Oberkirchen. Mit einem Hygiene-und Raumkonzept hat sich Gasthof Schütte in Oberkirchen auf seine Gäste vorbereitet. Aber nicht alle dürfen kommen.

Die Vorschriften ändern sich wöchentlich. „In der Gastronomie herrscht eine große Unsicherheit“, sagt Karl-Anton Schütte vom Landhotel Schütte in Oberkirchen. Darf man an der Bar bewirten? Das Schwimmbad öffnen? Massagen im Wellness-Bereich sind erlaubt, aber keine „gesichtsnahen Dienstleistungen“. Klagen hört man den Hotelinhaber nicht. „Wir im Hotel- und Gaststätten-Gewerbe sind Berufs-Optimisten.“

Nur 50 Prozent Auslastung erlaubt

100 Betten gibt es im Hotel Schütte. Selbst im Corona-Lockdown waren über Christi Himmelfahrt alle belegt. Dann hieß es, dass nur 50 Prozent Auslastung erlaubt ist. Damals sagte Schütte kopfschüttelnd unserer Zeitung: „Soll ich jetzt jedem zweiten Gast absagen?“

Nach jedem gast werden die Tische auf der Außenterrasse mit Seifenlauge abgewischt.
Nach jedem gast werden die Tische auf der Außenterrasse mit Seifenlauge abgewischt. © Ute Tolksdorf

Mittlerweile ist klar: Er darf alle 60 Zimmer belegen. „Aber da ist so viel Bewegung. Heute Morgen waren wir zu dritt am Telefon.“ Manche Gäste können nicht anreisen, andere wollen nicht, manche machen sich Sorgen: „Eine Familie aus den Niederlanden kommt seit 25 Jahren. In diesem Jahr darf sie nicht über die Grenze. Das ist schlimm.“ Auch die Herren-Clubs, die sonst zum Vatertag anreisen, haben abgesagt. Karl-Anton Schütte kann das verstehen: „Die Gruppe will abends zusammensitzen und ein Bier trinken. Ich darf sie nur an Zweier-Tischen setzen.“ Denn nur Familien und Menschen aus maximal zwei Haushalten dürfen an einen Tisch.

Doch neben den Stornierungen stoßen nach und nach auch neue Buchungen in die Lücken. „Manche sind froh, dass sie endlich mal raus können. Ihnen fällt zu Hause die Decke auf den Kopf.“ Während der Hotelier auf der Außenterrasse über das Geschäft spricht, begrüßt und verabschiedet er aufmerksam jeden Gast, gibt Radlern Ausflugsempfehlungen, erkundigt sich, wie die private Wanderung gelaufen ist. Eigentlich wäre jetzt die 48. Oberkirchener Frühjahrswanderwoche. Zum ersten Mal seit 1972: abgesagt.

Hygiene- und Raumkonzept erstellt

Schütte hat seinen Betrieb erst am Montag wieder eröffnet. Dafür hat er ein Hygiene- und Raumkonzept erstellt, Tische in die Garage geräumt. „Das größte Problem ist die 1,50-Meter-Abstandsregel.“ Normalerweise haben Restaurant und Lounge 320 Sitzplätze, jetzt sind es noch 128. Manche Tische ließ er ohne Stühle stehen, als Abstandshalter und damit es nicht so leer aussieht.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Tischdecken, Blumenschmuck Servietten - vieles, was den Restaurant- und Hotelbesuch ausmacht, ist verboten. Da der Hotelier seinen Hausgästen feste Tische zuweist, kann er diese ein bisschen persönlicher gestalten, ohne gleich nach jeder Mahlzeit alles waschen und desinfizieren zu müssen.

„In der vergangenen Woche hätten wir nur das Restaurant öffnen dürfen“, erklärt er. „Das hätte sich nicht gelohnt.“ Auch jetzt hält er die Plätze im Innern erst mal für seine Hotelgäste vor. Froh ist er, dass er wieder ein Frühstücks-Büfett anbieten darf. Allerdings müssen sich die Gäste festlegen, zu welchen Zeiten sie frühstücken wollen. „Dafür tragen sie sich selbst in eine Liste ein. Wir wollen das nicht vorschreiben.“

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Die Bar bleibt geschlossen

Die Bar steht einladend in der Mitte des Restaurants. Doch sie wird noch nicht eröffnet. Er habe sich die Ausführungsbestimmungen zum NRW-Erlass genau durchgelesen, sagt Schütte. Danach könnte er sie öffnen. „Zwar ist Thekenbetrieb verboten, aber bewirten könnten wir ja an den Tischen.“ Trotzdem: Sie bleibt geschlossen. Zu viel Unsicherheit. Auch die Zimmer dürfen die Mitarbeiter nicht reinigen, solange der Gast dort wohnt. Ihre Betten müssen die Hotelgäste im Moment selber machen. Das Hotel bietet allerdings einen zusätzlichen Wäschewechsel an. Eine Mitarbeiterin geht alle zwei Stunden durchs ganze Haus, desinfiziert Türklinken, Lichtschalter und Handläufe.

Das Freibad ist geöffnet. Das Hallenbad bleibt geschlossen.
Das Freibad ist geöffnet. Das Hallenbad bleibt geschlossen. © Ute Tolksdorf

All das kostet zusätzlich zu dem ausgefallenen Verdienst der vergangenen Monate. „Die Sylter haben eine Preiserhöhung von 25 Prozent angekündigt, andere nehmen einen Hygieneaufschlag.“ Auch Schütte will die Preise anheben. Alle 75 Mitarbeiter, die meisten arbeiten Vollzeit, musste er zumindest zeitweise in Kurzarbeit schicken. Er sieht die Härten, wenn beide Partner in der Gastronomie beschäftigt sind und zusätzlich das Trinkgeld fehlt. „Die Verpflichtungen, Mieten oder Leasingraten, bleiben ja.“

Das Freibad, das ein paar Schritte vom Haus entfernt in einer idyllischen Wiesen-Landschaft mit eigenen Umkleiden und einem Cafébereich liegt, ist ab Donnerstag geöffnet. 22 Grad warm ist das Wasser. Das Hallenbad bleibt bis zum 29. Mai geschlossen, wahrscheinlich. Und die Sauna? Man weiß es nicht.