, gerade in den kleinen Ortschaften. Dabei ist das Dorfnetz meiner Beobachtung nach funktionsfähiger und lebensnaher als App-basierte Angebote, was sich mit dem Alter der Nutzer vielleicht ändert. Auch das Thema Fahrrad wird zunehmend wichtiger, um kürzere Strecken zwischen Haustür und Haltestelle zu überwinden. Selbst die Mitnahme im Bus ist im begrenzten Maße möglich. Ticketangebote existieren, Fahrradabstellanlagen, wie in Meschede, werden nachgerüstet. Insgesamt steigt die Bereitschaft verschiedene Verkehrsmittel für eine Fahrt zu kombinieren. Es ist wichtig, dass auch digitale Auskunftssysteme und Tarifangebote das abbilden.
Zusammengefasst sind die Informationen des HSK auch im Nahverkehrsplan