Meschede. Feuchttücher statt Klopapier? Keine gute Idee. Kläranlagenbetreiber berichten von Problemen in der Corona-Krise. Wie sieht’s im Sauerland aus?
Taschentücher, Küchenrolle, Feuchttücher: Da die Menschen bei vermeintlicher Toilettenpapierknappheit zu Alternativen greifen, berichten Kläranlagenbetreiber von Problemen während der Corona-Krise. Wie sah es im Sauerland aus? Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel klärt auf.
Hat der Mangel an Klopapier dazu geführt, dass im Sauerland vermehrt Alternativen wie Babyfeuchttücher genutzt wurden?
Nein, dies können wir im Anlagenbetrieb bisher nicht feststellen. Der vermehrte Einkauf von Toilettenpapier ist aus unserer Sicht rein emotional begründet. Substitutionserscheinungen können wir bisher nicht feststellen. Daraus lässt sich möglicherweise schließen, dass es bisher kein Toilettenpapiermangel gibt.
Kam es deshalb in ihren Anlagen in Eslohe, Bestwig, Meschede und Schmallenberg bislang zu Problemen?
Ein erhöhter Wartungsaufwand ist bisher nicht feststellbar. Mit Feuchttüchern gab es in einigen Anlagen, besonders in Pumpwerken auch vor Corona schon Schwierigkeiten.
Wird sich das auch möglicherweise auf die Gebühren Im kommenden Jahr auswirken?
Nein, die Beiträge des Ruhrverbands werden weiter stabil bleiben.
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Sind kleinere Anlagen im Sauerland für wenige 100 Einwohner anfälliger als große in den Ballungszentren?
Der Ruhrverband ist nur für Anlagen ab 450 Einwohner zuständig. Wir können aber auch nicht erkennen, dass kleinere Anlagen durch die Feuchttücherproblematik stärker betroffen sein sollten.
Wie stark ist die Abwassermenge in den vergangenen vier Wochen gestiegen? Und hat eine möglicherweise erhöhte Menge eventuelle sogar positive Effekte auf das Kanalnetz, da die Kanäle nun gut „gespült“ werden?
Ein Anstieg bei den Wassermengen aufgrund der Corona-Krise lässt sich im Jahresvergleich nicht feststellen. Andere Faktoren wie die Verteilung der Regenereignisse haben wesentlich mehr Einfluss auf die Wassermenge und überlagern eine mögliche Steigerung der Wassermenge.
- Das Problem: Die Feuchttücher bestehen nicht aus Papier, sondern aus einem Polyester-Viskose-Gemisch, zersetzen sich also nicht, sondern verfilzen in den Kanälen. Diese meterlangen, reißfesten Zöpfe wickeln sich um die Antriebswellen und blockieren diese - Pumpenleistung und Fördermenge fallen dann drastisch ab.
- Corona-Verschärfung: Bei Problemen müssten „die Störungsteams ausrücken, um die Verstopfung händisch zu beseitigen und das Pumpwerk wieder in Gang zu bringen. Die Beschäftigten auf den Betriebsanlagen des Ruhrverbands arbeiten jedoch derzeit im rollierenden Zweischichtbetrieb, um Infektionsketten so gut wiemöglich zu unterbinden und die Entsorgungssicherheit zu gewährleisten“, heißt es vom Ruhrverband.
- Es seien also weniger Mitarbeiter zeitgleich im Einsatz als sonst. Deshalb der dringende Appell: In die Toilette gehört ausschließlich Toilettenpapier.
- Auf das Babyfeuchttücher-Problem wies auch die Hochsauerlandwasser GmbH schon vor Corona mehrfach hin – so zum Beispiel in der Gemeinde Bestwig. Durch gezielte Aufklärung in den Haushalten vor Ort, sei das Problem jedoch schließlich nicht mehr aufgetreten, sagte Pressesprecher Jörg Fröhling